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Schüler verarbeiten Kriegsgeschichte der Region

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Die Teilnehmer des Seminarfachs „Kriegsende 1945 in Geschichten und Bildern“ präsentieren die Ergebnisse ihrer Studien. Die Abiturienten haben einen Sammelband und Gemälde über die Nachkriegszeit in Hoya und Umgebung erarbeitet. ·
Die Teilnehmer des Seminarfachs „Kriegsende 1945 in Geschichten und Bildern“ präsentieren die Ergebnisse ihrer Studien. Die Abiturienten haben einen Sammelband und Gemälde über die Nachkriegszeit in Hoya und Umgebung erarbeitet. · © Foto: Jana Wohlers

Hoya - Von Jana WohlersZu einem ungewöhnlichen Ergebnis mit ebenso ungewöhnlichem Hintergrund kamen 16 Abiturienten des Johann-Beckmann-Gymnasiums (JBG) Hoya im Rahmen ihres Seminarfachs „Kriegsende 1945 in Geschichten und Bildern“. Jetzt präsentierten die Schüler das Resultat ihrer rund eineinhalbjährigen Projektarbeit: einen Sammelband mit dem Titel „Geschichte bleibt in Erinnerung – Hoya und Umgebung in Diktatur und Nachkriegszeit“.

Rund 40 Gäste waren zur Vorstellung des Werks in den „Lindenhof“ in Hoya gekommen. „Mit diesem Projekt haben wir Neuland betreten“, erklärte Lehrerin Ulrike Friese im Vorfeld der Veranstaltung. Vorangegangen waren dem historisch-künstlerischen Sammelband wissenschaftliche Facharbeiten, die die Schüler im vergangenen Frühjahr angefertigt haben.

Unter der Leitung der Pädagogen Ulrike Friese und Christian Leinweber entstanden die Werke, die nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht hervorzuheben sind. So hat sich Schülerin Hannah Buckbesch unter anderem künstlerisch mit dem Arbeitserziehungslager in Liebenau auseinandergesetzt. Nach einer umfangreichen Recherche vor Ort fertigte sie in Form von Acrylmalereien fiktive Szenen aus der damaligen Zeit.

Auch Lea-Sophie Schweiger, Kathleen Daniel und Phuc Vinh Nguyen befassten sich auf künstlerischer Basis mit verschiedenen Schwerpunkten zum Thema „Nachkriegszeit“. Die Schüler griffen unter anderem die Versorgungslage in der Stadt Nienburg, den Bombenkrieg und den allgemeinen Kriegsgräuel auf.

„Die Beteiligten haben sich nicht nur historisch, sondern auch emotional mit der Thematik befasst und ihre ganz persönlichen Empfindungen in Kunst verpackt“, erklärte Christian Leinweber. Die Kursteilnehmer trafen im Vorfeld der Facharbeit die Entscheidung für einen eher künstlerischen und eher historischen Schwerpunkt ihrer Projekte.

Die Jugendlichen fertigten Zeitzeugenberichte an, informierten sich über Flugzeugabstürze und studierten historische Fallanalysen. Luisa von Lingen zog anhand einer Zeitzeugenbefragung ihres Großvaters Gerhard von Lingen unter anderem einen Vergleich zwischen der früheren und der heutigen Situation für Kinder und Jugendliche.

Die Auswirkungen des Kriegsendes auf die landwirtschaftlichen Verhältnisse in Calle und Umgebung präsentierte Nele Isbrandt. Kira Buchholz erzählte über den Flugzeugabsturz der amerikanischen „Hicks-Crew“ am 30. Mai 1944 in Holzbalge. Während sich die Schülerin mit dem Absturz beschäftigte, nahm sie unter anderem Kontakt zu den zwei letzten lebenden Besatzungsmitgliedern in Amerika auf.

Lennart Dieckmann und Christopher Ernst haben im Rahmen ihrer Facharbeit eine Karte mit den Flugzeugabstürzen in der Region um 1945 angefertigt. Dzenana Mesanovic präsentierte einen kleinen Einblick in die „Official Gazette“, ein amtliches Nachrichtenblatt aus der Nachkriegszeit, das sie mit Blick auf die damalige Ernährungslage analysierte.

„Wie aus Feinden Freunde wurden“ lautete das Thema von Katharina Kuhlmann. Am Beispiel der deutsch-englischen Freundschaft zeigte sie die Entwicklung des Verhältnisses mit Blick auf die Stadt Nienburg. Nadine Terasa hatte sich als Schwerpunkt ihrer Facharbeit die Geschehnisse und Gedanken rund um die Gedenkstätten, unter anderem in Heemsen und Liebenau, gesetzt.

„Wir blicken zurück auf eine intensive Zeit voller Ereignisse und Erfahrungen“, kommentierte Ulrike Friese die Arbeitszeit bis zum fertigen Sammelband. Nicht nur das Wissen der Schüler habe sich verbessert, vor allem seien die Teilnehmer auch persönlich gewachsen. „Sie haben das Fach nicht nur als Notwendigkeit angesehen, sondern sich auch emotional damit auseinandergesetzt.“

Als Fazit bleibt vor allem der Aspekt, eine Forschungslücke geschlossen zu haben. „Wir haben gemeinsam die Geschichte der Region erforscht, verarbeitet und nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht“, sagte Ulrike Friese. Ein besonderer Dank gelte allen Sponsoren.

Wer Interesse hat, sich alle Inhalte des Sammelbands näher anzuschauen, wird in der „Leserei“, Lange Straße 14, in Hoya fündig. Der Erlös aus dem Verkaufs des Buchs kommt der Arbeit des Fördervereins des Johann-Beckmann-Gymnasiums zugute.

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