Zweitens ist Trump diesmal persönlich involviert. Als potenzielle russische Geheimdienstmitarbeiter und windige Geschäftsleute im Trump-Tower in New York verweilten, traf sie Trumps damaliger und mittlerweile verurteilter Wahlkampfmanager Paul Manafort, eventuell war auch sein Sohn, Donald Trump Junior, zugegen. Nicht aber Trump selbst.
Drittens gibt es diesmal handfeste Beweise. In den vergangenen Affären waren es häufig ethische Verstöße, mutmaßliche Vorteilsnahmen oder schlechter Stil. Das kann und sollte einen stören, unterscheidet sich aber massiv von klaren Anzeichen, dass Trump die Macht seines Amtes für persönliche Erfolge missbraucht hat.
Viertens handelt es sich diesmal mutmaßlich um ein hohes Verbrechen und nicht um eine politische Entscheidung. Wenn Trump die Mauer an der Grenze zu Mexiko baut und Migrantenkinder in Käfige sperren lässt, dann kann man das als menschenverachtend empfinden. Trump aber kann sich darauf berufen, dass es eben seine politische Linie ist, die sich, zumindest was den Umgang mit minderjährigen Migranten angeht, gar nicht mal so sehr von der Vorgehensweise seines Vorgängers im Amt, Barack Obama, unterscheidet.
Doch der wohl wichtigste Punkt ist der Fünfte: Die Ukraine-Affäre ist offensichtlicher und greifbarer als vorangegangene Skandale. Diesmal liegt Trumps Vergehen auf der Hand und ist auch ohne tiefgehende Kenntnisse zu verstehen, anders als das zum Beispiel bei den Untersuchungen von FBI-Sonderermittler Mueller war. Dessen Auftrag bestand darin, zu ermitteln, ob Trump geheime Absprachen mit ausländischen Machthabern getroffen habe, und ob er die Justiz bei ihrer Arbeit behindert habe.
Mueller sagte vor dem Kongress, er habe keine Anhaltspunkte für geheime Absprachen gefunden. Bei der Frage nach der Justizbehinderung durch Trump blieb Mueller aber vage und ließ allen politischen Parteien damit den Spielraum, die Ermittlungsergebnisse für sich zu interpretieren. Wenn Trump aber wie in der aktuellen Affäre einen ausländischen Präsidenten gedrängt hat, Schmutz über seinen politischen Gegner zu sammeln und diese Forderung noch mit der Zahlung von Hilfsgeldern in Verbindung gebracht hat, dann gibt es keinen Interpretationsspielraum mehr.
Diese Aspekte machen die Ukraine-Affäre zu einem besonderen Skandal, der zumindest in den Augen der führenden Personen der Demokratinnen ausreicht, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Doch was ist mit den Republikanern? Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich unter ihnen genug finden, die eine Amtsenthebung ihres Präsidenten unterstützen, um Trump wirklich aus dem Amt zu werfen.
Genauso unwahrscheinlich ist es, dass Trump sich ein Beispiel an Richard Nixon nehmen wird, der der offiziellen Einleitung eines Verfahrens zur Amtsenthebung zuvorkam, indem er zurücktrat. Im Gegensatz dazu wird Trump sich eher an Bill Clinton orientieren, der die Impeachment-Untersuchungen gegen sich selbst einfach aussaß und letztlich gestärkt als Sieger daraus hervorging. Trump loszuwerden, dürfte weiter Aufgabe der amerikanischen Wählerinnen und Wähler im kommenden Jahr bleiben.