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Rechtsextreme pöbeln gegen Merkel an NSU-Gedenkort

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Angela Merkel erinnert in Zwickau an die Opfer des NSU - nur wenige Meter weiter kommt es zu menschenverachtenden Szenen.

Zwickau - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Gedenkort für die NSU-Opfer im sächsischen Zwickau besucht. Merkel legte dort am Montag eine Blume nieder und gedachte der zehn von den Rechtsterroristen ermordeten Menschen. Merkel bekräftigte, die Bundesregierung werde alles tun, „damit sich solche Dinge nicht wiederholen“.

In der sächsischen Stadt, in der das NSU-Trio jahrelang lebte und seinen letzten Unterschlupf hatte, wurden für alle NSU-Opfer Bäume gepflanzt und Gedenktafeln angebracht. Erst am Sonntag war der neue Gedenkort eingeweiht worden.

Merkel erklärte, es müsse auch dafür gesorgt werden, dass die Familien der Ermordeten nicht immer weiter als Opferfamilien dargestellt würden. Sie sollten „wieder ein gutes Leben in Deutschland führen können, so wie wir alle das wollen“.

Merkel an Gedenkort für NSU-Opfer - Rechtsextreme pöbeln

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der die Kanzlerin begleitete, betonte, Sachsen sei „ein fröhliches, weltoffenes Land - und das muss auch so bleiben“. „Wir stellen uns Rechtsextremismus entschieden entgegen, für Demokratie, Meinungsfreiheit, eine offene Diskussionskultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, schrieb Kretschmer auf Twitter.

In Sicht- und Hörweite hinter einer abgeriegelten Kreuzung demonstrierten Vertreter von rechten und rechtsradikalen Organisationen. Die Gruppe umfasste etwa 20 Menschen, die Sätze wie „Merkel muss weg“ skandierten. Laut Bild.de hielten sie zudem ein Plakat der rechtsextremen Chemnitzer Stadtratsfraktion „Pro Chemnitz“ hoch. Außerdem war unter ihnen auch der frühere AfD-Politiker Benjamin Przybylla, der inzwischen Chef der Partei Aufbruch deutscher Patrioten Mitteldeutschland (ADPM), heißt es in dem Bericht weiter.

Kretschmer sagt, man sei zusammengekommen, um Menschen die Ehre zu erweisen, die unschuldig und auf heimtückische Weise umgebracht worden seien. „Und es gibt Leute, die dagegen demonstrieren. Daran merken Sie, welchen Zeitgeist und welche Haltung diese Leute haben.“

Zwickau: Gedenkbaum für NSU-Opfer umgesägt

Anfang Oktober war in der Stadt ein erst kurz zuvor gepflanzter Gedenkbaum für das erste NSU-Mordopfer Enver Simsek abgesägt worden. Ein Täter wurde bisher nicht gefasst. Die Stadt richtete ein Spendenkonto ein, auf dem bislang rund 14.000 Euro eingingen. Davon wurden nun die Gedenkbäume und Erinnerungstafeln finanziert. Der Stumpf des abgesägten Baums blieb zunächst als Mahnung stehen.

Die Rechtsextremisten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hatten den türkischen Blumenhändler Simsek im September 2000 in Nürnberg erschossen. Der Mord an dem Familienvater war der Auftakt der NSU-Mordserie mit insgesamt zehn Todesopfern. Auch in anderen Städten gibt es Gedenkorte für die NSU-Opfer. Berichten zufolge kam es bereits in fünf der acht Städte mit solchen Mahnmalen zu Schändungen der Gedenkorte.

Vor acht Jahren wurde der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) erstmals in der Öffentlichkeit bekannt. Am 4. November 2011 begingen Böhnhardt und Mundlos nach einem Überfall auf eine Bank in Eisenach in einem Wohnmobil mutmaßlich Suizid. Am selben Tag kam es zu einem schweren Brand im letzten Unterschlupf des Trios in Zwickau, der vermutlich vom NSU-Mitglied Beate Zschäpe gelegt wurde, um Beweismittel zu vernichten. Zschäpe verschickte auch mehrere Bekenner-DVDs. Nach mehrtägiger Flucht stellte sie sich am 8. November 2011. Im Sommer vergangenen Jahres wurde Zschäpe in München zu lebenslanger Haft verurteilt.

dpa/AFP/frs

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