„Wir dürfen den Wert von Arbeitsleistungen nicht völlig dem Markt überlassen“, erklärte er. „Der Markt bewertet nicht nach gesellschaftlichen Maßstäben, welche Art von Arbeit für eine Gesellschaft von besonderer Bedeutung ist“, betonte Voss. Wichtige Berufe seien bislang sozial und monetär nicht ausreichend anerkannt worden. Zuletzt war auch Kritik am Umgang mit Pflegekräften in der Corona-Krise deutlich vernehmbar geworden:
Von der sozialen Marktwirtschaft sei zuletzt „immer weniger übrig geblieben“, erklärte Voss weiter: „Wir müssen diese Krise zum Anlass nehmen, um auch andere Bereiche auf solche Schwachstellen zu überprüfen und Marktversagen zu korrigieren.“
Kritik übte Voss auch am Stellenwert der Pandemie-Vorsorge in Deutschland. „Die Politik ist auf kurzfristige Entscheidungen angelegt, die Wählerstimmen bringen“, Medien richteten ihren Fokus aber auf aktuelle Krisen und nicht so sehr auf „potenzielle Gefahren“: „Wie wichtig Krisenprävention ist und dass sich diese langfristig ökonomisch sogar rechnet, geht dabei unter.“
Auf der ganzen Welt gebe es „kein adäquates Forschungszentrum, das sich mit solchen grundlegenden Risiken beschäftigt“, mahnte der Katastrophenforscher zudem. „Das ist für mich das größte Armutszeugnis. In dieser Hinsicht sind wir wirklich selbstverschuldet blind gewesen.“ Tatsächlich läuft derzeit immer noch die Spurensuche nach den Hintergründen der Pandemie.
Zugleich verwies Voss auf große Chancen und Risiken der Krise. So sei jetzt zu erleben, dass „Gesellschaft sehr viel gestaltbarer ist, als wir es uns in den letzten Jahren eingestehen wollten“. Allerdings könne es aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Krise schwieriger werden, auf den Klimawandel zu reagieren - das Thema könne von anderen Problemen verdrängt werden. „Nach dem Lockdown sollten wir auf keinen Fall direkt wieder denselben Pfad beschreiten wie vorher“, warnte er. „Das bereitet nur die nächste Katastrophe vor.“
Für die Umfrage im Auftrag des dbb Beamtenbund und Tarifunion waren den Angaben zufolge am 6. und 7. April 1001 Menschen ab 18 Jahre vom Institut Forsa befragt worden.
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fn/dpa
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