Mittlerweile mehren sich zwar Stimmen aus Fan-Kreisen, die Liga ebenfalls zu pausieren, doch Lukaschenko hält an seinem rabiaten Kurs fest - wofür er gewissermaßen auch noch belohnt wird. Neue TV-Verträge und eine Vielzahl an Wetten spülen Geld in die klammen Kassen des Landes.
Am Rande eines Eishockeyspiels, bei dem Lukaschenko demonstrativ selbst auf dem Eis stand, machte er deutlich: „Es gibt hier keinen Virus. Oder sehen Sie es hier irgendwo herumfliegen? Also ich nicht.“
Lukaschenko erinnert in seinem Handeln an den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der zuletzt lächelnd weiter Hände schüttelte und die Gefahr des ansteckenden Virus ebenfalls leugnete. Es handle sich nur um eine „leichte Grippe“ und Covid-19 könne ihm nichts anhaben, da er ein „ehemaliger Athlet“ sei. Mittlerweile hat Bolsonaro seine einseitigen Ansichten ein wenig geändert. Lukaschenko hingegen scheint von einer Kehrtwende noch weit entfernt zu sein.
Kritikern zufolge habe Lukaschenko vielmehr die Wirtschaft des Landes als die Gesundheit seiner Bevölkerung im Sinn. Der Autokrat fürchtet offenbar ein Einbrechen der nationalen Ökonomie. Da sich Belarus aktuell im Ölstreit mit Russland befindet, ist das weißrussische Bruttoinlandsprodukt aktuell ohnehin sehr angeschlagen.
Die Republik Belarus zählt Angaben der Johns-Hopkins-Universität zufolge bisher 440 Corona-Fälle, wovon fünf tödlich endeten (Stand: 05. April). Regierungskritikern zufolge gibt diese Zahl jedoch keinen Aufschluss auf die tatsächlichen Infizierten. Eine deutlich höhere Dunkelziffer wird erwartet.
In jüngster Vergangenheit wandten sich einige Ärzte und Pfleger an die lokalen Medien, um von den tatsächlichen Zuständen in den Kliniken zu berichten. Diese seien nämlich weitaus höher als öffentlich kolportiert. Daraufhin verpasste ihnen die weißrussische Regierung einen Maulkorb, wie der regierungskritische Publizist Vladimir Matskevich gegenüber den Tagesthemen erklärt: „Den Ärzten hat man mit Entlassung gedroht und ihnen untersagt, sich mit Journalisten zu treffen und Informationen weiterzugeben.“
Ob Lukaschenko seine Meinung in Sachen Corona noch ändert, bleibt abzuwarten. Weißrussland war in der Vergangenheit nicht unbedingt für Veränderung bekannt - der Präsident ist seit 1994 im Amt.
as
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Bei den Protesten nach der Wahl in Weißrussland kamen mehrere Menschen ums Leben - besonders der Tod eines Demonstranten sorgt für Wirbel.