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Schulkindergarten setzt auf sanften Übergang - Stadt finanziert Erzieherin

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Fast wie Schule: Erzieherin Sabrina Angov gibt Hilfestellung bei einem Arbeitsblatt. - Fotos: ade
Fast wie Schule: Erzieherin Sabrina Angov gibt Hilfestellung bei einem Arbeitsblatt. © ade

Rehburg - Ein Schulkindergarten ist keine neue Einrichtung. Einer, der nicht nur von Lehrkräften, sondern auch von einer Erzieherin betreut wird, hingegen schon. Das ist seit einigen Monaten die neueste Errungenschaft in der Grundschule Rehburg.

„Tamme Tintenfisch“ ist ein ständiger Begleiter. Gerade hat die sechsjährige Asma ihn sich geschnappt und knuddelt mit ihm auf dem Sofa. Aus alten Strumpfhosen, die die Kinder eigenhändig ausgestopft haben, sind seine Tentakel geworden. Dass er das Maskottchen des Schulkindergartens ist und dass sich die kleine Gemeinschaft „Tintenfisch-Gruppe“ nennt, ist gut erkennbar. An der Klassentür hängt ein großes Bild vom Meer, in dem jeder Tintenfisch den Namen eines der Kinder trägt. Darüber steht geschrieben: „Hier arbeiten und spielen:“

Kuscheln mit Maskottchen „Tamme“ – das macht Asma gerne im Schulkindergarten.
Kuscheln mit Maskottchen „Tamme“ – das macht Asma gerne im Schulkindergarten. © ade

Das trifft den Nagel auf den Kopf. Das ist es, was die Kinder in diesem Jahr irgendwo zwischen dem Ende der Kindergarten- und dem Beginn der Schulzeit machen. Schultische und Ranzen zeigen, dass tatsächlich gearbeitet wird. Dafür steht auch Lehrerin Christina Rosenberger ein. Acht Stunden pro Woche begleitet sie die Kinder, übt mit ihnen allerhand, teilt auch Blätter mit kleinen Arbeitsaufträgen aus. Dann öffnen die Kinder ihre Federmappen, sitzen wie die Schulkinder an ihren Tischen und fühlen sich schon ganz groß. Das zweite Element in dem Raum ist das Spielen. Puppenwagen und Lego gehören zur Ausrüstung, Arbeit und Spaß gehen Hand in Hand.

Für den spielerischen Bereich ist Sabrina Angov zuständig. Sie ist Erzieherin und von der Stadt Rehburg-Loccum seit Beginn des Schuljahres mit 15 Stunden pro Woche angestellt.

Diese Stelle hätte die Stadt nicht einrichten müssen. Dann war aber der Bedarf nach einem Schulkindergarten da – und Rat und Verwaltung entschieden sich für eine Lösung mit freiwilliger Leistung. Üblich bei Schulkindergärten sind einige Stunden, die eine Lehrkraft dafür zur Verfügung gestellt bekommt. Den Rest der Zeit werden die Kinder in diesem Übergangsjahr irgendwelchen Klassen zugeteilt. Mit gemeinsamem Sportunterricht etwa. Um ihnen die Kombination aus Lernen und Arbeiten sowie die Vorbereitung auf die Schule aber besser näher zu bringen, sollte eine andere Lösung her. Mit der sich die Kinder allem Anschein nach ziemlich wohl fühlen.

Luca hat schon ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie es bei ihm sein soll, wenn er erstmal eingeschult ist. Ein bisschen graut ihm zwar vor diesem Ding, das sich „Noten“ nennt – wenn er die aber bekommen muss, dann soll es zumindest jedes Mal eine „1 minus“ sein. Mit seinem Arbeitsblatt ist er fix fertig geworden und freut sich nun aufs Spielen.

Neben Luca sitzt ein Mädchen, das noch nicht so weit gekommen ist wie er. Sie besucht noch den Kindergarten – und hat sich auf diesen Tag riesig gefreut. Gemeinsam mit vier anderen Kindern, die im nächsten Jahr zur Schule kommen, ist sie für zwei Stunden aus ihrem Kindergarten „Spielwiese“ zu Besuch beim Schulkindergarten.

Das, erzählt Angov, sei ein wiederkehrendes Programm. Einmal pro Woche käme eine kleine Gruppe von Schulanfängern zu ihnen. Mal sind es welche aus den Kindergärten „Spielwiese“ und „Bärenhöhle“, dann aus dem Waldkindergarten und demnächst steige auch Rehburgs „Wirbelwind“ in das Programm ein. Wie sehr sich die Kindergartenkinder darauf freuen, zeigt ihre Begeisterung, als das Arbeitsblatt ausgeteilt wurde. Bei deren ersten Besuch, erzählt Angov, da hätten sie nur gemeinsam gespielt und sich ein wenig in der Schule umgesehen. Dabei hätten sie doch wie Schulkinder arbeiten wollen!

Solche Erlebnisse lassen die Kindergartenkinder wachsen – ebenso wie diejenigen aus dem Schulkindergarten. Wenn diese solchen Besuch bekommen, sind sie, die auf dem Schulhof doch noch die jüngsten sind, plötzlich diejenigen mit Erfahrung. Sie sind es, die dem Besuch erklären können, wo die Toilette ist – und allerhand anderes. J ade

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