Allerdings bewirbt sich der 40-Jährige gar nicht um den Parteivorsitz, sondern tritt im Team mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet* an - bei einem Sieg Laschets soll Spahn stellvertretender Parteichef werden. Für die „echten“ Kontrahenten sieht es deutlich düsterer aus, wenngleich auch Spahn zuletzt in die Kritik geriet.
19 Prozent trauten in der Umfrage Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz* am ehesten zu, ein guter CDU-Vorsitzender zu sein, 17 Prozent nannten Laschet und 8 Prozent den Außenpolitiker Norbert Röttgen.* Der Nachfolger der Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer soll nach den bisherigen Plänen am 4. Dezember auf dem CDU-Bundesparteitag in Stuttgart gewählt werden, der wegen der Corona-Krise auf einen Tag verkürzt worden ist.
Ähnlich übel sieht es für Laschet, Merz und Röttgen in der Frage aus, welchem Unionspolitiker zugetraut wird, ein guter Bundeskanzler zu werden. Hier liegt in der Kantar-Umfrage CSU-Chef Markus Söder mit 34 Prozent vorn, obwohl der bayerische Ministerpräsident immer wieder betont, sein Platz sei in Bayern. Merz kommt hier nur auf 12 Prozent, Spahn auf 8, Laschet auf 7 und Röttgen auf 5 Prozent. Die SPD quittierte die Lage mit Spott.
Auch angesichts solcher Umfragewerte hatte im Sommer ein anderer Vorschlag die Runde gemacht: Spahn könne Parteichef werden und Söder die Kanzlerschaft überlassen, war damals spekuliert worden. Eine Idee, die mit aktuellen Umfragewerten auf Linie läge. Allerdings müssten für diese Konstellation sowohl Spahn als auch Söder von ihren bisherigen Plänen lassen. Für Söder schließen das einige Weggefährten nicht aus.
Ein weiteres Problem könnte für die CDU der Parteitag werden, bei dem der neue Chef gekürt werden soll. Innerhalb der Partei gibt es angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen Zweifel am Präsenzformat für den Bundesparteitag im Dezember. „Es ist politisch nicht zu vermitteln, dass wir uns zu einem Parteitag treffen, während der Rest des Landes zu Hause bleiben muss“, zitiert das Handelsblatt ein Mitglied des Parteipräsidiums.
Auch nach Informationen der dpa gibt es im CDU-Vorstand Stimmen, die eine parallele Wahl an zehn oder mehr Standorten in Deutschland für möglich halten, während die Parteispitze mit den Kandidaten an einem Ort zusammenkommen könnte. Die Bewerbungsreden müssten dann per Videokonferenz live an den anderen Standorten zu sehen sein. Zugleich gibt es Bedenken, ob ein solches Verfahren rechtssicher sein kann.
Nach Informationen des Handelsblatts aus Präsidium und Vorstand gelte es derzeit als realistische Variante, den Parteitag digital abzuhalten und den neuen Parteivorsitzenden samt Vorstand per Briefwahl zu bestimmen. Röttgen hatte zuletzt in einem Interview mit dem Portal web.de über ein Treffen in einem Stadion sinniert.
An den Planungen für den Parteitag in Stuttgart wurde zuletzt noch festgehalten. Bis Ende des Monats will die Parteispitze demnach entscheiden, ob, wann, wo und wie die Wahl eines neuen Vorsitzenden organisiert werden kann. Der CDU-Parteitag besteht aus 1001 Delegierten. (dpa/fn) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.