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Kurioses Interview: Söder schwärmt von Schwarz-Grün - Habeck vergleicht ihn mit Höcker-Tier

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Markus Söder und Robert Habeck bei einer Rede
Markus Söder, CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident aus Bayern und Robert Habeck Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen © Kneffel/Hase/dpa

Markus Söder freut sich in einem Doppel-Interview mit Robert Habeck auf eine schwarz-grüne Koalition im Bund. Der Grünen-Chef überrascht dagegen mit einer Aussage.

München - Nächstes Jahr im September wird in Deutschland der Bundestag neu gewählt. Im Gespräch mit dem Spiegel reden der CSU-Vorsitzende und bayrische Ministerpräsident Markus Söder und der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Robert Habeck über die Möglichkeit einer schwarz-grünen Koalition und über die persönlichen Einstellungen des jeweils anderen.

Söder spricht sich für Schwarz-Grün aus

Noch vor Jahren schien eine Koalition zwischen den Grünen und den Unionsparteien undenkbar. Mittlerweile regieren die Grünen mit der CDU in einigen Bundesländern. Immer öfter steht jetzt eine mögliche Koalition auch auf Bundesebene zur Debatte. Markus Söder antwortete auf die Frage, ob eine schwarz-grüne Koalition Albtraum oder Traum sei: „Ich glaube, dass Schwarz-Grün einen großen Reiz hätte, weil beide politischen Kräfte die ganz großen Fragen unserer Zeit im Blick haben wie die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie. Das wäre aktuell das interessanteste politische Angebot.“

Habeck sieht Grünen im Rennen mit der Union um Platz 1

Während sich der bayerische Ministerpräsident optimistisch über eine mögliche schwarz-grüne Koalition äußerte, reagierte Habeck, wie gewohnt, zurückhaltend. Viel mehr betonte er die ungewohnte Situation, in der sich die Bundesrepublik derzeitig befinde. „Ich rede überhaupt nicht über Schwarz-Grün oder Grün-Schwarz. Ich rede darüber, dass wir 2021 in Deutschland eine politische Situation vorfinden werden, die offen ist wie nie: Corona, die wirtschaftlichen Folgen, eine Wahl ohne amtierende Kanzlerin.“

Weiterhin sieht Habeck die Grünen trotz der aktuellen Umfragewerte im Rennen um Platz eins mit der Union. Seiner Meinung nach sind die aktuellen Umfragewerte der Union doch etwas aufgepumpt. „Wenn da die Luft rausgelassen wird, liegt der Kampf um die Eins für uns im Bereich des Möglichen“. Ohnehin wünsche sich Habeck eine grün geführte Regierung mit der SPD.

Markus Söder: Zeit für schwarz-grüne Koalition sei „so nah dran wie noch nie“

Söder hingegen verteidigt seinen Standpunkt und fügt an: „Ich habe das Gefühl, sie möchten beide Parteien an den wichtigen Entscheidungen der nächsten Zeit beteiligt sehen. Viele wollen die Grünen gern dabeihaben, aber unter schwarzer Führung.“ Auf die Frage, ob die Zeit reif sei für Schwarz-Grün antwortet Söder schließlich: „Ich denke, es ist so nah dran wie noch nie. Ob es dazu kommt, entscheiden am Ende nur die Wähler.“

Habeck bezeichnet Söder als „Kamel“

Im Laufe des Gesprächs wurde es dann noch etwas persönlich zwischen den beiden. Robert Habeck betonte, dass er vor allem Markus Söders selbstkritischen Umgang respektiere. Der CSU-Chef lobte hingegen den philosophischen Blick Habecks auf die Politik. Auf die Frage, welchen Tiernamen Robert Habeck nach neun Monaten Coronakrise zu Söder einfallen würde, antworte der Grünen-Vorsitzende: „Wenn es überhaupt klug ist, Menschen mit Tierattributen zu belegen, dann braucht es ein Tier, das Kondition und Durchhaltewillen hat. Und da ich Herrn Söder nicht als Lastesel bezeichnen möchte, sage ich Kamel.“

FDP-Chef Christian Lindner reagierte unterdessen gelassen auf die Annäherungen von CSU und Grünen. Er sieht erhebliche Differenzen für ein mögliches schwarz-grünes Bündnis, sagte er dem Münchner Merkur. Für den Wahlkampf komme es auf die inhaltliche Auseinandersetzung an. „Die Union wird sagen müssen, wo sie steht. Die Grünen setzen auf Steuererhöhungen, die Union sagt, sie wolle zurück zur schwarzen Null. Die Grünen wollen das bedingungslose Grundeinkommen einführen, die Union den Etat für die Bundeswehr erhöhen.“ Der FDP-Vorsitzende sagte, für seine Partei stehe fest: „Koalitionsabsichten machen wir an Inhalten fest.“(phf)

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