Auch in Ecuador sind schlimme Szenen in der Corona-Pandemie an der Tagesordnung. Berichten kann sie ein Miesbacher Pfarrer, der Corona-Kranke unterstützt - obwohl er selbst zur Risikogruppe gehört.
Erstmeldung vom 23. Mai 2020:
Rio de Janeiro - Nach der Veröffentlichung einer Video-Aufzeichnung könnte es eng werden für Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro. Der Präsident des größten südamerikanischen Landes sieht sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Es geht unter anderem um Korruption in Form von Einflussnahme auf die Polizei. Außerdem plant der Umweltminister des Landes abseits der Corona-Krise* Maßnahmen, die auf Kosten des gesamten Planeten gehen - und die Umweltzerstörung im Amazonas-Regenwald vorantreiben.
Im Rahmen der Ermittlungen gegen den 65-jährigen Bolsonaro wurde von einem Richter des Obersten Gerichtes Brasiliens ein Video veröffentlicht, das die Vorwürfe der Einflussnahme auf die Polizei untermauern soll. Die Aufnahme entstammt einer Kabinettssitzung vom 22. April 2020 und enthüllt schockierende Äußerungen, die der Regierung des umstrittenen Präsidenten schweren Schaden zufügen.
In den Aufnahmen, die in TV-Anstalten des Landes kontinuierlich abgespielt werden, ist zu entnehmen, wie der Staatschef Gouverneure wüst beschimpft und den Bildungsminister des Landes zur Inhaftierung von Richtern des Obersten Gerichts auffordert. Darüber hinaus gerät auch Brasiliens Umweltminister Ricardo Salles ins Zentrum der Kritik. Er wolle die Ablenkung durch die Corona-Pandemie dazu nutzen, Bergbau und Landwirtschaft im Amazonas-Regenwald zu legalisieren. Der Umweltminister schlägt demnach vor, den Moment, in dem "Medien nur noch über Covid-19 sprechen", zu nutzen, um "alle Vorschriften zu ändern", die den Schutz des für den ganzen Planeten wichtigen Amazonasgebiets zum Ziel haben.
Der frühere Anti-Korruptions-Richter Sergio Moro wirft Jair Bolsonaro unangemessene "politische Einmischung" in die polizeiliche Arbeit vor. Der brasilianische Präsident habe ranghohe Polizeivertreter entlassen, um seine Familie vor Ermittlungen zu schützen. Moro trat in seiner kürzlichen Funktion als Justizminister zurück, nachdem Polizeichef Mauricio Valeixo seinen Hut nehmen musste. Ein Richter des Obersten Gerichtshofs ordnete daraufhin Ermittlungen an, ob Bolsonaro die Justizbehinderung oder andere Vergehen in die Wege geleitet habe.
Es geht nicht nur um den ultrarechten Staatschef, der kürzlich auch von einem Ex-Bundesliga-Star kritisiert wurde: Die Behörden ermitteln gegen die Familie des 65-Jährigen, denn es gibt auch Vorwürfe gegen Sohn Carlos Bolsonaro, der als Stadtrat von Rio de Janeiro eine Fake-News-Kampagne initiiert haben soll. An einer Stelle im Video sagt Jair Bolsonaro zudem, er habe bereits vergeblich versucht, "Sicherheitsleute in Rio de Janeiro offiziell auszuwechseln". "Vorbei. Ich werde nicht darauf warten, dass sie meine ganze Familie, meine Freunde f...“
Sollte sich der Verdacht bestätigen, droht dem mächtigsten Politiker Brasiliens die Amtsenthebung. Oppositionsparteien des Landes haben in der Folge bereits gemeinsam einen Antrag auf ein solches Verfahren eingereicht. Weitere Video-Passagen könnten Bolsonaro und seinem Kabinett gefährlich werden: In einer beschimpft der Präsident auf übelste Weise die Gouverneure der Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro, weil sie entgegen seinen Anweisungen strikte Corona-Ausgangssperren* erließen. Es folgen wüste Beschimpfungen wie "Stück Scheiße" und "Misthaufen".
Nicht nur deswegen steht Brasilien vor dem Kollaps: Neben den Verfehlungen von Jair Bolsonaro hat das Land mittlerweile die zweitmeisten Covid-19-Opfer auf dem Konto. Ein skurriler Leitfaden zur Corona-Therapie sorgt zusätzlich für Verwirrung.
PF mit dpa
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