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Der Torf verbarg die Schmuckstücke der Bronzezeit

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Der Hortfund vom Blanken Moor. Das Wort „Hort“ wird in diesem Zusammenhang in seiner Bedeutung als Schatz genutzt, heute bezeichnet es (sofern überhaupt noch benutzt) eher einen Ort oder eine Stätte. ·
Der Hortfund vom Blanken Moor. Das Wort „Hort“ wird in diesem Zusammenhang in seiner Bedeutung als Schatz genutzt, heute bezeichnet es (sofern überhaupt noch benutzt) eher einen Ort oder eine Stätte. · © Foto: André Steuer

Eystrup - Von André SteuerAls Fritz Masemann im Juli 1897 seine Schaufel in die Erde stieß, fand er außer Torf auch einen Gruß aus der Bronzezeit. In unserer Reihe „Eystrup von A bis Z“ sehen wir uns heute den „Hortfund vom Blanken Moor“ einmal näher an.

Was seinerzeit zutage kam, stammt aus einer längst vergangene Epoche. Experten datierten die Herstellung der gefundenen Schmuckstücke später auf die Zeit von 750 bis 600 vor Christus. Bereits ein paar Tage vor Masemanns Fund war auf einem Bauplatz in Doenhausen eine Urne ans Tageslicht gekommen, die zum Teil mit Asche- und Knochenresten gefüllt war. Auch sie soll aus der Bronzezeit stammen, nehmen Experten an.

Die zufällige Ausgrabung Masemanns war dem Hoyaer Wochenblatt eine genaue Beschreibung wert. So heißt es in der Ausgabe vom 9. Juli 1897: „Wieder ein Alter thumsfund wurde vor einigen Tagen von dem hiesigen Einwohner Fritz Masemann im sogenannten Blankenmoor in unmittelbarer Nähe von Eystrup beim Torfstechen gemacht. Dem Anschein nach stellen die gefundenen Gegenstände einen Frauenschmuck dar. Er besteht aus einem größeren und einem kleineren Ring (Armringe), beide aus Bronze, sowie aus 19 Bernsteinknöpfen von einem Zentimeter Durchmesser an, immer größer werdend, bis zu drei Zentimeter Größe; unzweifelhaft sind diese Knöpfe als Halsband benutzt. Der große Ring (Oberarmring) ist schön verziert, während der kleinere (Handgelenkring) ohne Verzierungen ist. Für Alterthumsfreunde ist die Besichtigung dieser Gegenstände hochinteressant. Nach Lage der Gegenstände ist anzunehmen, daß sie in einer Urne niedergelegt waren, die bei der Berührung zerfallen ist. Der Finder ist gern bereit, den Fund zu zeigen.“

Der größere der beiden Ringe, mit 15 Zentimetern Durchmesser, ist ein sogenannter echter Wendelring (auch Wendelhalsring). Schmuckstücke dieser Art zeugen von der Kunstfertigkeit und dem Erfindungsreichtum in der Bronzekunst.

Der kleinere Ring mit 8,5 Zentimetern Durchmesser hat eine glatte Oberfläche.

Die Eystruper Chronik berichtet, dass Ringe dieser Art in Norddeutschland sehr selten waren.

Spannend bei diesem Fund sind auch die Bernsteine. Hält man sich vor Augen, dass eine der wichtigsten Handelsstraßen der Bronzezeit, der „Hesseweg“, durch die Hämelheide verlief und der vorgeschichtliche Bernstein ausschließlich an der Westküste Schleswig-Holsteins, auf Helgoland und an der Elbmündung gefunden wurde, so überrascht der Bernsteinfund keineswegs. Immerhin war Bernstein ein begehrtes Exportgut, dass auch „Gold des Nordens“ genannt wurde.

Warum diese für damalige Zeiten sehr wertvolle Dinge abgelegt wurden, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Es gibt mindestens zwei mögliche Erklärungen: So könnte es sich um eine Opferniederlegung handeln, oder aber die Gegenstände wurden zu Kriegszeiten versteckt.

Der Schmuck lag unter einen Schicht Torf und auf Sand. Dies lässt den Schluss zu, so folgern die Autoren der 1995 erschienenen Eystruper Chronik, dass die Wertgegenstände in einem kleinen See verborgen wurde, der später vertorfte.

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