Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf Dieter Ludwig, sagte den Medien zufolge über das Angebot: „Ich halte den Preis für unseriös.“ Er sehe darin ein Profitstreben, das während der Coronakrise in keiner Weise gerechtfertigt ist. Dass so manche EU-Länder gegenüber dem Biontech-Impfstoff eher zurückhaltend waren, erscheint nun nachvollziehbar. Im Hinblick auf die EU meint Ludwig: „Ich denke, sie hat mit Recht gezögert bei einem derartig hohen Preis.“
Zudem überraschte der hohe Preis vor dem Hintergrund der staatlichen Förderungen über mehrere hundert Millionen Euro, die die Firma Biontech seit ihrer Gründung zum Aufbau des Unternehmens erhalten hatte. Im Sommer 2020 folgten weitere 375 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium konkret für die mRNA-basierte Impfstoff*-Entwicklung. Auch die anderen Hersteller von Coronavirus-Impfstoffen* waren mit Millionen- und Milliardenbeträgen Unterstützung aus verschiedenen Quellen erhalten.
Eine Interviewanfrage habe Biontech-Chef Ugur Sahin nicht beantwortet. Eine Firmensprecherin habe lediglich erklärt, dass Impfstoffpreise „von verschiedenen Faktoren abhängig“ seien. Er liege „in einer gewissen Spanne für alle Länder mit höherem Einkommen“. Bisher habe das Unternehmen jedoch keine Gewinne gemacht. Wenn man aber Gewinne aus dem Vertrieb des Covid-19-Impfstoffs mache, wolle man diese „in die Weiterentwicklung dieser Technologie reinvestieren“. Pfizer habe sich auf vertrauliche Vereinbarungen und Gespräche mit Regierungen berufen. Auch die EU-Kommission habe keine Anhaben machen wollen. *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.