Sie befassen sich praktisch seit Beginn Ihrer Zeit im Bundestag mit dem Kampf gegen Rechtsextremismus. Warum?
Edathy: Weil es dabei um Kernfragen der Demokratie geht. Das Grundgesetz weist jedem Menschen gleiche Würde und gleiche Rechte zu. Rechtsextremisten stellen das infrage. Deswegen ist der Kampf gegen Rechtsextremismus immer ein Beitrag zur Verteidigung der Demokratie.
Das und Ihr aktuelles Amt als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses hat Ihnen aber nicht nur Freunde eingebracht. Die Explosion des Briefkastens Ihres Büros in Schaumburg ist da nur ein Beispiel. Haben Sie keine Angst?
Edathy: Es wäre um unser Land schlecht bestellt, wenn sich Demokraten einschüchtern lassen würden. Ich bin dazu jedenfalls nicht bereit.
Eigentlich müssten Sie auf Ihren Wegen doch von Leibwächtern umgeben sein, oder sehen Sie diese Notwendigkeit nicht?
Edathy: Das Bundeskriminalamt erstellt regelmäßig eine Gefährdungseinschätzung. Erfreulicherweise war Personenschutz für mich bisher demnach nicht nötig.
Sie sind trotz Ihrer zahlreichen Aufgaben als Bundestagsabgeordneter sehr oft in Ihrem Wahlkreis unterwegs, schauen den verschiedenen Berufsgruppen bei der Arbeit auf die Finger und packen auch selbst an. Was bedeutet das für Sie?
Edathy: Die Arbeit für und im Wahlkreis ist der wichtigste Teil meiner Arbeit als Abgeordneter. Alle anderen Aufgaben kann ich nur dann wahrnehmen, wenn ich das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler vor Ort habe. Deshalb bin ich fast immer hier, wenn der Bundestag keine Sitzungen abhält.
Sie haben Ihren Wohnsitz im sehr hoch verschuldeten Landkreis Nienburg. Halten Sie diesen für lebensfähig oder würden Sie eine Fusion beispielsweise mit dem Landkreis Diepholz befürworten?
Edathy: Der Landkreis Nienburg kooperiert seit Jahren sehr eng mit seinen Nachbarregionen. Ich bin sehr dafür, dass über die Zukunft seiner regionalen Weiterentwicklung dort entschieden wird, wo hierfür die Zuständigkeit liegt: Das ist nicht der Bundestag, das ist der Kreistag.