„Mein Leben lang musste ich darauf achten, nichts falsch zu machen, damit niemand sagen kann, dass Türk*innen undiszipliniert sind und keine Arbeitsmoral haben“, schreibt sie. Ein Leben lang kritisch beäugt zu werden, und dass nur, weil die Eltern zufällig aus der Türkei kämen, habe dazu geführt, dass sie verkrampft war und an sich selbst gezweifelt habe.
Dabei, das macht viele besonders wütend, gibt sich das Unternehmen einen weltoffenen Anstrich. Im Bereich Team ist eine Collage aus den Flaggen mehrerer Nationalitäten aus aller Welt abgebildet. Auch die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali meldete sich auf Twitter zu Wort und schrieb: „Ich wünschte, ich hätte ein Architektenbüro. #ohneworte #gehtsnoch #rassismus #diskriminierung.“
Auch der Antidiskriminierungsbeauftragte der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Dervis Hizarci, kommentierte den Vorfall gegenüber dem Tagesspiegel. „Hier zeigt sich das hässliche Gesicht von Rassismus und, was Rassismus im Konkreten bedeutet: kein Job, keine Wohnung, schlechte Noten. Rassismus trifft die Menschen in ihrem Alltag“, sagte er dem Tagesspiegel. Er fordert deswegen, endlich Bewerbungsverfahren so anonym wie möglich durchzuführen, ohne Namen, ohne Fotos. „Wir sehen, dass es ganz klar ablehnende Reaktionen gibt – aufgrund von Rassismus. Das ist nicht nur so ein Gefühl der Betroffenen.“
Das Architekturbüro hat nun versucht, mit einer Stellungnahme die Wogen zu glätten. Es sei zu einem Missverständnis gekommen, heißt es darin. „Diese Bewerbung wurde versehentlich einer laufenden Stellenanzeige für Projekte in China zugeordnet.“
Da der Bewerber die Anforderungen dafür nicht erfülle, habe die Chefin die Bewerbung mit verkürztem Kommentar zurückgeschickt. Man habe aber bereits am Dienstag mit dem Bewerber telefoniert, um Entschuldigung gebeten und auch zu einem Einstellungsgespräch geladen. Beides habe der Mann angenommen.
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