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„Deshalb bin ich da weg!“ - Weltstar Ai Weiwei poltert drastisch gegen Deutsche

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Im Jahr 2017 wurde Ai Weiwei mit dem Bambi in der Kategorie Mut ausgezeichnet. Laudator war der damalige Außenminister Sigmar Gabriel.
Im Jahr 2017 wurde Ai Weiwei mit dem Bambi in der Kategorie Mut ausgezeichnet. Laudator war der damalige Außenminister Sigmar Gabriel. © picture alliance / Jörg Carstens / Jörg Carstensen

Der weltberühmte Künstler Ai Weiwei rechnet mit Deutschland ab - und scheint endgültig mit Berlin brechen zu wollen. In einem neuen Interview giftete er erneut.

Update 12. Februar 2020: Hier will jemand wirklich mit Deutschland brechen. Nachdem Weltstar Ai Weiwei bereits in einem Interview mit dem Guardian mit Deutschland abrechnete (siehe unten) und behauptete, Deutschland sei immer noch ein Nazi-Land, schießt er nun heftig gegen Berlin und deutsche Studenten. 

In Berlin hat der Künstler sein Atelier im Stadtteil Prenzlauer Berg. Im Interview mit der Berliner Zeitung sagt er, dass die Hauptstadt „die langweiligste, hässlichste Stadt“ sei, die es gibt. Auch Studenten in Deutschland kriegen ihr Fett ab. Er habe seine Gastprofessur an der Universität der Künste aufgegeben, weil es unmöglich sei, die Studenten hierzulande zu unterrichten. „Sie sind faul, sie machen ihre Hausaufgaben nicht. Und das System ist höchst korrupt. (...) Das ist intellektuell unerträglich, deshalb bin ich da weg“, motzt Ai Weiwei.

Er könne ein ganzes Buch über Deutschland schreiben, aber dazu sei er zu beschäftigt. Wenn man ihn weiter unter Druck setze, wolle er jedoch sein Studio in Berlin aufgeben. Was Ai Weiwei damit meinte, deutete er in dem Interview mit der Berliner Zeitung lediglich an - in dem er erneut auf das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte anspielte: „Ich werde von der deutschen Gesellschaft unter Druck gesetzt. Das ist okay. Ich kenne ihre Geschichte, weiß, wer ihre Großeltern sind. Aber ich versuche, mir vorzustellen, dass sie ihre Gesellschaft verbessern können.“

Ai Weiwei rechnet mit Deutschen ab: Autoritätshörig wie die Chinesen

Erstmeldung 23. Januar 2020 - Berlin - Hartes Urteil des berühmten chinesischen Exil-Künstlers Ai Weiwei. Obwohl der Regimekritiker nach seiner erzwungenen Ausreise aus China in Berlin lebt, wird er mit den Deutschen nicht warm. In China lebte er zuletzt über Monate in staatlich kontrolliertem Hausarrest.

In der britischen Zeitung Guardian rechnete der 62-Jährige nun mit seiner Wahlheimat ab. Die Deutschen seien unhöflich, intolerant und fremdenfeindlich. Mehr noch: Es herrsche im Land eine autoritäre Denkweise sowie eine Gesinnung wie in den 1930er-Jahren. 

Er vergleicht das Leben in Deutschland mit dem in der Volksrepublik China: „Ich mag keine Staaten und Kulturen, die dermaßen autoritätshörig sind (...). Die Menschen mögen den Komfort, unterdrückt zu sein. Das Gleiche sieht man in China. Sobald du dich daran gewöhnt hast, kann diese Situation sehr angenehm sein.“

Ai Weiwei: Deutschland ist immer noch ein Nazi-Land - kein guter Ort für Ausländer

Ai Weiwei meint, dass die deutsche Gesellschaft immer noch faschistisch sei. „Faschismus bedeutet, dass man eine Ideologie über andere stellt und diese Ideologie für rein erklärt, indem man andere Denkungsarten abwertet. Das ist Nazismus. Und dieser Nazismus existiert im deutschen Alltag von heute.“ 

Deutschland sei kein guter Ort für Ausländer, beklagt der weltberühmte Künstler. Als ein Beispiel erzählte er gegenüber dem Guardian, dass sein 10-jähriger Sohn von einem Ladenbesitzer bedroht worden sei. Es ist nicht das erste Mal, dass Ai Weiwei über die Deutschen schimpft. Bereits in einem Welt-Interview im August 2019 beschwerte er sich über das Klima im Land. Deutschland sei keine offene Gesellschaft, urteilte der Künstler bereits damals. Dreimal sei er in Berlin aus Taxis geflogen. Einmal, weil er mit seiner Mutter telefoniert habe, ein anderes Mal, da er lediglich das Fenster heruntergekurbelt habe.

Die Deutschen seien „sehr rüde in Alltagssituationen“ gewesen, betont der Chinese nun im Interview mit dem Guardian„Sie mögen Fremde überhaupt nicht.“ Diese Abneigung sei tief verwurzelt.

Selfie von Ai Weiwei mit Alice Weidel (AfD) erscheint in neuem Licht

Im Netz wird an dieser Stelle erneut kritisiert, dass Ai Weiwei 2018 für ein Selfie mit der AfD-Spitzenpolitikerin Alice Weidel posierte. Seine Kritik an der deutschen Fremdenfeindlichkeit sei widersprüchlich. Weidel postete das Foto damals stolz auf ihrem Twitter-Profil. 

Ai Weiwei verteidigte das Selfie mit Weidel später gegenüber der dpa: "Obwohl ihre Ansichten völlig gegensätzlich zu meinen sind, hat niemand das Recht, über sie persönlich zu richten. Ich glaube nicht, dass gegensätzliche politische Anschauungen oder Werte ein Hindernis für Kommunikation sein sollten. Ich kämpfe dafür, diese Grenzen einzureißen."

Umzug von Ai Weiwei ins freundlichere Großbritannien: „In Deutschland gibt es diese Höflichkeit nicht.“

Aufgrund der deutschen Fremdenfeindlichkeit sei er nun mit seinem Sohn nach Cambridge gezogen. Angesichts des Brexits mache er sich zwar keine Illusionen darüber, dass die Briten besonders tolerant seien. Aber das Inselvolk biete immerhin einen klaren Vorteil: „Die Briten sind wenigstens höflich. In Deutschland gibt es diese Höflichkeit nicht.“

Sein Atelier in Berlin werde er aber zunächst behalten.

Archiv-Video: Ai Weiwei fordert mehr Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen

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