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Anne Will: Kurz vor Sendung wird Seehofer-Rücktritt bekannt - und sorgt für erstaunliche Reaktionen

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Jürgen Trittin (Grüne) und Andrea Nahles (SPD) saßen unter anderem bei Anne Will in der Runde.
Jürgen Trittin (Grüne) und Andrea Nahles (SPD) saßen unter anderem bei Anne Will in der Runde. © Screenshot ARD-Mediathek

Kurz vor Anne Willls ARD-Talk verbreitete sich die Meldung, Seehofer trete als CSU-Chef zurück. Für Andrea Nahles wurde die Sendung damit unbequem - und Jürgen Trittin hatte Mitleid mit Seehofer.

Für SPD-Chefin Andrea Nahles lief das Timing für ihren Auftritt am Sonntagabend bei Anne Will gar nicht gut: Kurz zuvor drang Seehofers parteinterne Ankündigung, er wolle den CSU-Vorsitz abgeben, nach außen. Nach Kanzlerin Angela Merkel räumt also offenbar nun auch der CSU-Chef seinen Posten. Klar kam da als allererstes die Frage an Nahles: Warum schafft sie nach den andauernden Wahlpleiten nicht ebenfalls Platz für einen Neuen? Doch die SPD-Chefin interpretierte die Sache einfach um: „Ich BIN neu“, erklärte sie. Schließlich sei sie erst im April Martin Schulz an der Parteispitze nachgefolgt. 

Anne Will: Auf Seehofers möglichen Nachfolger Söder angesprochen, verzog Nahles die Miene

Die Nachricht von Seehofers angekündigten Rücktritt beherrschte noch länger den Talk - obwohl es eigentlich allgemein um den Machtverlust der Volksparteien gehen sollte. „Wie erleichtert sind Sie darüber?“, fragte Anne Will Andrea Nahles. Die verzog den Mund, zögerte, und sagte dann in einem Ton, der wie das Gegenteil von erleichtert klang: „Wir schauen mal, wer da kommt.“ Anne Will nannte Markus Söder und fragte: „Würde Ihnen das gefallen?“ Die SPD-Chefin erwiderte mit Leichenbittermiene: „Wir kennen uns seit JU und Juso-Tagen. Er ist kein Neuer für mich.“ Die Moderatorin wollte wissen: „War das kein freudvolle Begegnung?“ Nahles schluckte und rang sich schließlich schmunzelnd ein „Es ging so“ ab. 

Es wirkte so, als sei Seehofer für sie im Vergleich zu Söder noch das kleinere Übel gewesen. Doch dann rang sich Nahles doch noch die Worte ab, ein Wechsel an der Parteispitze könne „reinigende Wirkung“ haben und bei den Themen, die die Große Koalition noch vor sich habe, „kann ja auch ein neuer Besen gut kehren“.

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Anne Will: Trittin hat „Mitgefühl“ mit Seehofer - doch kritisiert ihn auch scharf

Grünen-Politiker Jürgen Trittin meinte ironisch, „bei Seehofer muss man ja schon fast Mitgefühl haben“: Der Heimatminister sei in den letzten Monaten „eher heimatlos“ gewesen - „es war offensichtlich, dass die CSU nicht hinter ihm steht“. Dadurch sei Seehofer auch gegenüber seinen Koalitionspartnern handlungsunfähig geworden. Für ihn sei klar, dass er auch als Bundesinnenminister zurücktreten müsse: Im Fall Maaßen habe er gezeigt, „dass er seinen Laden nicht im Griff hat“, in der Asylpolitik „die Themen für die AfD aufgespielt“. 

Eine Meinung, die Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke nicht teilte: Seehofers Aufbegehren gegen Merkels Asylpolitik habe im Gegenteil dazu geführt, dass die AfD in Bayern schlechter abschnitt als in anderen Bundesländern. Der Journalist plädierte für „ein kleines bisschen Gerechtigkeit“ für den Noch-CSU-Chef: Schon am Abend der bayerischen Landtagswahlen habe dieser „personelle Konsequenzen angekündigt - dass er damit nicht Söder, sondern sich selbst meinte, sei klar.

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Anne Will: Cicero-Chefredakteur: Seehofer verfolgte eigenen Masterplan

Für ihn sei die Rücktritts-Nachricht vom Sonntag deshalb nur das Ende einer „Chronik des angekündigten Rückzugs“. Seehofer wollte seiner Meinung nach nur bis nach der Hessen-Wahl warten, „um den Druck auf Angela Merkel aufrechtzuerhalten“. Das habe funktioniert: Merkel habe am Montag nach der hessischen Landtagswahl nachgegeben und ihren Rücktritt als CDU-Vorsitzende angekündigt. „Seehofers persönlicher Masterplan ist damit aufgegangen“, bilanzierte der Journalist.

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