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Corona-Star im Umfrage-Sinkflug: Sebastian Kurz in „Turbulenzen“ - Lockerungs-Kurs schuld?

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Sebastian Kurz‘ Beliebtheit in der österreichischen Bevölkerung scheint sich auf dem absteigenden Ast zu befinden. © dpa / Ronald Zak

Umfrage-Knall in Österreich: Sebastian Kurz verliert den Spitzenplatz als beliebtester Politiker – an einen Grünen. Verprellt der junge Kanzler mit seinem Krisenmanagement die Vorsichtigen und Lockeren?

Wien/München – Die Werte des Allerbeliebtesten geraten ins Rutschen: In Österreich hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zum ersten Mal seit sieben Jahren den Platz als beliebtester Politiker verloren. Überraschend überholte ihn ein Grünen-PolitikerGesundheitsminister Rudolf Anschober

Von einem Absturz des konservativen Jungstars, der nun im Zusammenhang mit der Ibiza-Affäre erneut in Bedrängnis geriet, zu sprechen, wäre wohl zu hart. Seine ÖVP liegt in den Umfragen noch immer weit vorn, aber der Knick in der persönlichen Kurve ist auffällig. Fast 2500 Tage, seit seiner Zeit als noch ganz junger Integrationsminister, stand Kurz an der Spitze, im politischen Betrieb ist das eine Ewigkeit.

Corona: Kurz büßt Beliebtheit in Österreich ein - Gratwanderung bei Lockerungen schuld?

43 Prozent der Österreicher stehen Kurz im neuen „Politbarometer“ für „Heute“ positiv gegenüber, 49 Prozent Anschober. Es folgen der grüne Vizekanzler Werner Kogler (34 Prozent) und die grüne Justizministerin Alma Zadic (31). Auf den hinteren Plätzen, was für die konservative ÖVP ebenfalls alarmierend ist, findet sich Finanzminister Gernot Blümel mit nur 20 Prozent positiven Nennungen. Er geht für die ÖVP als Spitzenkandidat in die Wahl in der Hauptstadt Wien Mitte Oktober.

Die Umfrage ist nur bedingt repräsentativ mit 500 Befragten, die Schwankungsbreite liegt bei über vier Prozent. Sie setzt aber einen Trend der vergangenen Wochen fort: Nach den Lockerungen der Corona-Regeln steigt die Kritik am Krisenmanagement der Regierung aus Konservativen und Grünen – den einen gehen die Lockerungen etwa der Maskenpflicht viel zu weit, weil auch die Zahl der Infektionen und der R-Wert* in der Alpenrepublik steigen, den anderen kommen sie viel zu spät. 

Österreich: Zwischen Ischgl und Ibiza - Sebastian Kurz erlebt „Turbulenzen im Höhenflug“

Schon Mitte Mai schrieb der renommierte Standard von „Turbulenzen im Höhenflug des Kanzlers“. Je lockerer die Regeln zu Corona würden, desto härter werde die Kritik an der Regierung. Damals war Kurz noch – knapp – auf Platz 1 des Politbarometers. 

Inzwischen kam weiterer Gegenwind hinzu: Der Kanzler musste im Untersuchungsausschuss zur Ibiza-Affäre seines Ex-Koalitionspartners FPÖ auftreten; auch hält sich beharrlich und europaweit der Ärger über die schleppende Aufklärung des Infektions-Desasters im Party-Ort Ischgl. Noch immer hat dort niemand die politische Verantwortung übernommen.

Markus Söder und Sebastian Kurz - Corona-Parallelen zwischen Österreich und Bayern

Auf Kurz‘ Performance schaut freilich nicht nur Österreich. Die extreme Beliebtheit eines Regierungschefs, der nach kurzem Zögern mit scharfen Maßnahmen gegen Corona vorging, gab es so auch in Bayern zu erleben. Ministerpräsident Markus Söder* (CSU) steht momentan wohl im Zenit seiner Umfragewerte. Bis zu 90 Prozent der Bayern nannten ihn in repräsentativen Umfragen einen guten Regierungschef. Viele Unionspolitiker rechnen allerdings damit, dass diese Werte sich in den kommenden Wochen normalisieren. 

Söder schlägt in der Corona-Krise allerdings einen anderen Kurs ein. Bei den Verschärfungen war er vielen österreichischen Vorhaben nach etwa drei Wochen gefolgt. Die gravierenden Lockerungen etwa bei der Maskenpflicht geht Söder aber explizit nicht mit. „Es gibt überhaupt keinen Anlass nachzulassen“, betonte der CSU-Chef am Montag. Söder warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft, wenn sich viele Ältere wegen der Lockerungen nicht mehr in den öffentlichen Raum trauen würden. (cd/fn) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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