Der Gates Foundation wird vorgeworfen, angesichts enormer finanzieller Zuwendungen die Weltgesundheitsorganisation WHO zu kontrollieren.
Tatsächlich war die Stiftung zuletzt größter privater Beitragszahler und nach den USA der zweitgrößte Beitragszahler überhaupt an die WHO, mit Zuwendungen in den Jahren 2018 und 2019 in Höhe von etwa 340 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das ist mehr als der deutsche Beitrag (214 Millionen Dollar). Kritiker bemängeln durchaus, dass die zweckgebundenen Spenden durchaus der WHO eine bestimmte Richtung vorgeben könnten, wie Chip.de ausführt.
Geht es Bill Gates jedoch darum, bei der WHO einen großen Einfluss zu haben? Der US-Amerikaner kritisiert Länder wie seine eigene Heimat, die kürzlich unter Donald Trump die Zahlungen verweigert haben. Der US-Präsident begründete den Schritt mit "Missmanagement" und Einseitigkeit der Organisation zugunsten von China.
Für diese „beliebte“ wie auch gefürchtete These existieren keine Belege. Die Weltgemeinschaft rief zwar vor wenigen Wochen dazu auf, Mittel für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs* für die globale Bevölkerung bereitzustellen. Für ein solches Mittel, an dessen Entwicklung, die Gates-Stiftung mit ca. 150 Millionen Dollar beteiligt ist, wird jedoch erst 2021 gerechnet.
Über eine Corona-Impfpflicht sowohl in Deutschland oder auch anderen Ländern ist weder entschieden worden, noch gibt es Zeichen aus der Politik, diese umzusetzen. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte sich kürzlich erst dagegen ausgesprochen. Da die getroffenen Corona-Maßnahmen zweifellos zu einer Reduzierung der Infektionsrate geführt hat, ist nach jetzigem Stand eine Zwangsimpfung für alle Menschen äußerst abwegig.
Deutschland gehört zu den Ländern, die weniger schlimm von Corona getroffen wurden, als viele andere. Eine Forscherin erklärt die erfolgreichen Lockdown-Maßnahmen und deren prozentuale Auswirkungen auf die Eindämmung der Lungenkrankheit. Aber: Würde die oder eine andere Pandemie dramatische Züge annehmen, stützt ein Gesetz aus dem Jahr 2001 einen möglichen Impfzwang für ausgewählte Personengruppen.
Die Stiftung der Dreifach-Eltern Melinda und Bill Gates arbeitet mit Pharmaunternehmen auf der ganzen Welt zusammen - dazu gehören Pfizer, Sanofi aus Frankreich oder auch der deutsche Bayer-Konzern. Das an einem Impfstoff forschende Biotechunternehmen CureVac gehört ebenfalls zu den Partnern.
Der Pharmalobby-Vorwurf ist demzufolge nicht von der Hand zu weisen: Wie das globalisierungskritische Netzwerk Attack an der Gates-Stiftung verdeutlicht, verdienen Unternehmen dieser Branche viel an der Strategie zur Impfprävention. Die wohltätige Organisation der Familie Gates betreibt damit allerdings nicht per se eine verbrecherische Tätigkeit, vielmehr folge sie einem falschen, zu kritisierenden Ansatz", wie Attack ausführt.
Blicken wir dazu auf die Impfallianz Gavi*, die Bill Gates und seine Frau Melinda ins Leben gerufen haben: Die Stiftung hat einige Milliarden US-Dollar in Impfprogramme für Kinder* auf der ganzen Welt gesteckt. Der Vorwurf, dass es der Initiative bei Corona ums Geschäft geht, dementierte Geschäftsführer Seth Berkley, als er sagte, dass ein Impfstoff zur Bekämpfung von Covid-19* zunächst ohne Gewinnabsicht bereitgestellt werden soll.
Im Internet tauchte ein Bild des "Center for Global Human Population Reduction" (Zentrum für weltweite Bevölkerungsreduzierung) auf, das der Stiftung von Bill Gates angehören soll. Laut AFP ist das Bild aus dem Unternehmenssitz in Seattle jedoch manipuliert und der entsprechende Titel auf dem bestehenden Mauerwerk digital eingefügt:
Die Behauptung zur geplanten Reduzierung der Weltbevölkerung basiert auf einem Zitat von Bill Gates aus dem Jahr 2010 - daraus geht hervor, dass das globale Armutsproblem unter Anderem durch folgende Maßnahme in den Griff bekommen werden soll: Indem Menschen bei einem längeren Leben weniger Kinder bekommen, die für ihren Lebensunterhalt aufkommen sollen.
Der Plan ist, die Zahl der Geburten anhand neuer Impfstoffe sowie vernünftiger Familienplanung um "zehn bis 15 Prozent" zu senken. Die Stiftung erklärte, dass sie wie auch Entwicklungshilfe-Organisationen gegen die Überbevölkerung in armen Ländern ankämpft. Ein Problem, das China bereits in den Siebziger-Jahren erkannte und politische Maßnahmen* in die Wege leitete.
Denn die Entwicklung von Impfstoffen ist nicht das einzige Anliegen der Melinda und Bill Gates Foundation: Auch die Bekämpfung von Armut sowie die Ermöglichung von Zugang zu Bildung und Informationstechnologie sind der größten privaten Wohltätigkeitsorganisation der Welt ein Anliegen.
PF mit Material der AFP
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