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NRW-Masken-Zoff: Laschet platzt live im TV der Kragen - SPD-Chef reagiert empört - „Zündschnur extrem kurz“

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Nordrhein-Westfalen ordert bei einem Mode-Hersteller aus Mönchengladbach millionenfach Masken. Auf die Firma soll Ministerpräsident Armin Laschet durch seinen Sohn gekommen sein - jetzt forscht die SPD nach.

Update vom 3. Dezember, 18.56 Uhr: Der Zoff um die umstrittene Masken-Bestellung der NRW-Landesregierung geht in die nächste Runde. Ministerpräsident Armin Laschet platzte live im TV der Kragen.

Schäbig und unanständig“, nannte er die Vorwürfe, er habe seinem Sohn Johannes „Joe“ Laschet zu einem Deal verholfen. Bei einer Pressekonferenz sollte es eigentlich um Impfzentren in Nordrhein-Westfalen gehen, doch das kontroverse Thema verfolgt Laschet zurzeit. Deshalb die extremen Worte?

Für SPD-Landeschef Thomas Kutschaty waren sie auf jeden Fall zu herb. Der Oppositionsführer reagiert mehr als gereizt auf die Tirade von Armin Laschet.

„Es ist unprofessionell gewesen, gegen die Opposition zu pöbeln“, zitiert ihn die Deutsche Presse-Agentur. Er spricht dem Landesvater Würde und Souveränität ab. „Die Zündschnur des Ministerpräsidenten ist gerade extrem kurz“, klagt Kutschaty.

Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, versucht sich nach seiner Rede im Plenum des Landtags seine Maske wieder aufzusetzen.
Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hat sich auf Anraten seines Sohnes für Masken und OP-Kittel der Firma van Laack entschieden. © Rolf Vennenbernd/ dpa/ Picture Alliance

NRW kauft Corona-Masken von Edel-Firma: Böser Verdacht gegen Laschet-Sohn - der reagiert

Update vom 2. Dezember, 10.14 Uhr: Der Sohn von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Joe Laschet, möchte etwas klarstellen: „Selbstverständlich habe ich keinen Cent, keinen Vorteil und erst recht keine Provision erhalten. Und es gab auch keinen ‚Deal‘.“ Das schreibt der Mode-Blogger in einer Nachricht auf Instagram und äußert sich damit zu den Spekulationen, ob er Provision für Vermittlungstätigkeiten bekommen hat (siehe Erstmeldung). Er habe seinem Vater den Kontakt zu einem Mode-Hersteller weitergegeben, mit dem er „bekanntlich schon lange“ zusammenarbeitet, um Schutzkleidung aufzutreiben. „Es ging nicht um persönliche Vorteile, sondern um effektive Hilfe“, schreibt Joe Laschet.

SPD zu Mega-Deal in NRW: Walter-Borjans sieht „Beigeschmack“

Update vom 1. Dezember, 16.05 Uhr: Das Interesse der SPD ist geweckt. Zuletzt war bekannt geworden, dass der Sohn von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für einen Millionen-Auftrag zur Maskenbeschaffung den Kontakt zu dem Mode-Hersteller van Laack hergestellt hatte (siehe Erstmeldung). Für SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hat das einen „Beigeschmack“. „Es gibt in der Politik ganz wichtige Stilfragen“, sagte Walter-Borjans am Dienstag, nachdem er in Düsseldorf an einer Sitzung der SPD-Landtagsfraktion teilgenommen hatte. Selbst wenn es um die unbürokratische Beschaffung von Masken oder OP-Kitteln gehe, sollte es keinen Beigeschmack geben. „Das ist offenbar an dieser Stelle nicht ganz gelungen.“

Mode-Hersteller van Laack: Sohn von Laschet öffnet Tür für Mega-Deal mit Kitteln und Masken

Erstmeldung vom 30. November, 17.23 Uhr: Düsseldorf - Der Mode-Hersteller van Laack hat einen Großauftrag bei der Düsseldorfer Staatskanzlei abgesahnt. Unter anderem kauft Nordrhein-Westfalen bei van Laack Millionen von Masken und OP-Kittel. Diese Kooperation hinterfragt die SPD jetzt genauer. Als Opposition will sie wissen, welche anderen Anbieter mit im Rennen waren. Außerdem treibt sie die Frage um, ob es „Provisionen für Vermittlungstätigkeiten“ gegeben habe.

Zu den Hintergründen: Laut van Laack-Inhaber Christian von Daniels habe der Sohn des Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens, Johannes Laschet, die Tür für den Mega-Deal mit Kitteln und Masken geöffnet. Armin Laschets (CDU) Sohn „Joe“ ist Mode-Blogger und hat demnach gute Kontakte zur Mode- und Textilindustrie. Seit Jahren arbeitet er bereits mit von Daniels zusammen. Dieser sagte der Rheinischen Post jetzt in einem Interview: „Ich habe Joe gesagt, dass er seinem Vater meine Nummer geben kann, wenn das Land Hilfe bei der Beschaffung von Masken braucht.“

Gesagt, getan - denn kurz darauf klingelte an einem Sonntagabend von Daniels Telefon. Der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Armin Laschet, sei am Apparat gewesen und habe gesagt, der van Laack-Chef renne mit seinem Hilfsangebot offene Türen ein, wie auch wa.de* berichtete.

Bereits „zwei Tage später saßen seine Mitarbeiter bei uns im Konferenzraum und haben sich unsere Masken und Kittel angeguckt“, erklärte von Daniels der Rheinischen Post weiter. Der Hergang ruft jetzt die SPD auf den Plan, wittert sie doch „Influencer-Marketing in der Staatskanzlei“. Mittels einer „kleinen Anfrage im Landtag“ möchte man klären, was da genau los war. Davon berichtet jetzt die dpa.

Vorwurf der SPD: „Influencer Marketing in der Staatskanzlei“

Nach früheren Angaben des Gesundheitsministeriums hat der Modehersteller aus Mönchengladbach bereits mehrere Millionen OP-Kittel und Masken geliefert. Nun bestellte das zuständige Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) weitere 1,25 Millionen Alltags-Masken für die Polizei bei der Firma van Laack. Dies ist für die SPD-Landtagsfraktion offenbar Grund genug, die Frage aufzuwerfen, welchen Einfluss die Geschäftsbeziehungen von Joe Laschet zum Modehersteller van Laack auf die Auftragsvergabe der Landesregierung gehabt haben. Von der Landesregierung will die Opposition deshalb jetzt auch eine Auflistung aller „van Laack“-Aufträge.

Wie die DPA meldet, reagierte Joe Laschet bis dato noch nicht auf ihre Anfrage, um sich zu den Vorwürfen gegen seine Person zu äußern. Abseits von Instagram, wo Joe Laschet rund 90.000 Abonnenten hat, war er bisher nur als modischer Ratgeber seines Vaters Armin Laschet bekannt. Erst vergangene Woche sagte dieser in einer WDR-Sendung, sein Sohn gebe ihm auch mal Tipps beim Schnitt von Anzügen, Hosen und Hemden.

Einige Wochen später steigt die bekannte Modekette auch in das Geschäft mit Corona-Selbsttests* ein. (cos) *Merkur.de und wa.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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