Denn nach wie vor dementiert der Kreml an dem Mordversuch auf Nawalny beteiligt gewesen zu sein. Russische Staatsmedien meldeten bis dato teils absurde Nachrichten und Theorien über den Griftanschlag auf den Oppositionsführer. In einer hieß es beispielsweise, Nawalny sei nicht auf russischem, sondern deutschen Boden vergiftet worden: „Bevor der Patient gemäß allen internationalen Standards nach Berlin gebracht wurde, wurde in unserem Land ein ganzer Komplex von Analysen durchgeführt, bei denen keine toxischen Substanzen identifiziert wurden.“
Doch das Transportflugzeug, das Nawalny im Koma aus der Klinik in Omsk nach Berlin in die Charité brachte, rettete dem 44-Jährigen wohl mutmaßlich das Leben. Vergangenen Mittwoch konnte Nawalny nach wochenlangem Kampf um sein Leben das Krankenhaus sogar verlassen, dennoch befindet er sich aber weiterhin in ärztlicher Behandlung - kann doch derzeit noch nicht ausgeschlossen werden, dass das Nervengift Nacherkrankungen bei ihm auslösen könnte. Mindestens einen Monat braucht Nawalny noch, um sich zu erholen. Wie die Bild berichtet, möchte Nawalny danach wieder nach Russland zurückzukehren.
„Der Gesundheitszustand des Patienten hat sich so weit gebessert, dass die akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte. Alexei Nawalny wurde insgesamt 32 Tage in der Charité behandelt, davon 24 Tage auf einer Intensivstation. Die behandelnden Ärzte halten aufgrund des bisherigen Verlaufs und des aktuellen Zustands des Patienten eine vollständige Genesung für möglich“
Wie der Spiegel weiter berichtet, lässt die Bundeskanzlerin sich noch immer täglich über Nawalnys Gesundheitszustand in Kenntnis setzen, denn der Fall ist weiterhin auch von großer politischer Tragweite: Als ein Labor der Bundeswehr Nawalnys Blut- und Urinproben ausgewertet hatte, sprach die Kanzlerin bereits mit erstaunlicher Deutlichkeit von einem „zweifelsfreien" Ergebnis. Speziallabore in Frankreich und Schweden bezeugten den Nachweis des Nervengifts Nowitschok im Körper des Kreml-Kritikers ebenfalls. Die deutsche Bundesregierung verurteilt Russlands Intransparenz zur Aufklärung des Falles Nawalny also auf das Schärfste. (cos) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.