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Raus aus dem Corona-Lockdown: Details zu Merkels Stufenplan durchgesickert - wichtige Änderung dabei

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Bald heißt es wieder: mehr Lockdown oder Lockerungen? Mittlerweile soll in Berlin eine Öffnungsstrategie erarbeitet worden sein. Merkel und die Länder wollen aber nichts überstürzen.

München - Die Temperaturen steigen, die Infektionszahlen stagnieren auf relativ niedrigem Niveau - das sind gleich zwei Gründe, um über baldige Lockerungen nachzudenken. Auch wenn in Berlin - diesmal in Person von Kanzleramtschef Helge Braun* - offenbar weiter gebremst wird, soll es bereits konkrete Pläne für den Aufweckprozess aus dem corona-bedingten Winterschlaf geben.

Allerdings wird Deutschland sehr wahrscheinlich nicht etwa abrupt aus dem Dämmerzustand gerissen. Vielmehr will Kanzlerin Angela Merkel* langsam und behutsam vorgehen. Es bleibt bei der Corona*-Politik der kleinen Schritte - quasi wie bei der Verimpfung der diversen Vakzine.

Merkels Corona-Strategie: Drei Stränge stehen bei Lockerungen für sich

Der Business Insider berichtet unter Bezugnahme auf Teilnehmer eines Treffens des CDU*-Präsidiums, dass Merkel bei den Lockerungen drei verschiedene Stränge ins Auge fassen will: Zum Einen die persönlichen Kontakte, daneben Schulen und Berufsschulen, außerdem Sport, Restaurants und Kultur. Diese verschiedenen Pakete würden jeweils untereinander verzurrt. Heißt demnach wohl auch: Nur gemeinsam dürfen beispielsweise Sportstätten, Gastrobetriebe und Museen öffnen.

Dabei sollen Merkel und die Länderchefs etwas überraschend von einem Stufenplan, der sich einzig an den vom Robert-Koch-Institut* gemeldeten Inzidenzwerten orientiert, abgerückt sein. Der Business Insider will von einem mehrseitigen vertraulichen Eckpunktepapier aus Bund-Länder-Beratungen der vergangenen Wochen erfahren. Demnach seien bei einem über sieben Tage stabilen Inzidenzwert von weniger als 35 - der neuen Superzahl* seit der Abkehr von der 50 - alle zwei Wochen Öffnungsschritte angedacht.

Merkels Corona-Strategie: Alle zwei Wochen mit Inzidenz unter 35 winken weitere Lockerungen

Schon das klingt angesichts der Mutantenausbreitung* nach einer Herkulesaufgabe, noch niedrigere Inzidenz-Stufen wurden offenbar als Traumgebilde entlarvt. Bedingung für jeden weiteren Lockerungsschritt soll sein, dass der Inzidenzwert* weitere 14 Tage unter 35 liegt oder in der Tendenz weiter sinkt.

Daneben würden womöglich auch der R-Wert* - also: wie viele Personen steckt ein Infizierter an? -, die Intensivbettenauslastung oder der Impffortschritt berücksichtigt werden. Alles in allem bedeutet das also keine Garantie für kurz bevorstehende weitflächige Lockerungen. Dies wäre eine gewichtige Änderung der aktuellen Strategie.

Angela Merkel steht links von einer Deutschlandfahne und hält ein Blatt Papier in der Hand.
Banger Blick auf das Land: Angela Merkel stehen die wohl härtesten Monate ihrer Kanzlerschaft bevor. © Annegret Hilse/afp

Merkels Corona-Strategie: Neben Maskenpflicht und Abstandsregeln kommen auch Schnelltests

In jedem Fall soll ein sogenannter „Jojo-Effekt“ verhindert werden, was bei wieder ansteigenden Infektionszahlen dann erneute Verschärfungen der Maßnahmen nach sich ziehen würde. Deshalb sollen Maskenpflicht* und Abstandsregeln auf jeden Fall weiterhin gelten, dazu werden namentliche Reservierungssysteme und Schnelltests zum Eigengebrauch kommen. Das vorrangige Ziel lautet: Infektionsketten müssen jederzeit nachzuverfolgen sein.

Die Lockerung in kleinen Schritten könnte nach Informationen des Business Insider bei privaten Kontakten so aussehen: Sinkt der Inzidenzwert unter 35, dürfen sich wieder fünf Personen aus zwei Haushalten treffen, nach weiteren 14 Tagen könnten dann bei nicht steigender Inzidenz zehn Personen aus drei Haushalten zusammenkommen, weitere zwei Wochen darauf wären es dann zehn Personen ohne Haushaltsbeschränkung, ehe noch einmal 14 Tage später im Idealfall persönliche Kontakte ohne jede Beschränkung erlaubt werden könnten.

Merkels Corona-Strategie: Restaurants und Hotels müssen sich mindestens zwei oder drei Wochen länger gedulden

Restaurants sollen erst wieder vor Ort bewirten dürfen, wenn auch 14 Tage nach Öffnung des Einzelhandels und der ersten Lockerungsstufe bei den persönlichen Kontakten die Inzidenz unter der magischen 35 bleibt. Dabei sind jedoch Beschränkungen geplant: Zunächst dürfen demnach nur vier Personen aus zwei Haushalten verköstigt werden, zudem wird es eine Sperrstunde geben. Die Zahl der Gäste könnte dann bei entsprechender Entwicklung langsam steigen, die Sperrstunde nach hinten verschoben werden und schließlich ganz entfallen.

Noch etwas länger warten müssen Hotels. So sollen touristische Übernachtungen erst erlaubt werden, wenn die 35 auch drei Wochen nach den ersten Lockerungen nicht übersprungen wird. Eine schrittweise Entwicklung hin zum Normalbetrieb soll es auch im Einzelhandel geben. Geschäfte mit mindestens 800 Quadratmetern dürfen wahrscheinlich früher aufmachen, weil sich die Kunden besser verteilen können. Die Beschränkungen wie Kundenanzahl pro Quadratmeter könnten nach und nach lockerer gehandhabt werden und letztlich ganz entfallen.

Die vorsichtigen Pläne offenbaren: Das Gastro- und das Hotelgewerbe sind sehr stark davon abhängig, wie erfolgreich die ersten Lockerungsmaßnahmen greifen und wie diszipliniert die weiterhin geltenden Einschränkungen befolgt werden. Womöglich hilft Appellieren und Hoffen. Und mancherorts auch beten. Freude dürfte die Strategie in diesen Branchen jedoch kaum hervorrufen.

Merkels Corona-Strategie: Kanzlerin erkennt „berichtigte Sehnsucht“ nach Öffnungen

Bei dem Treffen der Parteispitze habe Merkel von einer „berechtigten Sehnsucht“ nach einer Öffnungsstrategie gesprochen. Auch der scheidenden Kanzlerin* scheint bewusst geworden zu sein, dass im zweiten Jahr der Pandemie und bald vier Monaten im erneuten Lockdown der Gegenwind bei keinerlei Aussichten auf baldige Besserung bald Orkanstärke erreichen könnte.

Gerade weil so manche Maßnahme nur für Kopfschütteln sorgt und immer mehr Bürger Existenzängste umtreibt. Dazu kommt: Bereits im Januar - so hätten es Regierungsberater den Teilnehmern des Corona-Gipfels aufgezeigt - seien die Menschen wieder mehr unterwegs gewesen als noch im November und Dezember. Diese Entwicklung wird sich im Frühling kaum umkehren lassen. Das vergangene Wochenende war hierbei bereits ein Vorbote.

Merkels Corona-Strategie: Etwas mehr Leine auf dem Weg zur alten Normalität

Dem Corona-Verdruss könnte nun also entgegengewirkt werden, indem die Politik dem Volk den einen oder anderen Knochen hinwirft. Etwas mehr Leine könnte dann zur Folge haben, dass sich die Bürger mehr auf die kleinen wiedergewonnenen Freuden stürzen und weniger nach dem großen Bewegungsradius streben.

Klar ist aber auch: Alles zu seiner Zeit. Bis zur Rückkehr zu einer Vor-Corona-Normalität werden noch Monate ins Land gehen. (mg) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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