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Landgericht verurteilt Bankräubertrio

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Bielefeld/Wechold - Von Ulrich Pfaff. Mit Fug und Recht kann es als ein Mammutverfahren bezeichnet werden – zumindest in der Sparte Bankraub. 33 Verhandlungstage hat das Landgericht Bielefeld benötigt, um drei Angeklagte zu verurteilen, die Banken unter anderem in Minden und Rinteln ausgeraubt hatten und schließlich in Wechold gefasst worden waren. Die verhängten Haftstrafen sind lang – denn die Täter sind „schwere Jungs“.

Die drei Männer aus Petershagen und Bünde (beides Nordrhein-Westfalen) mussten sich seit Dezember 2016 für eine Reihe von Überfällen auf Banken im Weserraum verantworten.

Am 9. Juni 2016 hatte eine länderübergreifende Sonderkommission, die sich mit einer Serie von Bankrauben im Weserbergland beschäftigt hatte, das Sondereinsatzkommando (SEK) auf den jetzt 50-Jährigen aus Petershagen und den 57 Jahre alten Bünder angesetzt. Die Zwei waren nachts in die Volksbank-Filiale in Wechold eingedrungen –  mit der Absicht, die Bankangestellten am Morgen abzupassen und zum Öffnen des Tresors zu zwingen. 

Auto mit einer „Wanze“ präpariert

Es blieb beim Vorhaben: Nachdem die Alarmanlage ausgelöst hatte, flohen die Täter. Kurz darauf wurden die beiden von den SEK-Beamten geschnappt. Sie waren dem mit einer „Wanze“ präparierten Auto der Täter gefolgt.

Begonnen hatte die in Bielefeld verhandelte Reihe von Bankrauben im Mai 2015. Der 50-Jährige und sein 21 Jahre alter Stiefsohn passten in Minden-Kutenhausen Bankmitarbeiter ab und bedrohten sie mit Schusswaffen, um sie den Tresor öffnen zu lassen. Im Februar 2016 raubte der 21-Jährige die Volksbank-Filiale in Rinteln-Steinbergen in ähnlicher Manier aus – wobei er von seinem Stiefvater begleitet wurde.

Eine weitere Volksbank-Filiale in Hohnhorst-Rehren (Kreis Schaumburg) wurde vier Wochen später von dem 21-Jährigen überfallen. Nach dieser Tat wurde der Heranwachsende gefasst und etwas später, im Sommer 2016, vom Jugendschöffengericht in Stadthagen zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt.

Beute des Trios knapp 130.000 Euro

Der 50-Jährige ging fortan mit einem 57 Jahre alten Bekannten aus Bünde weiter auf Tour und stieg im April 2016 in Ottenstein (Kreis Holzminden) nachts in die Volksbank ein. Am Morgen erpressten die beiden von den Mitarbeitern die Öffnung des Tresors. Danach betrug die Beute des Trios knapp 130.000 Euro. Zwei Monate später wurden die Diebe geschnappt.

Zurück zum Ende der Verhandlungstage: Richter Dr. Thomas Hartmann fasste die in der gut 14 Monate währenden Beweisaufnahme gewonnenen Erkenntnisse des Gerichts detailliert zusammen und ließ die durchweg rücksichtslos und teils brutal begangenen Taten Revue passieren. Bank-Mitarbeiter standen Todesängste aus. Ihnen wurden täuschend echt aussehende Pistolen an den Kopf gehalten, und sie wurden mit Kabelbindern gefesselt.

„Rein, raus, fertig ist der kleine Klaus“

Das Motiv sei jeweils akuter Geldmangel der drei Männer gewesen, sie seien planvoll vorgegangen. Der 50-Jährige habe in einem Telefonat mit einem der Mittäter das Motto ausgegeben: „Rein, raus, fertig ist der kleine Klaus.“

Die Quittung fällt stattlich aus: Elfeinhalb Jahre Haft für den 50-Jährigen als Drahtzieher und Haupttäter, neuneinhalb Jahre für den 57-Jährigen. Beide seien Berufsverbrecher, um dies zu erkennen, „bräuchten wir keinen Gutachter“, betonte der Richter. Für eine Sicherungsverwahrung reichten die Voraussetzungen jedoch nicht aus.

Der 21-Jährige muss nach Jugendstrafrecht für fünf Jahre hinter Gitter. Er war im Sommer 2016 nur für eine Tat verurteilt worden, die neue Strafe bezieht sich auch auf mehrere andere der Raube.

2015 zu mehrjähriger Haftstrafe verurteilt

Der 57-jährige Bünder beging die Taten, während er auf eine Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Paderborn wartete: Er war erst im April 2015 wegen gewerbsmäßigen schweren Diebstahls zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Der 50-Jährige, ebenfalls mehrfach vorbestraft, war im Frühjahr 2015 aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf freigesprochen worden, einen wohlhabenden Physiotherapeuten aus Hüllhorst (Nordrhein-Westfalen) getötet zu haben.

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