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Rodewald: „Vier Pfoten“ unternimmt Kastrationsaktionen für Streunerkatzen

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21e5d945-88bf-4465-9e3f-75b01d523782.jpg © Max Brinkmann

Rodewald/Steimbke - Von Max Brinkmann.  Deutschland hat ein Problem mit Streunerkatzen. Laut der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ leben gut zwei Millionen Katzen in Deutschland auf freiem Fuß. Unter anderem können sie gefährliche Krankheiten übertragen. Ein Hotspot der Streunerkatzen ist die Gemeinde Rodewald. Dort wurde zum Jahreswechsel die Kastrationspflicht verhängt.

Durch den Verein „Glückskatzen – Tierhilfe in Rodewald“ kam der Stein ins rollen. Vor drei Jahren haben die Mitglieder angefangen, sich dem Problem der Streunerkatzen auseinander zu setzen. Der Verein kastriert, versorgt und vermittelt die Katzen. Zurzeit sind 55 Streunerkatzen in Betreuung. Nach einem Monitoring – einer Zählung der Katzen – wurde klar, dass Rodewald ein Brennpunkt ist.

Die Gemeinde wurde darüber informiert, dass es wahrscheinlich noch rund 200 Katzen im Gebiet gibt, die noch nicht gefunden wurden. Daher ordnete die Verwaltung an, dass ab Januar 2018 Kastrationspflicht herrsche. Doch was genau heißt das? „Katzenhalter, die ihrer Katze die Möglichkeit gewähren, sich außerhalb der Wohnung ihres Halters frei zu bewegen, haben diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Mikrochip kennzeichnen zu lassen.“, heißt es in der Verordnung.

Streunerkatzen oft Krankheitsträger

Der Grund ist einfach: Streunerkatzen paaren sich mit Hauskatzen und vergrößern so über die Zeit die Population. Jede unkastrierte Hauskatze mit Freigang trägt zum Wachstum der Streunerpopulation bei. Da Katzen bereits mit vier bis fünf Monaten geschlechtsreif werden und pro Jahr zwei Würfe mit mindestens drei Kätzchen großziehen können, wird die Situation stetig schlimmer. Außerdem leiden Streunerkatzen an unbehandelten Infektionskrankheiten wie Leukose, FIP (Bauchfellentzündung) und FIV (Katzen-Aids), die auf andere übertragen werden können. Gerade Katzen-Aids kann laut Tierärztin Sabine Neubert innerhalb von vier Wochen zum tod des Tieres führen.

Auch die Möglichkeit von Zoonosen (Krankheiten die von Tier auf Mensch übertragen werden können) soll unterdrückt werden. Also sind mit der Kastrationspflicht auch Menschen vor Krankheiten besser geschützt. Jede Kommune muss sich selbst um die Streunerkatzen kümmern – das ist nicht gerade günstig. Auf Dauer senkt die Kastrationspflicht also auch die Kosten für die Gemeinde.

Samtgemeindebürgermeister Knut Hallmann erklärt: „Unser Ziel ist das Tierwohl. Wir wollen Haltern weder in die Haltung eingreifen noch sie kriminalisieren, falls sie ihre Katze nicht registrieren lassen.“ Birgit Schneider von „Glückskatzen“ appelliert: „Jeder muss mitmachen, ansonsten bringt es nichts.“

Ärzte sprechen sich für Kastrationspflicht aus

Den Anfang macht die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“. Schon in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen haben sie die Katzenpopulation erfolgreich eingedämmt.Seit dieser Woche führen Sarah Ross und Manuela Stau von „Vier Pfoten“ mit den Mitgliedern von „Glückskatzen“ Kastrationsaktionen in Rodewald durch. Es werden Käfigfallen aufgestellt und sobald eine Streunerkatze in den Käfig läuft, wird sie zur Kastration zum Tierarzt gebracht.

Die Ärzte unterstützen die Kastrationspflicht übrigens auch. Katzen können beispielsweise in der Praxis von Dr. Edriss (Rodewald) von Dr. Michael Sippel (Steimbke) oder in der tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Mariensee (Neustadt) durchgeführt werden. Das Kastrieren einer weiblichen Katze kostet 140 Euro, das einer männlichen 85 Euro.

Alle Beteiligten sind sich einig: Jeder sollte mitziehen, damit es den Katzen bald wieder richtig gut gehen kann. „Der erste Schritt ist getan“, meint Hallmann. Was in den nächsten drei Jahren – so lang gilt die Kastrationspflicht – passiert, bleibt abzuwarten.

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