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Bibel-Kopieraktion: Hannelore Balschun schreibt die Schrift

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Wie einst vor Erfindung des Buchdrucks die Mönche: Hannelore Balschun schreibt die Bibel ab. - Foto: Michael Wendt
Wie einst vor Erfindung des Buchdrucks die Mönche: Hannelore Balschun schreibt die Bibel ab. - Foto: Michael Wendt © -

Hoyerhagen/Hoya - Von Michael Wendt. Was sie ihren Schülern immer verboten hat, macht die ehemalige Realschullehrerin Hannelore Balschun nun selbst: Sie schreibt ab. Und zwar die Bibel. Die Hoyaerin beteiligt sich derzeit an der Aktion „Ich schreibe die Schrift“ der Kirchengemeinde Hoyerhagen. Dabei kopieren Freiwillige binnen zwei Jahren das Neue Testament. Die handgeschriebene Fassung soll pünktlich zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober vorliegen und vorgestellt werden. Damit das gelingt, benötigt die Kirchengemeinde weitere Freiwillige.

„Ich habe angefangen mit dem Ende der Weihnachtsgeschichte“, sagt Hannelore Balschun. Sie sitzt auf ihrem Sofa. Vor ihr auf dem Couchtisch liegen eine Bibel und eine daumendicke Kladde mit Leder-Einband – eine von vielen, in die das Neue Testament übertragen wird. „Wir räumen gerade im Haus um, deshalb schreibe ich hier im Wohnzimmer“, erklärt die Hoyaerin, die viele Jahre im Kirchenvorstand saß. Mag der Couchtisch auch etwas zu niedrig sein, das Licht ist sicher besser als das in den Schreibstuben der Mönche, die vor der Erfindung des Buchdrucks die Bibel handschriftlich kopierten.

Hannelore Balschun schwärmt von dem „ganz, ganz tollen Projekt“. Das Schreiben mache ihr großen Spaß. Die pensionierte Lehrerin ist eigentlich ein Kugelschreiber-Fan. Aber beim Abschreiben der Bibel geht es ja nicht um Schnelligkeit – die Schrift soll ordentlich aussehen und lesbar sein. Deshalb hat sich Hannelore Balschun extra einen Tintenroller gekauft.

Das Schreiben handhabt bislang jeder der „Abschreiber“ anders. Darin liegt der Reiz des Projekts. Der Text ist zwar vorgegeben, aber dennoch entstehen ganz individuelle Bücher.

„Es gibt eine exakte Anleitung, wie man vorgehen sollte“

Hannelore Balschun möchte noch einige Kapitel abschreiben. Dann reicht sie Bibel und Kladde weiter an den nächsten Freiwilligen. „Es gibt eine exakte Anleitung, wie man vorgehen sollte“, sagt sie. Dadurch sei das Ganze für jedermann verständlich.

Ende 2015 hatte Hoyerhagens Kirchenvorsteher Henning Meyer gesagt: „Uns ist bewusst, dass wir uns einer echten Herausforderung stellen, und wir hoffen, genügend Schreibende zu finden.“ Noch bedarf es weiterer Freiwilliger. Sie müssen insgesamt 27 Bücher in 260 Kapiteln mit zusammen 181 253 Worten übertragen, ehe der letzte Satz aus der Offenbarung an Johannes das Projekt beschließt: „Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!“

Wer sich an dem Projekt beteiligen möchte, wendet sich an Diakon Florian Elsner, Telefon 04251/983046. Die Kirchengemeinde Hoyerhagen sucht außerdem Paten, die den Kauf der nötigen Kladden, in die das Neue Testament übertragen wird, finanziell unterstützen.

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