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Politiker bekommen beim Speed-Dating kaum Resonanz

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Die Kandidaten mit den Organisatoren: (von links) Frank Lange (Bündnis 90/Die Grünen), Linda Löwen (FDP-Liste), Wilhelm Schröder (CDU), Dieter Labode (Volkshochschulleiter), Heiko Lange (Unabhängige Wählergemeinschaft), Lars Grotheer (SPD) und Andreas Ruh (Moderator). - Foto: Michael Wendt
Die Kandidaten mit den Organisatoren: (von links) Frank Lange (Bündnis 90/Die Grünen), Linda Löwen (FDP-Liste), Wilhelm Schröder (CDU), Dieter Labode (Volkshochschulleiter), Heiko Lange (Unabhängige Wählergemeinschaft), Lars Grotheer (SPD) und Andreas Ruh (Moderator). © Michael Wendt

Bücken - Von Michael Wendt. „Wie ich das hier so sehe, sind Sie sich in 80 Prozent der Sachen einig“, folgerte Volkshochschulleiter Dieter Labode (Nienburg) am Dienstagabend beim Speed-Dating mit den Samtgemeinderats-Kandidaten und wollte es genau wissen: „Jetzt sagen Sie mal, warum man gerade Sie und Ihre Partei wählen sollte!“ Auf diese Frage erhielt er bei der Veranstaltung im Bücker Gasthaus Thöle fünf zumeist konkrete Antworten von den fünf geladenen Parteivertretern. Ansonsten gestaltete sich der Abend nicht so konkret, wie von der Volkshochschule erhofft.

Das lag vor allem daran, dass es aufgrund der schlechten Resonanz (es kamen nur zwei Interessierte) gar kein Speed-Dating wie vorgesehen gab. Interessant war die Diskussionsrunde dennoch, oder vielleicht gerade deswegen.

Der Termin am letzten Brokser-Markt-Tag war denkbar ungünstig gewählt. Das hatte Organisator Hans Kaufmann (Dedendorf) bereits vor der Veranstaltung eingestanden. Weil er erkrankt war, wurde er von Dieter Labode vertreten.

CDU, Grüne und die unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) hatten jeweils ihre „Spitzenkandidaten“ geschickt, die SPD wurde vertreten von Lars Grotheer und die FDP von Linda Löwen. Sie kandidiert auf der FDP-Liste, ist aber kein Parteimitglied und sitzt – anders als die anderen anwesenden Politiker – bislang in keinem Rat. Sie konnte deshalb zu vielen Fragen keine Stellung beziehen und hielt sich bei der Diskussion zurück. Der Hoyaer Pastor Andreas Ruh führte durch den Abend.

Das Konzept hatte vorgesehen, dass interessierte Bürger jeden Politiker einzeln befragen und nach zehn Minuten zum nächsten wechseln. So aber setzten sich alle Beteiligten an einen Tisch (mit Ruh, Labode und dem Kreiszeitungsredakteur waren es zehn).

Jörg Herb war als Vertreter der „Bürgerinitiative gegen den Trassenwahn“ gekommen. Er thematisierte vor allem den Stromtrassen-Neubau Stade-Landesbergen und fragte die Kandidaten: „Wie stehen Sie zur Erdverkabelung?“

Aus der Antwort von Wilhelm Schröder (CDU, Bücken) wurde deutlich, dass die Anwesenden die falschen Adressaten sind: „Wir haben als Samtgemeinde leider nicht das Planungsrecht. Aber wir können Stellungnahmen abgeben.“

CDU: „Weitestgehend Erdverkabelung“

Das hielt die Kandidaten aber nicht davon ab, auf die Frage zu antworten. „Für die CDU muss ich sagen: Weitestgehend wollen wir Erdverkabelung erreichen“, sagte Wilhelm Schröder. „100 Prozent Erdverkabelung“, antwortete Frank Lange (Bündnis 90/Die Grünen, Bücken) auf die Frage nach seinem Wunsch. Und auch Lars Grotheer (SPD, Magelsen) sagte: „Ich persönlich würde eine komplette Erdverkabelung anstreben.“ Die SPD-Fraktion habe dazu jedoch keine einheitliche Meinung.

Heiko Lange (Unabhängige Wählergemeinschaft, Hassel) forderte „Erdverkabelung, da wo sie möglich ist“. Und Linda Löwen (FDP-Liste, Hoya) sagte: „Wir wollten nicht in Eystrup unter Hochspannungsleitungen leben, deshalb haben wir in Hoya gebaut. Ich persönlich wünsche mir Erdverkabelung.“

UWG: „Schulen als Anreize für Familien“

Einigkeit herrschte ebenso in vielen anderen Punkten. Die hohen Investitionen in Schulen und Kindergärten sind richtig, befanden die Kandidaten. Und auch die kleinen Schulstandorte müssten erhalten bleiben, so lange ausreichend Schüler da sind. „Wir wollen jungen Familien einen Anreiz geben, aufs Dorf zu ziehen“, sagte Heiko Lange und betonte: „Aber auch für Ältere muss es hier attraktiv bleiben.“

SPD: „Neuer F-Plan nötig, aber ein dickes Brett“

Wichtige Aufgaben in der kommenden Wahlperiode werden nach Einschätzung der Kandidaten die flächendeckende Versorgung mit schnellen Internetzugängen und die Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplans (F-Plan). „Der wird das dickste Brett“, sagte Lars Grotheer. Wilhelm Schröder forderte: „Alle Mitgliedsgemeinden müssen ihre Entwicklungsmöglichkeiten haben, nicht nur Hoya und Eystrup.“ Auch für alle anderen Gemeinden müsse mehr drin sein als eine Entwicklung nur im Bereich Wohnen.

Grüne: „Beim F-Plan an den Naturraum denken“

Die anderen Kandidaten stimmten ihm ausdrücklich zu und erinnerten an ein Ziel, dass bei der Fusion der Samtgemeinden Eystrup und Hoya formuliert wurde: Alle Mitgliedsgemeinden müssen mitgenommen werden. Die Fusion betrachteten alle als gelungen. „Wir müssen aber schauen, dass wir die Mitarbeiterzahl in der Verwaltung nicht aus den Augen verlieren – bei der Aufgabenfülle, die wir als Gemeinden einbringen“, sagte Wilhelm Schröder. Ein ausbaufähiges Erfolgsmodell nannte Heiko Lange die Fusion. Und Frank Lange konstatierte: „Das Miteinander der Gemeinden ist besser geworden.“

Warum man welche Partei wählen sollte

Angesichts solcher Harmonie fragte Dieter Labode: „Nun sagen Sie mal: Warum sollte ich Sie wählen?“ Die Antworten:

Lars Grotheer (SPD): „Unsere Fraktion hat sehr den Blick auf den sozialen Zusammenhalt, ohne die Kosten aus den Augen zu verlieren.“

Linda Löwen (FDP-Liste): „Ich habe vier Kinder, bin neu dabei und möchte mich einbringen.“ Über die Ziele der FDP könne sie jetzt noch nichts sagen.

Heiko Lange (Unabhängige Wählergemeinschaft): „Wir sind unabhängig, überparteilich und nur den Bürgern verpflichtet, deren Themen wir in die Ratsarbeit einbringen.“

Wilhelm Schröder (CDU): „Unsere Wähler dürfen versichert sein, dass wir eine solide Finanzpolitik betreiben, für den Erhalt aller Gemeinden, beider Rathäuser sowie aller Schulen und Kitas eintreten.“

Frank Lange (Grüne): „Man sollte die Grünen wählen, wenn es einem um die Ausgestaltung der letzten 10, 20 Prozent [bei denen sich nicht alle einig sind] geht. Beispielsweise haben wir bei den Arbeiten am neuen F-Plan auch besonders den Naturraum im Blick, die ökologischen Aspekte.“

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