Bei Wolfram Weiße hingegen ist der Raum mit Folien ausgelegt und die Teilnehmer stülpen sich gegenseitig Müllsäcke über den Kopf. Bei dem Künstler wird gemalt – Porträts, mit denen jeder ein Bild seines Selbst anfertigen soll. Die Aufgabe wird konzentriert verfolgt, aber auch gelacht wird oft und gerne. Gelacht wird auch viel bei Clownin Tanja Streller, ob mit oder ohne rote Nasen. Musikwissenschaftlerin Merle Clasen formt ihre Gruppe zum Chor, indem sie sie mal den Tönen durch Butterbrotpapier, dann wieder durch die wie zum Bogenschuss gespannten Arme nachspüren lässt.
Einfach leben mit der Betonung auf „einfach“ machen die Jugendlichen um den Erlebnispädagogen Volker Nüsse hingegen anschaulich, denn sie arbeiten mit Axt und Säge an einem Baumhaus – als Sinnbild für einfaches Leben und mit einem Standort direkt vor den Fenstern des Speisesaals der Akademie, so dass auch viele nachfolgende Besucher dieses einfache Leben noch vor Augen haben werden.
Letztlich wird die Tagung aber mit Leben gefüllt durch die Teilnehmer. Gabriele Arndt-Sandrock, Studienleiterin in der Akademie und zuständig für die Tagung zu Silvester, hat bislang noch nie darum bangen müssen, die 170 Betten des Hauses für diese Tage zu füllen. Im Gegenteil – in jedem Jahr steht sie erneut vor der Qual der Wahl, wer dabei sein darf. 75 Menschen hat sie dieses Mal Absagen mitteilen müssen. Leicht fällt ihr das bei keinem, das Vorbereitungs-Team hat sich aber einige Regeln gesetzt. So soll zum einen die Altersspanne bunt gemischt sein. Von fünf bis zu 84 Jahren reicht das dieses Mal. Zum anderen sollen aber auch solche, die noch nie dabei waren, eine Chance auf einen Platz bekommen – rund die Hälfte ist also schon einmal dort gewesen, alle anderen sind Silvestertagungs-Neulinge.
Das macht dann auch die Spannung aus, führt dazu, dass alle, die nach Loccum kommen, gut auf dem Weg mitgenommen werden. Diejenigen, die manche Abläufe schon kennen, reißen die Neuen mit. Das fängt damit an, dass auf dem großen Campus Wege erklärt werden, geht weiter, wenn beim morgendlichen gemeinsamen Singen altbekannte Lieder enthusiastisch angestimmt werden, und endet damit, dass sich alle am Neujahrsmorgen verabschieden in der Hoffnung, sich Ende des Jahres in Loccum wiederzutreffen, um gemeinsam ähnlich gute Tage zu erleben.