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Streit um Gewerbegebiet in Steimbke: Geschäftsführungen sind „doch etwas verwundert“

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Das Gewerbegebiet „Altes Ölfeld“ in Steimbke
Vor vier Jahren siedelten sich in dem Gerwerbegebiet die Unternehmen STB Wöltjen, Meyer Städte- und Industriereinigung sowie Meyer Kanal- und Industrieservice an. © Privat

Mit der Ansiedlung neuer Unternehmen im Gewerbegebiet „Altes Ölfeld“ begann der Ärger in Steimbke. Eine Bürgerinitiative kämpft gegen das Gewerbe in dem Gebiet.

Steimbke. Nachdem im Gewerbegebiet „Altes Ölfeld“ in Steimbke für einige Zeit fast nur noch Kleinunternehmen saßen, siedelten sich dort vor vier Jahren die Unternehmen STB Wöltjen, Meyer Städte- und Industriereinigung sowie Meyer Kanal- und Industrieservice an. Freude bei Politik und Verwaltung, Verdruss bei einigen Anwohnern, die eine Bürgerinitiative (BI) gründeten und seit dem mit Vehemenz gegen das Gewerbe im Gewerbegebiet kämpfen.

2010 als Gewerbegebiet neu überplant

Die fragliche Fläche hat große Bedeutung für die Gemeinde Steimbke: Früher saß dort das Erdölunternehmen BEB mit mehreren hundert Beschäftigten. Anschließend die Gasunie, Netzbetreiber aus den Niederlanden. Nachdem das Areal aus dem Bergrecht gefallen war, wurde es um 2010 als Gewerbegebiet neu überplant. Weder in den öffentlichen Ausschusssitzungen noch im öffentlich tagenden Rat, der sich abschließend mit der Ausweisung befasste, hatte sich Widerstand geregt. Auch der Kreis als Genehmigungsbehörde hatte keine Einwände.

Mit der Ansiedlung der neuen Unternehmen begann der Ärger

Doch mit der Ansiedlung der neuen Unternehmen begann der Ärger. Nach den Worten von Gemeindedirektor Knut Hallmann behaupte die Bürgerinitiative, die Ausweisung des Gewerbegebiets sei „ausgekungelt“ worden; er selbst habe sich gar den Vorwurf der Rechtsbeugung – immerhin ein Straftatbestand – gefallen lassen müssen. Torsten Deede, zweiter Mann an der Spitze der Kommune und ausgewiesener Verwaltungsprofi, verwahrt sich gegen solche Vorwürfe: Öffentliche Sitzungen, in denen die Entwicklung des Gewerbegebiets verhandelt wurde, Auslegungsfristen mit der Möglichkeit zu Stellungnahmen und Einwänden, Emissions-Gutachten, die Prüfung durch Gewerbeaufsicht und Kreisverwaltung – alles sei ordnungsgemäß gelaufen.

Rückendeckung von höchster Stelle

In dieser Auffassung bekommt die Samtgemeinde Rückendeckung von höchster Stelle: da der B-Plan ihrer Auffassung nach nicht in Ordnung ist, hatte die BI den Petitionsausschuss des Landtages angerufen. Der fand zwar, so Deede, „unbeachtliche Fehler in der Darstellung“. Doch die würden nicht zur Ungültigkeit des Planes führen. Der Bebauungsplan sei „rechtskräftig und rechtmäßig“.

Zentrale Lage in Norddeutschland

Davon gehen auch Bernd Trüün, Geschäftsführer von STB Wöltjen, und Lars Krumwiede, Chef der Firmen Meyer Städte- und Industriereinigung sowie Meyer Kanal- und Industrieservice, aus. „Wir haben uns wegen der zentralen Lage in Norddeutschland für Steimbke entschieden und weil wir hier einiges Entwicklungspotenzial sehen“, sagt Bernd Trüün. Sein Spezialtiefbauunternehmen mit derzeit 25 Mitarbeitenden und rund sieben Millionen Euro Jahresumsatz gehört zum dänischen Aarsleff-Konzern und installiert beispielsweise Gründungspfähle für große Brückenbauwerke. Bislang Mieter eines Areals in Steimbke, hat STB Wöltjen eine Fläche im Gewerbegebiet gekauft, will dort eine Halle bauen und hat den entsprechenden Bauantrag gestellt.

Mediation lief ins Leere

Auch Lars Krumwiede will seine Unternehmen in Steimbke weiter wachsen lassen. Die beiden Betriebe sind auf Tiefbau, Kanaluntersuchung und -sanierung spezialisiert und beschäftigen derzeit 50 Mitarbeitende. Den Jahresumsatz beziffert Krumwiede auf sechs bis neun Millionen Euro. Für weitere Flächen im Gewerbegebiet, die er seinerzeit mit aufgekauft habe, gebe es konkrete Interessenten, darunter zwei Fachbetriebe aus der Samtgemeinde. Trüün und Krumwiede suchen zusätzliche Mitarbeitende, Fachleute ebenso wie Quereinsteiger. Doch das Störfeuer der BI verzögere die Entwicklung des Gewerbegebiets. Das kann nicht im Interesse der Gemeinde sein: Bürgermeister Friedrich Leseberg hatte eine Mediation angeschoben, doch die lief ins Leere.

„Verwundert“ über Anti-Haltung

Lars Krumwiede und Bernd Trüün können das Verhalten der BI nicht nachvollziehen: man sei inzwischen „doch etwas verwundert“ über deren Anti-Haltung. Die allermeisten Anwohner pflegten eine gute Nachbarschaft zu den Betrieben, man helfe sich auch gegenseitig aus, zumal die Unternehmen nicht nur rechtlich vorgegebene Emissionsschutz-Vorschriften einhielten, sondern in aller Regel auch nur wochentags und nur tagsüber arbeiteten.

Weiterentwicklung nicht um jeden Preis

„In einem Gewerbegebiet gibt es nunmal Gewerbe“, sagt Lars Krumwiede. „Und es gibt sicher störenderes Gewerbe als unsere Unternehmen.“ Auch Bernd Trüün wünscht sich nach eigenen Worten die Chance, seinen Betrieb am Standort Steimbke weiter zu entwickeln. Aber nicht um jeden Preis: „Jede Verzögerung kostet Geld und irgendwann rechnet sich das nicht mehr. Was wir hier machen, können wir auch andernorts machen.“

Zuversicht für ein Nebeneinander

Lars Krumwiede bleibt aber zuversichtlich, dass es letzten Endes auch mit der BI zu wenn schon keinem Miteinander, so doch zu einem Nebeneinander kommt, mit dem sich alle Seiten arrangieren können. Dass auf irgendeine Weise wieder Friedhofsruhe im Alten Ölfeld einkehrt, glauben weder Bernd Trüün noch Lars Krumwiede: dazu seien Verkehrsanbindung, Lage und Infrastruktur des Gewerbegebiets zu attraktiv.

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