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Neujahrsempfang in der Clausewitzkaserne: Weniger Soldaten – mehr Einsätze

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Kommandeur Oberst Joachim Miller appelliert an die Verantwortlichen, mehr Wohnraum zu schaffen. - Foto: Grulke
Kommandeur Oberst Joachim Miller appelliert an die Verantwortlichen, mehr Wohnraum zu schaffen. © Grulke

Langendamm - Von Hartmut Grulke. Für viele der geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Handwerk, und Gewerbe war es sicher einer der interessantesten Neujahrsempfänge im Landkreis. Der Standortälteste und Kommandeur des Zentrums Zivil-Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr, Joachim Miller, hatte dazu in die Clausewitzkaserne nach Langendamm eingeladen.

Interessant deshalb, weil Oberst Miller in seiner Neujahrsansprache nicht nur Lokalkolorit aus dem vergangenen Jahr Revue passieren ließ, sondern auch auf die aktuelle Situation der Bundeswehr weltweit einging.

Langendamm kämpfe demnach mit der Wohnraumbeschaffung, weil der Ort als Bundeswehrstandort mittelfristig weiter wachsen werde. Wohlwissend, dass auch die Polizeiakademie ähnliche Sorgen hat, appellierte Miller an die Verantwortlichen, auch weiterhin den Ausbau insbesondere kleinerer Wohneinheiten voranzutreiben. 

Auch sei die Aufstockung des Hotelbetten-Angebotes sinnvoll und geboten, damit auch größere Konferenzen im Nienburger Stadtgebiet möglich seien.

Keine neuen Krisenherde

An der Stelle sparte Miller nicht mit Lob für die „besonders gute Zusammenarbeit“ mit den Institutionen. Auf die „Großwetterlage“ eingehend, konnte Miller von einem ruhigen Jahr 2017 für die Bundeswehr sprechen. Zumindest hätten sich keine neuen Krisenherde aufgetan, über die der Bundestag hätte abstimmen müssen. 

In 16 verschiedenen Einsätzen der UN, der Nato oder der EU war die Bundeswehr demnach involviert. Zwar hatte Ende des vergangenen Jahrzehnts doppelt so viel Männer und Frauen in die Krisenherde entsandt, jedoch nicht in so viele unterschiedliche Einsätze.

Miller: Anforderung an Soldaten steigen ständig

Gleichzeitig gab Miller zu bedenken, dass die Anforderungen an die Soldaten ständig steigen, aber gleichzeitig nicht ausreichend junge, belastbare und gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Miller: „Allein schon aus diesem Grund tragen unsere Bundestagsabgeordneten und noch mehr das Verteidigungsministerium eine hohe Verantwortung, wenn sie über Art, Dauer und Stärke der laufenden, wie auch für neue militärische Einsätze plädieren und abstimmen.“

Es müsse auch immer die Frage gestellt werden: Wozu mehr oder überhaupt Soldaten? Allein eine Aufstockung des Kontingentes in Afghanistan werde keinen positiven Einfluss oder Effekt auf die „menschenverachtenden Anschläge in Kabul“ haben. Wünschenswert sei unter der Prämisse auch, dass die Abgeordneten und Minister sich ein eigenes Bild von den jeweiligen Einsätzen vor Ort machen könnten.

„America first“ kein gutes Vorbild

Oberst Miller beendete seine Neujahrsansprache mit einem Hinweis auf ein Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Hannover am 6. März im Theater auf dem Hornwerk. Als zweiter Redner ließ Nienburgs Bürgermeister Henning Onkes zunächst seinen Wunsch nach mehr Menschenwürde weltweit und weniger Interesse an Wirtschaft und Konsum einfließen. „America first“ sei dabei kein gutes Vorbild.

Auch wünsche er sich im lokalen Bereich ein aktives Miteinander, und nannte als Beispiele unter anderem die Krippe und die Familienstelle. Onkes war es in seiner Rede wichtig, gerade das Rathaus als offen für Zusammenarbeit und Dialog darzustellen. Er bedankte sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit und auch für die Mithilfe der Bundeswehr vor Ort und bei gemeinsamen Aktion wie zum Beispiel dem Adventszauber. Das Miteinander zwischen Kommune und Bundeswehr habe sich weitergehend stabilisiert.

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