1. Startseite
  2. Politik

Wegen Coronavirus-Kommentar: China weist drei „Wall Street Journal“-Journalisten aus - „Harte und beispiellose Aktion“

KommentareDrucken

China ließ drei Journalisten des Wall Street Journals ausweisen. Sie hatten über das Coronavirus berichtet.
China ließ drei Journalisten des Wall Street Journals ausweisen. Sie hatten über das Coronavirus berichtet. © AFP / WANG ZHAO

Wegen einem umstrittenen Coronavirus-Meinungsbeitrag ließ China drei Journalisten des „Wall Street Journals“ ausweisen. Die Maßnahme ist ungewöhnlich drastisch.

Peking/New York - Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte Chinas ließ die Volksrepublik gleich mehrere Korrespondenten einer internationalen Nachrichtenorganisation des Landes verweisen. Aus Protest gegen einen als beleidigend empfundenen Kommentar im „Wall Street Journal“ zum Ausbruch der Lungenkrankheit müssen drei Korrespondenten der Zeitung innerhalb von fünf Tagen das Land verlassen. Ihnen werde mit sofortiger Wirkung die Akkreditierung entzogen, teilte der Sprecher des Außenministeriums, Geng Shuang, am Mittwoch vor der Presse in Peking mit. 

Coronavirus/Covid19: Kommentar verschärft Spannungen zwischen China und den USA

Bei den Journalisten handelt es sich um die US-Bürger Vizebürochef Josh Chin und Reporter Chao Deng, sowie den australischen Reporter Philip Wen. Die ungewöhnliche Ausweisung verschärft die Spannungen zwischen China und den USA. Washington war am Vortag gegen fünf chinesische Staatsmedien vorgegangen, indem diese künftig als direkte Organe der kommunistischen Führung in Peking stärker reglementiert werden.

Der Chefredakteur der Zeitung, Matt Murray, sprach von einer „harten und beispiellosen Aktion“. Murray teilte mit, man stehe hinter den Korrespondenten und werde darauf drängen, die Ausweisung rückgängig zu machen. Das „Wall Street Journal“ werde weiterhin „ohne Angst“ über China berichten, betonte er. Auch US-Außenminister Mike Pompeo verurteilte am Mittwoch die Ausweisung der „Wall Street Journal“-Korrespondenten. Das machte er unter anderem durch einen Twitter-Post deutlich. „Reife, verantwortungsbewusste Länder verstehen, dass eine freie Presse Fakten berichtet und Meinungen ausdrückt“, schrieb er und kritisierte damit die Schritte der chinesischen Regierung.

Coronavirus/Covid19: „Der wahre kranke Mann Asiens“ - eine rassistische Überschrift?

Auslöser der chinesischen Verärgerung war ein Meinungsbeitrag des Kolumnisten Walter Russell Mead im „Wall Street Journal“ vom 4. Februar mit dem Titel: „China ist der wahre kranke Mann Asiens.“ Diese Wortwahl erinnert an die Beschreibung des innerlich zerrissenen Chinas Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Land durch die Kolonialmächte ausgebeutet wurde - eine Zeit, die heute in China als das „Jahrhundert der Demütigung“ beschrieben wird.

Der Außenamtssprecher bezeichnete den Titel, den das Blatt gewählt habe, als „rassistisch“. Der Beitrag würde die Regierung in Peking verunglimpfen und ebenso die Bemühungen des Landes im Kampf gegen die Lungenkrankheit. Dies habe Empörung im Volk ausgelöst. Die chinesische Regierung habe beim „Wall Street Journal“ protestiert, eine öffentliche und formelle Entschuldigung sowie eine Untersuchung der Verantwortlichkeiten gefordert. Die Zeitung aber habe nichts getan.

Übrigens: Alle aktuellen Nachrichten zum Coronavirus lesen Sie in unserem News-Ticker.

Coronavirus/Covid19: Chinesische Regierung rechtfertigt die Ausweisung der Journalisten

Deshalb habe sich die Regierung entschieden, die Akkreditierung von drei Korrespondenten zurückzuziehen, rechtfertigte der Sprecher die drastische Maßnahme. „Das chinesische Volk heißt keine Medien willkommen, die rassistische Äußerungen und bösartige Verleumdungen gegen China veröffentlichen“, sagte der Sprecher.

Während der Umgang mit Coronavirus-Berichterstattung in China für das „Wall Street Journal“ äußerst unerfreulich ist, gibt es für die Passagiere des US-Kreuzfahrtschiffs „Westerdam“ endlich gute Nachrichten. Details sehen Sie im Video.

Unterdessen gibt die vorübergehende Schließung einer Grundschule in Rosenheim Anlass für besorgniserregende Spekulationen. An der Schule seien mehrere Krankheitsfälle aufgetreten. Und sofort brodelt die Gerüchteküche: Breitet sich dort etwa das Coronavirus aus? 

Das Coronavirus beherrscht seit Wochen weltweit die Schlagzeilen. Nun geht in Italien die Angst vor einer rasanten Verbreitung um. Die Zustände sind schon jetzt dramatisch.

Auch interessant

Kommentare