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Anne Will: Söder stellt Forderung ans RKI - und kassiert heftigen Gegenwind

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Bei „Anne Will“ wurde am Sonntagabend über den Plan der Bundesregierung aus dem Corona-Lockdown diskutiert. Vor allem ein Gast kritisierte Merkel und Co. dabei scharf.

Update vom 17. Mai: Auch an diesem Sonntag ist die Corona-Pandemie Thema bei Anne Will - zur Verhältnismäßigkeit der Schutzmaßnahmen sollen sich unter anderem SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und Sahra Wagenknecht äußern.

Anne Will: Söder stellt Forderung ans RKI - und kassiert heftigen Gegenwind

Update 22.40 Uhr: Wie und wann kommt Deutschland aus dem Corona-Lockdown? Einmal mehr hatte Anne Wills Polit-Talk am Sonntagabend dicke Bretter zu bohren. Und schnell zeigten sich Misstöne - dem ruhigen Tonfall in der Diskussion zum Trotz.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eröffnete den Abend mit indirekter Kritik am Robert-Koch-Institut. Wichtig wäre es, „dass wir vom Robert-Koch-Institut mal eine verlässliche Zahl bekommen, ab wann es gefährlich wäre“, sagte der Landesvater mit Blick auf die Debatte um Grenzen einer verantwortungsbewussten Lockerung. 

Bisher habe es immer wieder verschiedene als maßgeblich erachtete Zahlen gegeben. Söder würde sich das anders wünschen, wie er - übrigens nur per Videoschalte beim Talk präsent - klarstellte: Dann könne man „nicht nur mit politischer Mehrheit, sondern mit gutem Gewissen“ weitere Schritte gehen.

Corona-Talk bei Anne Will: Söder richtet Forderung ans RKI - und kassiert Kritik

Kontra erhielt Söder allerdings schnell von der Wissenschaftlerin in der Runde. „Das ist für uns in der Wissenschaft nicht einfach“, stellte Soziologin Jutta Allmendinger klar - es sei zudem „auch nicht die Aufgabe der Wissenschaft, da zu dienen“. Auch die allgemein übliche Rede vom Fokus auf die Gesundheit missfiel ihr. „Das ist eine merkwürdige Operationalisierung für mich“, erklärte sie - nötig sei es, auch die soziale und psychische Gesundheit der Bürger „einzupreisen“.

Kritik am Vorgehen der Bundesländer im Lockerungsprozess gab es auch von Grünen-Chef Robert Habeck. Auch er rügte zunächst Söders eingangs getätigte Äußerung: „Wissenschaftliche Erkenntnisse werden niemals die Politik entbinden, Entscheidungen zu treffen“, betonte er - und ging dann zu einer Schelte der Ministerpräsidenten und von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über. 

Coronavirus: Debatte bei „Anne Will“ - Habeck kritisiert Merkel, Söder sieht Welt bewundern auf Deutschland blicken

„Mein Eindruck ist, dass die Bundesländer einfach machen, was sie wollen“, sagte der Grüne. „Noch bevor das Orchester beginnt, tröten alle durcheinander.“ Habecks Frage wohl auch an Merkels Adresse: „Wer dirigiert?“ Auch Söder räumte mit Blick auf schnelle Lockerungen in Sachsen-Anhalt Befremden ein. „Wir haben uns sehr gewundert“, gab er zu.

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) bemühte sich vor allem, die Klagen über den Lockdown zu relativieren. Deutschland habe „niemandem verboten rauszugehen“, auch die Industrie sei nicht „geschlossen“ worden. Söder hatte schon zuvor betont, „die halbe Welt“ blicke „bewundernd“ auf Deutschland - für Verwunderung sorge nur die aktuelle heftige Debatte. Man solle jetzt nicht „alle Erfolge schlechtreden“, forderte Söder später gleich noch einmal.

Allmendinger sah allerdings auch Versäumnisse. Die Lasten in der Krise seien nicht gerecht verteilt, betonte sie. Nicht zuletzt die Frauen im Lande zählten zu Verlierern - etwa angesichts gestiegener Belastung in der Heimarbeit. „Man hat gesehen, wer keine Lobby hat - ich würde sagen, Alleinerziehende, Kinder und Frauen“, stimmte Habeck ein. Unter zustimmendem Nicken der Soziologin.

Corona Thema bei Anne Will im Ersten: Habeck schließt Parteiausschluss für Palmer nicht aus

Thema waren am Rande auch die Vorstöße des streitbaren Grünen-Bürgermeisters Boris Palmer. Er muss sich, so deutete es Habeck an, nun auf schwierige Zeiten in der Partei einstellen. „Nachdem er heute nachgelegt hat, muss ich sagen, dass meine Geduld wirklich erschöpft ist“, ließ der Parteichef wissen. Er sehe sich als „Adressat“ eines offenen Briefes von mehr als 100 Grünen-Mitgliedern, die Palmers Parteiausschluss fordern, betonte Habeck und fügte hinzu: „Wir werden uns mit solchen Fragen beschäftigen.“ 

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat unterdessen am Sonntagabend den Willen zu weitere Lockerungen bekundet - und sich auch zu einem Neustart für die Fußball-Bundesliga geäußert. Armin Laschet, Verfechter von weiteren Lockerungen im Corona-Lockdown, legte in einem Interview mit dem Münchner Merkur* nach, er warnte vor „immensen Schäden“.

Vorbericht: Anne Will debattiert Ausweg aus dem Corona-Lockdown - schwerer Abend für Söder?

Corona-Talk bei Anne Will: Der Plan aus dem Lockdown - weicht Söder von seiner harten Linie ab?
Corona-Talk bei Anne Will: Der Plan aus dem Lockdown - weicht Söder von seiner harten Linie ab? © obs / ARD Das Erste

München/Berlin - Natürlich wird die Corona-Krise auch am Sonntag um 21.45 Uhr (ARD) wieder das große Thema beim Polit-Talk von Anne Will sein. Nichts beschäftigt die Menschen in Deutschland* aktuell so sehr wie diese Problematik - verständlicherweise. 

Corona-Talk bei Anne Will: Was ist der richtige Weg aus der Krise?

Dabei geht es inzwischen gar nicht mehr darum, wie Deutschland das Virus aufhalten oder wie sich das Gesundheitssystem auf die vielen Patienten vorbereiten soll. Inzwischen werden die Forderungen nach Lockerungen der Corona-Maßnahmen* immer lauter und die Diskussionen bundesweit immer aggressiver. 

Klar, dass es am Sonntagabend auch genau darum gehen wird. Das Thema der Sendung lautet daher auch: „Raus aus dem Corona-Stillstand - hat die Regierung hierfür den richtigen Plan?“ Dafür sind bei Anne Will einige Gäste aus der ersten Reihe der deutschen Spitzenpolitik eingeladen. 

Corona-Talk bei Anne Will: Vize-Kanzler Scholz (SPD), CSU-Boss Söder und Habeck (Grüne) zu Gast

Zum einen wird Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Runde sitzen. Außerdem werden Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU)* und der Parteivorsitzende der Grünen, Robert Habeck, zu Gast sein. Das Quintett komplettieren Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie* und Jutta Allmendiger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. 

Ab 21.45 Uhr werden die Gäste bei Anne Will diskutieren, argumentieren und darüber streiten, was der beste Weg aus der Corona-Krise sein wird. Vor allem auf Söder werden viele Augen gerichtet sein*, liefert sich CSU-Chef doch in der Corona-Krise eine Art der Dauerfehde mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet*, der in der vergangenen Woche ebenfalls bei Anne Will zu Gast war - dabei aber keine wirklich gute Figur machte*. 

smk/fn

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