Laschet scheint das jedoch nicht sonderlich zu tangieren: Die Möbelhäuser zumindest in seinem Land brachte er per NRW-Sonderweg zurück ins Geschäft - für die Gottesdienst-Öffnung plädierte der Anwärter auf die CDU-Kanzlerkandidatur am Sonntag einmal mehr öffentlich.
„Wenn man Läden öffnet, darf man auch in Kirchen beten“, sagte Laschet am Sonntag im Deutschlandfunk. Dass sich Menschen nicht zu Gottesdiensten treffen dürften, sei eine massive Einschränkung der Grundrechte, die man jeden Tag aufs Neue begründen müsse.
Weiter in Richtung Neustart für weitere Lebensbereiche trommelte Laschet am selben Tag auch auf Twitter. Diesmal fasste er das Thema Schulen ins Auge. „Aufstieg durch Bildung war das Versprechen für mehr soziale Gerechtigkeit. Was bedeutet es, Schülern wochenlang den Schulbesuch zu verweigern?“, fragte Laschet rhetorisch.
Unter anderem vonseiten der Grünen setzte es einen harten Konter. Der Europaabgeordnete Erik Marquardt warf Laschet Wahlkampf um die CDU-Spitze ausgerechnet auf dem heiklen Feld der Pandemie-Bekämpfung vor. „Ich wünsche mir, dass die CDU schnell einen neuen Vorsitzenden wählt“, antwortete er auf Laschets Post. „Dieser Wahlkampf in dieser Zeit. Das ist auf Dauer wirklich schwer erträglich.“
Auch aus der SPD kamen schwere Vorwürfe. Derya Türk-Nachbauer, Mitglied des baden-württembergischen Landesvorstands der Sozialdemokraten, erinnerte an die „Verantwortung“ der Politik. „Die jungen Menschen machen sich Sorgen um ihre Mitmenschen, das hat nichts mit ‚Verweigerung‘ gegenüber der zu erbringenden Leistungen in der Schule zu tun“, ärgerte sie sich.
Einen ersten indirekten Ordnungsruf lieferte am Wochenende ausgerechnet Altmaier. „Wir dürfen nicht durcheinanderlaufen wie ein Hühnerhaufen und uns gegenseitig abwechselnd mit Verschärfungen und Lockerungen überbieten“, mahnte er in der Bild am Sonntag. „Wenn wir jetzt die Nerven behalten, können wir einen zweiten Lockdown vermeiden. Deshalb ist ein gemeinsames Handeln von Bund und Ländern so wichtig.“
Allerdings kommt Laschet mit seinem Öffnungskurs in der Bevölkerung ähnlich gut an wie Söder auf der anderen Seiten des Spektrums: In einer infratest-dimpa-Umfrage im Auftrag des WDR stellten die Bürger NRWs ihm ein gutes Zeugnis aus: 65 Prozent (plus elf Punkte im Vergleich zu November 2019) der Befragten zeigten sich mit der politischen Arbeit des Ministerpräsidenten zufrieden - die CDU insgesamt gewann in der Sonntagsfrage gar acht Prozentpunkte auf nunmehr 40 Prozent.
Am Montag, 20. April, treten die ersten Lockerungen der Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie in Kraft. Kanzlerin Angela Merkel sieht dabei aber auch Risiken - und attackiert ihre Kollegen am Telefon außergewöhnlich scharf - dabei macht ihre größte Sorge deutlich.
Nur wenige Tage später scheint der Kanzlerin der Kragen zu platzen. In einer Schaltkonferenz mit dem CDU-Präsidium erteilt Merkel den „Öffnungsdiskussionsorgien“ eine Absage - und provoziert damit einen Aufschrei der Presse.
fn (mit Material von dpa)
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