In mehr als 40 der 50 US-Bundesstaaten gelten derzeit Ausgangsbeschränkungen. Trump hatte mehrfach deutlich gemacht, dass er sich ein Ende der Beschränkungen wünscht, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Entscheidungsgewalt liegt jedoch bei den Gouverneuren der einzelnen Staaten.
Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer, die inzwischen auch als mögliche Vizepräsidentin unter Joe Biden gehandelt wird, reagierte auf Trumps Twitter-Botschaften mit den Worten, sie hoffe, diese würden „nicht weitere Proteste ermutigen“. Michigan werde das Wirtschaftsleben erst dann wieder zur Normalität zurückkehren lassen, „wenn es sicher ist“, betonte sie.
Scharfe Kritik kam unterdessen vom demokratische Gouverneur des Bundesstaates Washington. Jay Inslee verurteilte die „illegalen und gefährlichen“ Äußerungen Trumps: „Er bringt Millionen Menschen in Gefahr, an Covid-19 zu erkranken. Seine verstörenden Tiraden und seine Aufrufe, wonach Menschen Bundesstaaten ‚befreien‘ sollen, könnten auch zu Gewalt führen“, hieß es in einer Mitteilung Inslees. „Der Präsident ist entgleist.“
Zudem ging Donald Trump am Freitag auf Konfrontationskurs zu einem anderen demokratischen Regierungschef. Wieder einmal griff er einen seiner Lieblingsgegner scharf an, New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo. Dieser solle „rausgehen und seine Arbeit machen“ und weniger Zeit darauf verwende, sich zu beschweren, twitterte Trump während der täglichen Pressekonferenz Cuomos über den Regierungschef des mit mehr als 10.000 Todesopfern am schwersten vom Coronavirus betroffenen Bundesstaates.
Cuomo blieb gelassen und reagierte mit der lapidaren Bemerkung, wenn Trump zu Hause sitze und Fernsehen schaue, sollte er vielleicht lieber aufstehen „und zur Arbeit gehen".
Wegen der im November anstehenden Präsidentschaftswahl gerät Trump zusehends unter Druck. Nach einer Umfrage des Forschungsinstituts Pew meinen inzwischen 65 Prozent der US-Amerikaner, Trump habe zu spät auf die Corona-Bedrohung in den USA reagiert. 66 Prozent sorgen sich, dass die Bundesstaaten Schutzmaßnahmen zu früh aufheben könnten.
Die Corona-Krise hat kein anderes so Land so stark getroffen wie die USA. Donald Trump beschuldigt China und twittert sich in Rage. Währenddessen nimmt der Präsident ein umstrittenes Malaria-Medikament als Prophylaxe gegen Covid-19 - nun gehen selbst Republikaner und Fox News auf Distanz.
Von Christian Stör (mit dpa/afp)
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