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Hinweis auf den Wahlausgang? Grüne wachsen weiter - die Konkurrenz verliert Mitglieder

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Wie hat sich die Zahl der Mitglieder der großen Parteien entwickelt? Im Vorfeld der Bundestagswahl hat sich Merkur.de angeschaut, welche Parteien Zulauf bekommen – und welche nicht.

Berlin – Zwei Monate vor der Bundestagswahl* befinden sich die Parteien bereits in der heißen Wahlkampfphase. In der Berichterstattung dominieren die Grünen. Die Stimmung ist jedoch umgeschlagen: Die Beliebtheitskurve von Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ist mittlerweile abgeflacht. Das sagen zumindest aktuelle Umfragen - und außer Zweifel steht, dass die Grüne zuletzt besonders kritisch beäugt und unter die Lupe genommen wurde. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte bereits vor einer „Schlammschlacht“.

Doch abgestimmt wird nicht nur am Wahltag, sondern permanent: Mit dem Parteibuch. Daher eine interessante Frage: Wie hat sich die Mitgliederzahl während der aktuellen Legislatur des Bundestages vor der Bundestagswahl entwickelt? Welche Parteien haben Zulauf bekommen? Und welche mussten bei der Zahl der Parteimitglieder Verluste einstecken? Merkur.de hat dafür Anfragen an Grüne, CDU, SPD und FDP gesendet.

Bundestagswahl 2021: Diese Parteien haben Zulauf bekommen – Die Grünen wachsen seit Jahren

Unter den im Bundestag vertretenen Parteien sind die Grünen im vergangenen Jahr am stärksten gewachsen. Mit Annalena Baerbock* strebt erstmals eine grüne Politikerin danach, das politische Ruder in Deutschland zu übernehmen. Nach 16 Jahren Union. Stand 31. Dezember 2020 verzeichnet die Partei 107.307 Mitglieder – im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs der Mitgliederzahl um 10.820 Menschen, also 11,21 Prozent. Das geht aus einer detaillierte Mitgliederstatistik hervor, die Merkur.de auf Anfrage erhalten hat. Seitdem habe die Partei weiteren Zulauf bekommen und verzeichne aktuell 115.000 Mitglieder, heißt es aus der Pressestelle des Grünen-Bundesvorstands.

„Die SPD* hatte zum Stichtag 31. Dezember 2020 404.305 Mitglieder und ist damit mitgliederstärkste Partei in Deutschland“, teilt wiederum eine SPD-Sprecherin auf Merkur.de-Anfrage mit. Über diesen Stichtag hinaus könne man keine Zahlen herausgeben. Aus dpa-Informationen geht hervor, dass die Zahl der Mitglieder bei der SPD schrumpft. Im Vergleich zum Vorjahr mussten die Sozialdemokraten einen Verlust von 3,6 Prozent hinnehmen. Im Dezember 2019 zählte die SPD noch rund 419.300 Mitglieder.

Ende 2020 verzeichnete die CDU* laut des Online-Auftritts der Partei 399.110 Mitglieder – und rutscht damit unter die 400.000-Marke. Noch Ende November 2019 zählte die Partei von Bundeskanzlerin Angela Merkel etwas weniger als 407.350 Christdemokratinnen und Christdemokraten. Aus einer Presseanfrage bezüglich der FDP* geht hervor: „Die Freien Demokraten haben in dieser Legislaturperiode einen stetigen und erfreulichen Mitgliederzuwachs erfahren. Von rund 63.000 Mitgliedern am Ende des Jahres 2017 ist die FDP auf aktuell über 70.000 Mitglieder gewachsen.“

Starke Verluste erfuhr die AfD, die von 34.750 Mitgliedern zu Beginn des Jahres 2020 auf rund 32.000 Mitglieder schrumpfte. Für die Partei ist es der erste Mitgliederschwund seit fünf Jahren. Ein Parteisprecher hatte dies im Januar teils damit erklärt, dass die Mitgliedschaft von Menschen, die ihre Beiträge nicht gezahlt hätten, beendet worden seien.

Bundestagswahl 2021: Parteiaustritte von 2018 bis Juni 2021 – Trend ist ausmachbar

Merkur.de hat außerdem exklusiv Daten des Kündigungsmanagers Volders vorliegen. Nach eigenen Angaben nutzen mehr als zwei Millionen Menschen die Dienste des 2014 gegründeten Berliner Startups. Bei der Analyse wurden die Parteiaustritte im Zeitraum von 2018 bis zum 18.06.2021 untersucht. Es handelt sich um einen eingeschränkten, nicht-repräsentativen Rahmen, da die Daten der anonymisierten Nutzerinnen und Nutzer sich auf das Kündigungsportal beschränken. Ein Trend ist dennoch auszumachen.

Die Daten zeigen: Die SPD verlor in den Jahren 2018, 2019 und 2020 die meisten Mitglieder unter den Volders-Nutzern. 2018 machte der prozentuale Anteil an allen durch Volders durchgeführten Parteiaustritten etwa 63 Prozent aus, 2019 40 Prozent und 2020 36 Prozent. Doch 2021 geht die Anteil der Kündigungen an der Gesamtparteiaustrittszahl bei dem Dienstleister auf 16 Prozent zurück. Dafür ist die CDU mit 19 Prozent auf dem ersten Platz bei Abgängen von Parteimitgliedern, gefolgt von der rechtspopulistischen Partei AfD (18 Prozent). CDU-Austritte spielen bei dem Service-Anbieter eine wachsende Rolle: Im Jahr 2018 betrug der Anteil an allen durch den Kündigungsmanager vorgenommenen Abgängen noch 10 Prozent, 2019 13,8 Prozent und 2020 14,1 Prozent.

Starke Verluste musste die Alternative für Deutschland einstecken. Die Anzahl der Ausstiege aus der Partei nimmt laut des Kündigungsmanagers jährlich zu. Die Grünen, CSU, die Linke und die FDP bleiben im einstelligen Bereich.

Für den Wahlkampf selbst spielt die Zahl der Mitglieder eine untergeordnete Rolle. Jedoch zeigen wachsende Mitgliederzahlen, wie etwa die Grünen*, dass die Programme Menschen nachhaltig überzeugen. Die Bundestagswahl 2021 wird auch als Klima-Wahl bezeichnet. (aka) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Lesen Sie auch: Währenddessen haben die großen Parteien ihre Wahlprogramme veröffentlicht. Damit ist der Fokus wieder vermehrt auf den Inhalten. Diese warten mit enormen Unterschieden auf.

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