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Mängel im Kreis Nienburg: Brückenunglück wie in Genua ausgeschlossen

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Insbesondere der stark gestiegene Lkw-Verkehr belastet die Bahnbrücke in Rohrsen.
Insbesondere der stark gestiegene Lkw-Verkehr belastet die Bahnbrücke in Rohrsen. © Maren Hustedt

Landkreis - von Leif Rullhusen. Das Ergebnis ist erschreckend: 169 Brücken in Niedersachsen wurden mit „nicht ausreichend“ oder schlechter bewertet. Das ist das Resultat einer NDR-Datenrecherche aus den aktuellen Prüfungsergebnissen der Bundesanstalt für Straßenwesen.

Eine dieser dringend sanierungsbedürftigen Brücken steht im Landkreis Nienburg. „Nicht ausreichend“ lautet das Urteil für die Brücke der B215 in Rohrsen über die Bahnstrecke Wunstorf-Bremen. Die gute Nachricht: Ein „ungenügend“ bekam keine der im Landkreis Nienburg untersuchten Brücken. Die meisten Brücken im Kreis befinden sich sogar in einem guten Zustand.

Daher schließt die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ein Unglück, wie es sich am Dienstag in Genua zugetragen, hat für das Bundesland aus. Beim dem tragischen Einsturz der vierspurigen Autobahnbrücke der A10 sind mindestens 37 Menschen (stand Mittwochmorgen) ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt.

Nur jede fünfte Brücke gilt als „gut“

Insgesamt benotete die Bundesanstalt in diesem Frühjahr 5323 Brücken. Davon befindet sich nur jede fünfte Brücke in einem „sehr guten“ oder „guten“ Zustand. „Befriedigend“ lautet das Urteil für 2859 und „ausreichend“ für 1201 Brücken. 156 Bauwerke – darunter die Rohrsener Brücke – kassierten ein „nicht ausreichend“, 13 sogar ein „ungenügend“. Es sei aber unwahrscheinlich, dass eine dieser Brücken wirklich einstürze, da die Behörden sie engmaschig überwachen, berichtet der NDR.

„Eine Brückenprüfung umfasst die Bereiche Statik, Dauerhaftitigkeit und Verkehrssicherheit“, erklärt Uwe Schindler, Leiter der Niedersächsischen Straßenbaubehörde in Nienburg.

Mittelfristig muss die Brücke in Rohrsen durch einen Neubau ersetzt werden. 
Mittelfristig muss die Brücke in Rohrsen durch einen Neubau ersetzt werden. © Maren Hustedt

„Die Verkehrssicherheit der Bahnbrücke in Rohrsen haben wir vor einem guten Jahr durch Sanierungsmaßnahmen hergestellt“, berichtet Schindler. So bekam die Brücke unter anderem einen neuen Fahrbahnbelag sowie neue Geländer. Das habe natürlich keine Auswirkungen auf die Statik und die Dauerhaftigkeit – also die Haltbarkeit. Die Restlebensdauer der Rohrsener Brücke sei absehbar. „Mittelfristig ist ein Neubau fällig“, verdeutlicht Schindler. Einen genauen Zeitraum könne man nicht sagen, aber die Brücke stehe unter Beobachtung. „Wir müssen sehen, wie lange wir den derzeitigen Zustand der Brücke noch erhalten können.“

Ursprünglich sei man bei dem Bau von Brücken von einer Lebensdauer zwischen 80 und 100 Jahren ausgegangen. Aufgrund des massiv angestiegenen Verkehrs sei die aber stark gesunken, erläutert Schindler. Insbesondere der Schwerlastverkehr setze den Bauwerken immens zu. Mittlerweile gehe man noch von 60 Jahren aus, bis eine Brücke ihr Lebensende erreicht.

Leinebrücke bei Neustadt wieder gesperrt

Kurz vor ihrem Ableben steht die B6-Leinebrücke in Neustadt. Seit Monaten ist das marode Bauwerk schon für den Lkw-Verkehr gesperrt. Ab Freitag, 24. August, muss sich auch der Pkw-Verkehr ein Wochenende lang über die Lkw-Umleitungsstrecken quälen. 

Von Freitagabend, 22 Uhr, bis Montagmorgen, 27. August, um 5 Uhr, ist sie aufgrund von Bauarbeiten in beide Fahrtrichtungen zwischen den Abfahrten Neustadt/Mandelsloh und Neustadt/Otternhagenvoll gesperrt. Die aktuellen Verstärkungsarbeiten an der Leinebrücke seien lediglich eine vorübergehende Maßnahme. „Auch hier streben wir einen Neubau an“, macht Schindler klar.

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