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Mann gegen Zwiebel, oder: das kochende Dutzend

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In Reih und Glied machen sich die Teilnehmer des Kochkurses unter Leitung von Ursula Fischer (links) ans Werk. - Foto: Christel Niemann
In Reih und Glied machen sich die Teilnehmer des Kochkurses unter Leitung von Ursula Fischer (links) ans Werk. © Christel Niemann

Wechold/Wienbergen - Von Christel Niemann. „Mein Mann lässt sogar das Wasser anbrennen!“ Dieser Spruch ist natürlich Unsinn. Auch Männer können kochen – oder es zumindest lernen. Der Beweis: In einem Kochkurs für Männer schnippeln, braten und kochen derzeit gleich zwölf Kerle aus Wienbergen mit Dozentin Ursula Fischer (Dörverden) zwar einfache, aber nicht minder schmackhafte Gerichte, mit denen sie später auch ihre Frauen, Freundinnen oder Familien beeindrucken können.

So herrscht montagabends in der Küche der Wecholder Schule emsige Geschäftigkeit. Männer laufen hin und her, aus den Töpfen steigen bereits erste Dampfschwaden, während Carsten Meyer vorsichtig eine Gemüsezwiebel häutet und zerkleinert. „Wie viele denn noch?“, ruft er fragend in den Raum, und Ursula Fischer, die den fünfteiligen Kurs leitet, ruft zurück: „Alle!“. 

Meyer holt einmal tief Luft und macht sich dann ohne weiteres Murren ans Werk. Fischer nickt zufrieden – der Gemeindebrandmeister macht seine Sache scheinbar ordentlich. „Den Finger solltest du aber dran lassen“, frotzelt der Kollege daneben.

Zwölf Wienberger mit gelben Käppis und speziellen Schürzen, die ihre Frauen haben nähen und besticken lassen: Beim Kochkurs für Männer in der Wecholder Schule lernen sie von Ursula Fischer (Mitte), dass der Genuss in der Küche beginnt. - Foto: Christel Niemann
Zwölf Wienberger mit gelben Käppis und speziellen Schürzen, die ihre Frauen haben nähen und besticken lassen: Beim Kochkurs für Männer in der Wecholder Schule lernen sie von Ursula Fischer (Mitte), dass der Genuss in der Küche beginnt. © Christel Niemann

Carsten Meyer ist einer von insgesamt zwölf Wienberger Männern, die von ihren Frauen zu dem Männer-Kochkurs mit der Diplom-Ökotrophologin Ursula Fischer angemeldet wurden. Das haben „die Mädels“ während einer Fahrradtour ausgeheckt, und zu Weihnachten gab es dann für alle einen Gutschein unterm Tannenbaum, erzählen die Herren, die – zum Abbau der Berührungsängste mit so männerfernen Werkzeugen wie Schälmesser oder Kochlöffel – mit einem Bierchen in die Kochphase starten.

Die Rezepte sind bereits besprochen: Es gibt mit Rotwein abgeschmeckte Linsensuppe, Würstchen im Schlafrock, Bratwurstspieße, zwei Kartoffelsalate – einmal mit Speck und einmal den Klassiker mit selbst gemachter Mayonnaise – und zum Dessert eine Bayerische Creme. Das Dutzend macht sich dafür in Grüppchen ans Werk, jede ist für eine der Speisen zuständig.

Holger Homfeld (links) und Christian Wilden tragen eine Kiste Bier in die Schulküche. Während die Herren schnippeln und kochen, haben sie immer eine Buddel griffbereit. - Foto: Christel Niemann
Holger Homfeld (links) und Christian Wilden tragen eine Kiste Bier in die Schulküche. Während die Herren schnippeln und kochen, haben sie immer eine Buddel griffbereit. © Christel Niemann

„Wo liegt der Unterschied zwischen normalen Zwiebeln und Gemüsezwiebeln?“, will einer der Kochlehrlinge wissen. „Gemüsezwiebeln sind deutlich größer und lassen sich dadurch schneller verarbeiten. Ich habe sie extra ausgewählt, damit ihr es leichter habt“, antwortet Ursula Fischer. Sie weiß: Geduld beim Kochen ist nicht unbedingt die Stärke von Männern. 

„Dass man die Zwiebeln nicht würfeln, sondern viel kleiner schneiden soll, ist ihnen gar nicht so leicht zu vermitteln“, sagt sie aus Erfahrung. Aber natürlich könne ein Mann ebenso gut wie eine Frau kochen lernen – „es sei denn, Mann hat keine Lust. Kochen soll schließlich Spaß machen.“

Im Kampf gegen die Gemüsezwiebel: Carsten Meyer schneidet im Kochkurs tapfer drauflos.J Foto: Christel Niemann
Im Kampf gegen die Gemüsezwiebel: Carsten Meyer schneidet im Kochkurs tapfer drauflos. © Christel Niemann

So richtig nach Megaspaß sieht der Gesichtsausdruck von Gemüsezwiebelschneider Meyer allerdings nicht aus, auch wenn er sich redlich bemüht. Ob er in Zukunft öfter am heimischen Herd werkeln wird, wird man noch sehen.

Carsten Meyers Kumpel, der Wienberger Ortsbrandmeister Holger Homfeld, hat bereits Erfahrungen mit den neu erworbenen Kochkenntnissen gemacht: „Der Spitzkohl hat allen zugesagt. Ich fürchte, ich muss jetzt öfter ran – dumm gelaufen“, sagt er und grinst.

An diesem Abend steht er jedoch ein wenig ratlos vor der Arbeitsfläche und schüttelt verständnislos den Kopf. Ratsuchend blickt er zu Ursula Fischer und weist mit dem Finger auf das vor ihm liegende Rezept, wo etwas von „Blanchieren“ steht. „Was ist denn das?“, fragt er. Am Ende dieses dritten Kochabends, beim gemeinsamen Essen, wird die Ernährungsexpertin auch diese Frage beantwortet haben. Vielleicht aber auch erst beim gemeinsamen Abwasch, denn der gehört – zum Leidwesen der Herren – schließlich auch dazu. Hilft ja nix.

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