Die Kritik von Friedrich Merz will Spahn nicht gelten lassen: „Das, was wir in den 18 Monaten, die wir mit der Regierung im Amt sind, gemacht haben, kann sich ziemlich gut sehen lassen“, sagte der Minister. „Aber wir haben es gleichzeitig geschafft, dass es keiner merkt“, fügte er einschränkend hinzu. Doch auch für seine lautstarke Kritik an AKK ist er bekannt, nun lässt Friedrich Merz leisere Töne anklingen.
Der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz warf Merz vor, er betreibe die „Sozialdemokratisierung der CDU“. „Mit dieser Art innerparteilicher Auseinandersetzung wird die CDU bei den niedrigen Zustimmungswerten der SPD landen. Bei der SPD haben nicht zuletzt andauernd Personalquerelen zu dem Absturz beigetragen“, sagte Polenz den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag).
In ihrer Partei hat die Bundeskanzlerin aktuell einen schweren Stand. Merkur.de* erklärt die Schlammschlacht rund um Angela Merkel und Co. in der CDU. Selbst der Komiker Hape Kerkeling holte gerade zum Rundumschlag gegen die deutsche Politik aus.
Update von 16.20 Uhr: Nachdem sich Horst Seehofer in der Führungsdebatte der CDU bereits für Angela Merkel ausgesprochen hat, springt der Kanzlerin nun auch die Unionsfraktions-Vizechefin Katja Leikert (CDU) zur Seite. Sie bemängelte im Interview mit Deutschlandfunk fehlenden Respekt und forderte ein Ende der internen Personaldebatte. Vor allem an Friedrich Merz arbeitete sie sich ab: „Wie Friedrich Merz dreimal täglich öffentlich am Stuhl der Kanzlerin zu sägen, das halte ich jetzt persönlich nicht für besonders konservativ“, erklärt Katja Leikert gegenüber Deutschlandfunk.
Laut Katja Leikert sei die Bilanz der Kanzlerin „durchaus erfolgreich“, wenngleich es natürlich immer Verbesserungsbedarf gebe. Doch auf diesen sollte man laut der Unionsfraktions-Vizechefin konstruktiv hinweisen. Bei der aktuellen Kritik an Angela Merkel fehle es ihr an „Respekt vor denjenigen, die in gewählten Positionen sind“, die Debatte sei laut ihr „einfach nur schädlich“.
Update vom 30. Oktober, 10.23 Uhr: In der CDU geht der Streit um die Bewertung der eigenen Parteiführung und von Bundeskanzlerin Angela Merkel unvermindert weiter. Die nordrhein-westfälischen CDU-Politiker Herbert Reul und Karl-Josef Laumann wiesen am Mittwoch die teils heftigen innerparteilichen Angriffe auf das Spitzenpersonal zurück. Ständige Führungsdebatten führten „ins politische Tal der Tränen", warnte Landesinnenminister Reul im Kölner Stadt-Anzeiger.
„Wahlen gewinnt man nur, wenn man geschlossen ist", fügte Reul hinzu. Auch Landesarbeitsminister Laumann sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger, die Debatte um die Kanzlerkandidatur sei eine Debatte zur Unzeit. „Diejenigen, die heute schon eine Entscheidung herbeireden wollen, führen Scheingefechte, die der CDU nur schaden", sagte er mit Blick auf Forderungen, die nächste Kanzlerkandidatur schon auf dem Parteitag in dreieinhalb Wochen und nicht erst in einem Jahr zu klären.
Merkel habe für die Union vier Bundestagswahlen gewonnen und das Land sicher auch durch unruhige Zeiten gesteuert, sagte Laumann. „Das alles fällt nicht vom Himmel, sondern zeugt von einem klugen Regierungshandeln und starker Führung."
Bereits am Dienstagabend hatte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Merkel in Schutz genommen. Mit Blick auf harsche Kritik vom früheren Unionsfraktionsvorsitzenden Friedrich Merz sagte er im ZDF, es handele sich um eine Debatte, „die von älteren Männern geführt wird, die vielleicht nicht ihre Karriereziele in ihrem Leben erreicht haben".
Die CDU kommt aktuell nicht zur Ruhe. Die Wahlschlappe in Thüringen, der Bühnen-Sturz von Peter Altmaier und immer wieder Attacken aus den eigenen Reihen auf Kanzlerin Angela Merkel und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer. Steckt die CDU in der Krise? Es scheint, als würden einige Weggefährten Rechnungen mit Merkel begleichen, berichtet Merkur.de*.
Update vom 29. Oktober, 13.38 Uhr: Der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat den Parteien der großen Koalition vorgeworfen, durch Konfliktvermeidung zum eigenen Bedeutungsverlust beizutragen. SPD und CDU setzten als Vertreter der Groko zu stark auf gesellschaftlichen Konsens und verschonten Bürger vor allem, „was sie empören und verunsichern könnte“, schreibt Koch in einem Beitrag für das Magazin „Cicero“. Legitime Konflikte würden „durch Formelkompromisse“ verschleiert. Das treibe die Marginalisierung der ehemaligen Volksparteien voran, weil sie die entsprechenden Diskussionen den gesellschaftlichen Rändern überließen.
„Heute fehlen Persönlichkeiten, die von einer Vision geprägt sind und die Bereitschaft zeigen, für diese Vision ihre politische Existenz zu riskieren.“ Mit Blick auf die Klimadiskussion warf er der Bundesregierung und der CDU-Spitze im Besonderen vor, sich nicht an der Debatte zu beteiligen: Die „Argumentationsenthaltung der Führung und besonders der Bundeskanzlerin“ müsse „aufhören“.
Wenn es Unzufriedenen nicht möglich sei, sich hinter Volksparteien zu versammeln, so würden sie radikal, warnte Koch. „Die Leidenschaft des politischen Streits muss in der Mitte der Gesellschaft lodern, nicht an den Rändern!“
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verteidigt hingegen die Arbeit der Kanzlerin. „Die Union ist fraglos in einer schwierigen Lage. Ich teile die Kritik von Friedrich Merz nicht“, sagte Seehofer am Montag am Rande der G6-Innenministerkonferenz in München. Seehofer betonte, das Thema darüber hinaus nicht weiter kommentieren zu wollen: „Aber nach langer politischer Erfahrung weiß ich, dass in einer solchen Lage Disziplin die beste Eigenschaft ist.“
Auch die schleswig-holsteinische CDU-Vizechefin Karin Prien hat ihre Partei zu einem Ende der Personaldebatten aufgerufen. „Wir erleben gerade, wie unanständig von der Seitenlinie gezündelt wird“, sagte die Landesbildungsministerin der dpa. „Wir haben in der CDU keine Führungsfrage. Im Dezember hat unser Parteitag eine neue Vorsitzende gewählt“, sagte Prien mit Blick auf die wegen schlechter Umfragewerte intern umstrittene Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Update vom 29. Oktober, 13.09 Uhr: Friedrich Merz ist nicht der einzige Kritiker in der CDU, der die Führungsriege der eigenen Partei infrage stellt. CDU-Vizefraktionschef Carsten Linnemann äußerte sich ebenfalls kritisch über die Regierung. „Meine Partei hat jahrelang ein Argument gehabt - und das ist (Bundeskanzlerin) Angela Merkel. Darauf haben wir uns konzentriert. Und haben vergessen, ich will sogar sagen verpennt, die Unterschiede in der Sache herauszustellen: Wofür steht die Union?“, sagte Linnemann am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk
Der derzeitigen Unruhe ließe sich entgegenwirken, wenn „die Große Koalition in Berlin liefern würde“, sagte Linnemann weiter. Er stärkte trotzdem CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Rücken, sagte aber auch, er wünsche sich von der Parteivorsitzenden ein klareres Profil.
Auch die Junge Union übte deutliche Kritik. Tilman Kuban, JU-Chef, soll im Bundesvorstand die „Führungsfrage“ gestellt haben. Das wurde als Angriff auf Kramp-Karrenbauer gewertet. In der Tagesschau ruderte er jedoch zurück. Es ginge nicht um die Parteivorsitzende, sondern darum, wer für die CDU künftig im Kanzleramt vertreten sollte. Die JU forderte erst kürzlich eine den neuen Kanzlerkandidaten mit einer Urwahl zu bestimmen und nicht wie bisher üblich die oder den Parteichef aufzustellen.
Update vom 29. Oktober, 8.33 Uhr: Friedrich Merz bleibt mit seiner Kritik an Angela Merkel nicht lange allein. Auch FDP-Fraktionsvize Michael Theurer sprach am Dienstag in Berlin von einem „Totalverriss“, den Merkel „nicht als Nachtreten eines unterlegenen Dauerrivalen kleinreden“ könne. „Denn zu deutlich ist das Versagen und die Zerstrittenheit des Merkel-Teams und das Führungsversagen und die Orientierungslosigkeit der Mannschaftsführerin“, sagte Theurer der Deutschen Presse-Agentur. „Frau Merkel hat es versäumt, bei konjunkturellem Sonnenschein das deutsche Dach wetterfest zu machen“, beklagte Theurer. Er fügte hinzu: „Die drohenden innen- und außenpolitischen Sturm- und Rezessionsschäden müssen unsere Kinder und Enkel sowie der Nachfolger von Frau Merkel ausbaden.“
Erstmeldung vom 28. Oktober:
Mainz - Friedrich Merz (CDU) hat direkt nach der Landtagswahl in Thüringen Konsequenzen in seiner Partei gefordert. „Das Wahlergebnis von Thüringen kann die CDU nicht mehr ignorieren oder einfach aussitzen“, twitterte Merz. Nun legt der CDU-Politiker in einem ZDF-Interview nach. Friedrich Merz (63) greift die Kanzlerin Angela Merkel und die Groko an.
„Das gesamte Erscheinungsbild der Bundesregierung ist einfach grottenschlecht. Und daran muss sich etwas ändern“, sagt Friedrich Merz gegenüber dem ZDF.
Bei der Wahl in Thüringen haben Volksparteien dramatisch Stimmen verloren. Der Grund ist nach Ansicht von Merz offensichtlich. „Es gibt großen Unmut über die CDU und SPD. Die Regierung wird bei solchen Wahlen abgestraft.“
Das Übel hat Friedrich Merz auch schon ausgemacht. Seiner Meinung nach stehe die Bundeskanzlerin im Mittelpunkt der Kritik. Jeder würde „politische Führungen und klare Aussagen erwarten“. Seit Jahren lege sich deswegen über dieses Land ein „Nebelteppich“.
Als Beispiel führt Merz die Grundrente auf. Seit Monaten würde darüber in der Groko diskutiert, dabei stehe eine „Grundrente mit Bedürftigkeitsprüfung“ im Koalitionsvertrag. „Warum macht diese Koalition das nicht endlich?“, fragt Merz.
In einer Sache ist sich der CDU-Politiker sicher. Es können so nicht weitergehen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Art des Regierens noch bis Ende 2021 so weiter geht“, sagt Friedrich Merz im ZDF-Interview. Deutschland könne sich das nicht leisten und Europa schon gar nicht.
In seiner Attacke nimmt Merz die Parteivorsitzende AKK aus. Sie habe seiner Meinung nach keine negative Rolle gespielt.
Die Thüringen-Wahl sorgt für ein Nachbeben in der CDU. Der Machtkampf in der Partei ist ausgebrochen. Viele Parteimitglieder kritisieren die Parteispitze, sprechen ihr die Führungsqualitäten ab. Größter Kritiker ist Friedrich Merz - das ist auch Thema bei Maybrit Illner im ZDF.
Die Medien im In- und Ausland sparen unterdessen nicht mit harschen Urteilen zum Ausgang der Thüringen-Wahl. Der Münchner Merkur* warnt in einem Kommentar vor einer Revolte in der CDU.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ist nach einer Rede beim Digitalgipfel in Dortmund von der Bühne gefallen. Er soll sich verletzt haben.
Nach dem Wahl-Beben in Thüringen greift die ARD am Sonntagabend zu einer außergewöhnlichen Programmänderung. Die Zuschauer spotten über den Sender.
Umfrage-Überraschung: 43 Prozent würden die Grünen wählen - und 19,5 Prozent die AfD.
Angela Merkel kritisierte kürzlich Emmanuel Macron scharf - wegen seiner Nato-Einschätzung. Bei Markus Lanz schoss Oskar Lafontaine gegen Angela Merkel. Der ZDF-Moderator wurde daraufhin parteiisch - und verteidigte die Bundeskanzlerin.
Kurz vor dem CDU-Parteitag will Markus Lanz in seinem ZDF-Talk von Generalsekretär Paul Ziemiak wissen, wie es um die Parteiführung steht. Dabei wird Ziemiak hart in die Mangel genommen. Welt-Journalistin Claudia Kade schimpft: „Langsam nervt‘s!“ Schließlich rutscht Ziemiak dann doch noch ein Detail zum Machtkampf von Friedrich Merz und Annegret Kramp-Karrenbauer heraus.
ml/dpa
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