Sydney - Australien brennt lichterloh - aber bei vielen ist die Botschaft immer noch nicht angekommen, dass die Klimaerwärmung um sich greift. Forscher der Queensland University of Technology sind einer Fake News-Kampagne auf die Spur gekommen. Seit Wochen verbreiten Trolle und Cyber Bots offenbar Falschnachrichten zu den Bränden, etwa unter dem Hashtag #ArsonEmergency, dass Dutzende krimineller Brandstifter für die extremen Buschbrände verantwortlich seien und nicht der Klimawandel. Die Frage, wie die Brände einzuschätzen sind, spaltet zunehmend Australiens Gesellschaft.
Die Forscher Timothy Graham und Tobias Keller beobachten, dass die Accounts, die diese Nachrichten verbreiten, ein ähnliches Verhalten aufweisen, wie jene, die von Russland aus versucht haben, die Wahlkampagne in den USA zu manipulieren. „Wir haben etwa 300 Twitter-Accounts untersucht, die #ArsonEmergency verbreiten, um unauthentisches Verhalten nachzuweisen“, schreiben Graham und Keller in ihrem Essay. Allerdings habe es ihnen die Software nicht ermöglicht, die Fake-Accounts bis zu realen Personen nachzuverfolgen.
Laut dem australischen Institut für Kriminalität (Institute of Criminology), berichtet die unabhängige, amerikanische Nachrichtenplattform NPR, verbrennen die meisten Brandstiftungen maximal fünf Hektar, also weit weniger als die Jahrhundertbrände, die momentan wüten. Befeuert wurde die Debatte um Brandstiftung durch die Berichterstattung über mehr als 180 Verfahren wegen Brandstiftung. Die Polizei stellte allerdings richtig, dass nur bei etwa 20 Personen der Verdacht auf eine Straftat bestehe.
Beteiligt an den Fake News sind nach Angaben einer Angestellten des Medienkonzerns von Medienmogul Rupert Murdoch auch einige Medienunternehmen, etwa The Australian und The Herald Sun. In einem internen Schreiben kritisierte Emily Townsend die Berichterstattung über die Buschbrände und bezeichnete sie unter anderem als unverantwortliche Kampagne von Fehlinformationen.
Auch Premierminister Scott Morrison gerät wegen seines mangelhaften Krisenmanagements immer mehr in die Kritik, angefangen wegen seiner Art mit den betroffenen australischen Staaten zu kommunizieren, bis hin zu seinem Hawaii-Urlaub, während die Feuer ganze Dörfer in Australien vernichteten. Am Freitag (10.1.) machten zahlreiche Australier bei einer riesigen Demonstration in Sydney ihrem Ärger Luft.
Seit September haben die Buschbrände in Australien eine Fläche von mehr als 107.000 Quadratkilometern verbrannt, eine Fläche größer als die irische Insel. Ursache dafür ist eine bisher nie gesehene Trockenheit und Hitzewelle selbst in der Winterzeit des Kontinents.