La Repubblica (Italien): „Es sind nicht die Wirtschaftsindikatoren, die Deutschland mit Italien vergleichbar machen: Es braucht viel mehr als das. Es gibt eine neue politische Schwäche in Berlin. (...) Angela Merkel hat es nicht geschafft, Annegret Kramp-Karrenbauer nach einem typischen Machtspiel durchzusetzen: Zuerst zögert man, einen vertrauenswürdigen Nachfolger aufzubauen, und wenn man sich schließlich entscheidet, hat man nicht mehr genug Kraft, ihn durchzusetzen und zu verteidigen. (...) Es ist das Bild eines instabilen Deutschlands, das vor allem nicht mehr um den christdemokratischen ‚Zentrismus‘ herum aufgebaut ist, sondern von einer Flucht in die Extreme zerrissen ist.“
Le Figaro (Frankreich): "Entweder wählen die Christdemokraten einen Vertreter der Mitte nach dem Vorbild von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er könnte ein Bündnis mit den Grünen schließen und die Kanzlerschaft eventuell ihrem beliebten Parteichef Robert Habeck überlassen. Oder aber die CDU beruft Merkels Intimfeind Friedrich Merz, um die Ultrarechten zu jagen und die Wähler zurückzuholen, die aus Enttäuschung über die Flüchtlingspolitik in Scharen zur AfD abgewandert sind. (...) Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzt jenseits des Rheins inzwischen auf die Grünen, um seine europäischen Ambitionen umzusetzen."
Was sagt die heimische Presse aus Deutschland zu den dramatischen Vorgängen innerhalb der CDU? Nach dem AKK-Rücktritt bewertet unter anderem der Leiter des heute journals (ZDF) die Lage in der CDU schonungslos.
Münchner Merkur*: „In dem Moment, in dem sie Merkel den Parteivorsitz vor die Füße geworfen hat, ist AKKs ohnehin schwache Autorität vollends erloschen. Was danach kommt, ist ein Guerillakampf bis hinein in kleinsten Parteigliederungen – falls, was nicht ausgeschlossen, aber im Moment auch nicht sehr wahrscheinlich ist, die beiden Flügel-Anführer Armin Laschet und Friedrich Merz sich nicht auf einen gemeinsamen Vorschlag verständigen. Markus Söder könnte ein Kompromisskandidat sein, der bürgerlichen Unionswählern endlich wieder eine Heimat gibt. Doch sich auf ihn zu verständigen, dürfte die Egos der beiden CDU-Platzhirsche vor unüberwindliche Hürden stellen.“
Frankfurter Rundschau*: "In der Union ist zwar die Empörung über den FDP-Mann Thomas Kemmerich einhellig, der das Amt des Ministerpräsidenten zunächst angenommen hat, in das ihm die AfD verholfen hat. Aber das war es dann auch schon. Abschließend geklärt hat die CDU ihr Verhältnis zur AfD nicht - und auch nicht das zur Linkspartei. Das liegt an der offenen Führungsfrage. Es liegt vor allem aber daran, dass die CDU bei all ihren Beschlüssen an der Oberfläche geblieben ist. Die Entschlossenheit macht sich an Schlagworten fest, die nicht oder unzureichend hinterlegt sind. Das vermeidet zunächst tiefergehende Konflikte. Aber es trägt nur so lange, bis es konkret wird."
Lesen Sie auch: Kommentar zur CDU-Krise aus dem Münchner Merkur*. Angela Merkel ist unterdessen bereits wenige Tage nach AKKs Rücktritt wieder auf der großen politischen Bühne gefordert - in Brüssel wird um den neuen EU-Haushaltsrahmen gerungen.
PF mit dpa
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