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„Invasion in Thüringen“: Lindner-Versprecher im Bundestag bringt auch Merkel zum Schmunzeln

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Einer spricht, einer schmunzelt: Christian Lindners (r.) Versprecher erheitert Angela Merkel.
Einer spricht, einer schmunzelt: Christian Lindners (r.) Versprecher erheitert Angela Merkel. © dpa / Bernd von Jutrczenka

Als Oppositioneller ist es die Aufgabe von Christian Lindner, der Bundesregierung ihre Mängel aufzuzeigen. Blöd nur, wenn der FDP-Chef dabei Schmunzler bei Kanzlerin Angela Merkel hervorruft.

München - Eigentlich ist ja immer Wahlkampf. Nur eben mal mehr und mal weniger. Aktuell läuft einmal wieder der Endspurt - vor der letzten Landtagswahl des Jahres. Am letzten Sonntag im Oktober werden die Thüringer an die Wahlurnen gebeten. Wie intensiv die Parteien bereits nach Erfurt schauen, demonstrierte nun Christian Lindner bei einer Rede im Bundestag. Unfreiwillig.

Dabei wollte der in Nordrhein-Westfalen beheimatete FDP-Chef eigentlich der Bundesregierung im Allgemeinen und Kanzlerin Angela Merkel im Speziellen die Leviten lesen. Weil die Große Koalition bezüglich des derzeit am meisten beachteten Brandherds der Welt gelinde gesagt eher zögerlich agiert. Oder eben nur eine Zuschauerrolle einnimmt, während türkische Truppen in Nordsyrien einmarschieren, nachdem die USA ihre Streitkräfte von dort abgezogen haben.

FDP-Chef Lindner verwechselt bei Rede Syrien und Thüringen

Bei seiner Zurechtweisung unterlief Lindner aber eben ein Versprecher, der auch der höchsten Frau im Staate ein Schmunzeln abrang, wie die ZDF-Satiresendung „heute Show“ aufdeckte. „Frau Merkel, von Ihnen hätten wir uns in dieser Frage Türkei und Syrien mehr Klarheit gewünscht, als Sie sie heute geäußert haben“, wetterte der Ober-Liberale und zog dann den Vergleich zum Aufschrei im Jahr 2014: „Wie klar waren die Äußerungen aus Deutschland bei dem Völkerrechtsbruch Russlands auf der Krim? Wir sehen jetzt in Thüringen dasselbe, nämlich eine völkerrechtswidrige Invasion einer islamistischen Präsidialdiktatur.“

Moment? Eine völkerrechtswidrige Invasion mitten in der Bundesrepublik? Haben wir was verpasst? Zwar verbesserte sich Lindner direkt im nächsten Satz, doch dem Spott von „heute Show“-Moderator Oliver Welke konnte er sich dennoch nicht mehr entziehen. Der witzelte, Verwechslungen zwischen Thüringen und Syrien seien nicht ungewöhnlich - wegen des gemeinsamen „ü“. Um dann noch an eine Köstlichkeit aus der vorderasischen Republik zu erinnern: „Wer kennt sie nicht, die Syringer Bratwurst?“

Oliver Welke
Das Gesicht der „heute Show“: Oliver Welke moderiert die ZDF-Sendung seit der ersten Ausgabe. © dpa / Rainer Jensen

FDP-Chef Lindner: „Dürfen nicht erpressbar werden aufgrund der Flüchtlingspolitik“

Immerhin ließ sich Lindner während seiner Rede von dem Versprecher nicht aus dem Konzept bringen, blieb direkt im Angriffsmodus. So führte er weiter aus: „Wir erwarten von Ihnen, Frau Merkel, dass Sie die völkerrechtswidrige Invasion der Türkei in Syrien klar ansprechen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass wir erpressbar geworden sind aufgrund der Flüchtlingspolitik der vergangenen Jahre.“ Eine Anspielung darauf, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan immer wieder damit droht, die in seinem Land gestrandeten Flüchtlinge in andere EU-Länder einwandern zu lassen.

Und falls die Kanzlerin noch rätselte, was Lindner denn nun exakt vorschweben würde, um die Lage im Krisengebiet wieder in den Griff zu bekommen, erklärte dieser ihr seine Forderung: „Und der richtige Schritt wäre, Frau Bundeskanzlerin, dass Sie jetzt einen Sondergipfel der NATO fordern, zusammen mit unseren Partnern in Frankreich und anderen in Europa.“ Natürlich müssten die Präsidenten der Türkei und der USA besonders in die Pflicht genommen werden: „Es muss das Gespräch geführt werden mit Herrn Erdogan und mit Herrn Trump, wie die Region auf Dauer wieder stabilisiert werden kann. Da erwarten wir von Ihnen Führung im westlichen Bündnis.“

Bleibt von Lindners Rede am Ende nur der Syrien-Thüringen-Versprecher hängen?

Seine Kritik verpackte Lindner also direkt mit der Ausrufung der für ihn richtigen Taktik, um Stärke und Geschlossenheit zu demonstrieren. Bleibt für ihn zu hoffen, dass von seinem zehnminütigen Auftritt am Ende nicht nur der Syrien/Thüringen-Versprecher hängen bleibt - auch wenn sein Blick in den kommenden Tagen durchaus häufiger nach Erfurt gehen wird.

Donald Trump hat sich mit seiner zweifelhaften Politik viele Gegner in der Welt geschaffen - bei eine Polit-Talk wurde der US-Präsident sogar wüst beschimpft. Als NATO-Mitglied könnte die Türkei seine Partner zu Hilfe rufen - dann müsste sich auch Deutschland beteiligen. Im Zuge des türkischen Feldgebiets im Kurdengebiet kommt es auch in Deutschland zu Zusammenstößen und Demonstrationen.

mg

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