Die Hoffnung ihrer Eltern erwies sich als Trugschluss. Stattdessen lernte und probte Sarah Schwarz in Paris derart fleißig und zeigte so viel Talent, dass sie bereits nach einigen Monaten erste Engagements bekam, die sie neben dem Studium annehmen konnte. „Von dieser Zeit an war ich eigentlich finanziell unabhängig“, sagt sie.
Was dann folgte, war ein Leben im Zirkuswagen. Mal hier ein Engagement, mal da. Einige Monate in England, drei Jahre in den USA, Auftritte in Frankreich, Marokko, Brasilien. Alle Länder bekommt sie gar nicht mehr zusammen. In erster Linie Arbeit als Seiltänzerin. Aber auch als Laufsteg- Model für Lacoste hat sie gearbeitet. Durch die Welt ist sie getourt, hat viel davon gesehen und sagt doch, dass es ganz gleich war, in welchem Land sie gerade lebte: Sie sei doch immer in ihrer kleinen (Zirkus-)Welt geblieben.
Das Leben in dem Wagen ist etwas, was sie bis heute nicht gelassen hat. Wie gesagt, bereits während der Schulzeit zog es sie dorthin und auch heute sagt sie noch von sich, dass sie in ihrem Wagen lebt.
Das verwundert Besucher ihres Hofes in Landesbergen dann zunächst doch. Ja, der Bauernhof habe eine Wohnfläche von 360 Quadratmetern, erzählt sie und führt freimütig durch alle Räume, zu denen auch noch Stallungen, ein riesiger Heuboden und allerhand Werkstätten gehören. Ein Schlafzimmer hat sie sich im Haus eingerichtet. Aber das, sagt Sarah Schwarz, nutzt sie eigentlich nur, wenn draußen bitterer Frost herrscht. Das wäre doch Verschwendung, das ganze große Haus im Herbst schon zu heizen – wenn es so viel einfacher und leichter ist, den Ofen im Zirkuswagen zu befeuern.
Was erst einmal befremdlich erscheint, wird leicht nachvollziehbar für die, die einen Blick in das kleine fahrbare Reich der Artistin werfen. Den nüchternen Charme eines Wohnmobils, das auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet ist, strahlt dieser Zirkuswagen jedenfalls nicht aus. In die Fensterscheiben ringsum sind filigrane Blumen im Jugendstil-Dekor geätzt. Im Wohnzimmer steht ein großer Tisch, von dem Sarah Schwarz sagt, dass dort in Spitzen-Zeiten auch schon mal 20 Leute gesessen haben, und in die Zwischenwand ist ein winziger Kamin eingelassen.
Der Zirkus hat sie also keineswegs losgelassen, auch wenn sie nun mehr oder weniger sesshaft geworden ist. Landesbergen ist es geworden, weil ihre Eltern in Loccum leben. So ist sie ihnen nach Jahren des Herumziehens wieder näher. Dieses Herumziehen lässt sie immer noch nicht sein, möchte es künftig nur in kleinerem Kreis machen. Auch wenn sie gerade eben aus Kanada zurückgekommen ist, wo sie ihren Mann besucht hat. Und wenn es bei ihr auch noch nicht lange zurückliegt, dass sie für den Fernsehsender „arte“ rund um die Welt gejettet ist, um in einer Serie Zirkusse der Welt vorzustellen.
Ab 2020, so ist ihr Plan, will sie mit dem Piglet Circus wieder auf Tour gehen. In der Zwischenzeit nimmt sie Engagements als Solo-Künstlerin an. Beim Loccumer Dorffest hat sie das Publikum bereits in Erstaunen versetzt, bei einem Sommerfest in Stolzenau wird sie demnächst auftreten. Zu diesem eigenen Zirkus ist sie vor rund acht Jahren gekommen. Damals war sie bei einem Auftritt in Großbritannien gestürzt, hatte sich zwei Rippen gebrochen und plötzlich das Gefühl, dass sie einiges ändern müsse in ihrem Leben. Ein eigener Zirkus und zusätzlich zum Drahtseil einige Tiernummern war ihre Idee – die sie in die Tat umsetzte.
So kam Max, das Schwein, zu ihr. Ihn fand sie auf einem Hof in Liebenau. Und Huhn Luise stammt aus der Hühnerzucht des ehemaligen Loccumer Klosterbäckers Wilfried Wiegrebe. Etliche andere Tiere bereicherten das Zirkus-Leben nach und nach und wie in der Arche sind es immer mindestens zwei von einer Art.
Kein Tier soll bei ihr einsam sein. Manche von ihnen sind in Nummern eingebunden, andere nicht. Katze Caroline, die sich im Sessel neben Sarah Schwarz räkelt, hat wenig Lust zum Arbeiten. So ist sie lediglich ein Schmusetier. Andere, wie Schwein Max, legen allerdings großen Wert darauf, gefordert zu werden.
Eine Nummer, erzählt Sarah Schwarz, versucht sie ihm jedoch auszutreiben: Wenn Sarah in der Küche eigentlich das Schwein kochen wollte, das dann allerdings den Plan genial zunichtemacht, hatten sie als Schlussszene nämlich einstudiert, dass Max das Tischtuch vom gedeckten Tisch reißt. Die Belohnung, die es für diesen Trick jedes Mal gab, hat er sich so gut gemerkt, dass kein einziges Tischtuch mehr vor ihm sicher ist. Von dem vielen zerbrochenen Geschirr will Sarah Schwarz gar nicht reden.
Informationen zum Piglet Circus sind auf der Website www.pigletcircus.com zu erhalten. Kontakt zu Sarah Schwarz können Interessierte unter Tel. 0176/34272087 oder unter sarah@pigletcircus.com aufnehmen.