Im Rückblick scheint es daher auch naheliegend, dass Laschets Weg in die Politik über die Kirche führte. Ein Freund aus der Gemeinde habe ihn gefragt, ob er der Jungen Union beitreten wolle, so schreibt es Laschet auf seiner Homepage. Laschet hatte Interesse und wurde im Alter von 18 Jahren Mitglied bei der CDU.
Auch seine Frau lernte der bekennende Alemannia-Aachen-Fan eigenen Angaben zufolge im Kinder- und Jugendchor kennen.
Nach seinem Abitur am Bischöflichen Pius-Gymnasium Aachen zog es den heutigen Vater von drei Kindern nach München und Bonn, um dort Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren. 1987 legte er das erste juristische Staatsexamen erfolgreich ab und widmete sich seinem eigentlichen Faible - dem Journalismus.
Nach einer abgeschlossenen journalistischen Ausbildung lagen seine ersten beruflichen Stationen daher auch beim Bayerischen Fernsehen und beim Münchner Radiosender Charivari und nicht in einer Anwaltskanzlei.
Doch Laschet beschreibt sich selbst als Heimatmensch, als echten „Öcher“ eben. Und so zog es ihn von der bayerischen Landeshauptstadt zurück in seine Heimat. 1991 war er als Chefredakteur bei der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen tätig und war von 1995 bis 1999 Verlagsleiter und Geschäftsführer des Einhard Verlags in Aachen.
Was sich neben all seinen beruflichen Stationen jedoch immer stärker entwickelte, war seine Hingabe für die Politik. Zehn Jahre nach seinem Eintritt in die Junge Union folgte sein erster politischer Aufstieg: Mit gerade mal 28 Jahren wurde Armin Laschet für die CDU als jüngster Ratsherr in den Aachener Stadtrat berufen. Als Kommunalpolitiker machte er sich dort 15 Jahre lang einen Namen.
„Ein großer Schritt“, so wie er es auf seiner Homepage selbst sagt, war 1994 seine Wahl in den Bundestag, dem er bis 1998 angehörte. Im Jahr darauf wurde er zum Europaabgeordneten gewählt - 2001 zum Kreisvorsitzenden der CDU in Aachen ernannt. Sieben Jahre später folgte die Wahl in den CDU-Bundesvorstand.
Laschet weiß, wie man mit Geduld und Hingabe nach oben klettert, das zeigt sein politischer Werdegang. Doch er weiß auch, wie sich Niederlagen anfühlen. 2010 war ein solches Jahr. Laschet witterte nach dem Rückzug von Jürgen Rüttgers seine Chance und wollte sich zum Vorsitzenden des CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen wählen lassen, doch in einer Mitgliederbefragung unterlag er Norbert Röttgen. Der zweite Rückschlag folgte mit der Schlappe bei der Landtagswahl 2010 in NRW. Fünf Jahre zuvor war Laschet im Kabinett von Jürgen Rüttgers zum NRW-Landesminister für Generationen, Familie, Frauen und Integration ernannt worden - durch die Regierungsübernahme von Rot-Grün musste er seinen Posten jedoch räumen.
Laschet übte sich in Geduld und musste zwei Jahre warten, doch sein Moment sollte kommen. Nach der vorgezogenen NRW-Landtagswahl 2012 hatte die nordrhein-westfälische CDU mit gerade mal 26,3 Prozent der Stimmen den Tiefpunkt erreicht. Die SPD mit Hannelore Kraft gewann damals die Mehrheit (39,1 Prozent der Stimmen).
Änderungen mussten her und infolgedessen übernahm Laschet das Ruder und leitete das Comeback der CDU in Düsseldorf ein. Seit 2013 ist Armin Laschet Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen und damit Oppositionsführer im Landtag. Dass man mittlerweile wieder auf Augenhöhe mit der SPD zu sein scheint, ist ihm zu verdanken.
Nach den Niederlagen bei den Landtagswahlen im Saarland und Schleswig-Holstein benötigt die SPD im wahrsten Sinne des Wortes einen Kraft-Akt, um im Wahlkampf für die Bundestagswahl weiter Druck auf die Union ausüben zu können.
Auf der anderen Seite bietet sich Laschet viel Angriffsfläche, vor allem was das Thema Innere Sicherheit in NRW betrifft (Silvesternacht in Köln, Fall Anis Amri). Laschets politischer Aufstieg sucht die nächste Stufe. 2012 wurde er vom Vizeparteichef zum Landesvorsitzenden gewählt, ein Jahr später übernahm er die Führung der Landtagsfraktion - nun will er den Posten des Regierungschef von Nordrhein-Westfalen.
kus