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„Ein Schritt in die richtige Richtung“

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3000 Euro sollen lokale Tierschutzorganisationen im Jahr bekommen, um Streuner zu kastrieren.
3000 Euro sollen lokale Tierschutzorganisationen im Jahr bekommen, um Streuner zu kastrieren. © Leif Rullhusen

NIENBURG - von Leif Rullhusen. Der rasante Anstieg wild lebender Katzen beschäftigt die Kommunen in Deutschland seit Jahren. Die Aufnahmekapazitäten der Tierheime sind längst überschritten, deren finanziellen Mittel für die Kastration von Streunern ebenfalls.

Am Donnerstagabend sprach sich der Ausschuss für Sicherheit und Ordnung der Stadt Nienburg einhellig dafür aus, lokale Tierschutzorganisationen bei dieser Sisyphusaufgabe mit jährlich 3000 Euro zu unterstützen. Nicht genug, kritisieren die Tierschützer.

Einige deutsche Städte und Gemeinden führten bereits eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen ein – unter rechtlich nicht unbedingt geklärten Voraussetzungen. Die Nienburger Kreisverwaltung lehnte deshalb den vom Kreistag beantragten Erlass einer Katzenkastrationsverordnung im vergangenen Jahr ab. Sie will Katzenhalter zukünftig bei der Kastration ihrer Samtpfoten finanziell unterstützen. 3100 Euro sieht deren Budget dafür jährlich vor.

Im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung stellte die Stadtverwaltung zwei Varianten vor, um den Anstieg der Population verwilderter Katzen einzubremsen. Neben der vom Landkreis geplanten Methode gebe es die Möglichkeit, das Geld den lokalen Tierschutzorganisationen für das Einfangen und Kastrieren wild lebender Katzen zur Verfügung zu stellen, erläuterte Fachbereichsleiter Friedrich Decke. 2000 Euro sah der Vorschlag der Verwaltung, die diesen Weg in der Stadt für effektiver hält, dafür vor. Das Geld an Tierhalter zu verteilen bezeichnete Decke als Gießkannenprinzip. Im Stadtbereich ließen die meisten Katzenhalter ihre Tiere ohnehin auf eigene Kosten kastrieren. Hier seien die verwilderten Katzen das Problem und um die kümmern sich die Tierschutzorganisationen. „Deshalb sollten wir den Betrag für projektbezogene Arbeit ausgeben“, erläuterte Decke den Ausschussmitgliedern. Die sahen das genau so. Allerdings gab es aus deren Sicht keinen Grund, deshalb weniger Geld in die Hand zu nehmen. Somit sieht der Beschlussvorschlag für den Stadtrat nun vor, lokale Tierschutzorganisationen jährlich mit bis zu 3000 Euro für das Einfangen und Kastrieren wild lebender Katzen zu unterstützen. Starten soll das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt noch in diesem Jahr.

Das sei keine Kritik an der Methode des Landkreises, betont Hansjörg Haase, Leiter des zuständigen Sachgebiets. „Diese Variante ist einfach geeigneter für die Verhältnisse in unserer Stadt.“ Entsprechende Bürgeranfragen nach dem Kreis-Projekt werde die Stadt selbstverständlich weitervermitteln.

Auf ein positives Echo stieß die Entscheidung bei Christiane Prütz, der Vorsitzenden des Nienburger Tierschutzvereins Amigo. Seit Jahren kümmern sich die Tierschützer um die sogenannten Streuner und greifen bei Kastrationen jedesmal in die eigene Tasche. „Mit jedem weiteren Cent haben wir mehr Spielraum, können mehr Kastrationen durchführen“, erklärt Prütz gegenüber dem BlickPunkt. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung. Das Ziel müsse aber eine Kastrationspflicht sein. Silvana Romann, Leiterin des Drakenburger Tierheims, bezeichnet den Beschlussvorschlag als „einen Anfang“. Allerdings seien 300 Euro viel zu wenig – das sei lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Kastration eines weiblichen Tieres koste etwa 100 Euro. „Mit dieser Summe lassen sich also gerade einmal 30 Katzen kastrieren“, rechnet sie vor.

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