Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wurde in einem Interview mit der Bild ebenfalls zu den anstehenden Feiertagen befragt. Auf die Frage des Reporters, ob durch mögliche Corona-Schnelltests* für zu Hause nicht ein „ganz normales“ Weihnachten möglich sei, antwortete der Experte: „Das wird nicht stattfinden.“ Die 26 Millionen Schnelltests, die bis zum Jahresende verfügbar sind, seien unter anderem für Schulen und Pflegeeinrichtungen reserviert. Selbsttests werde es nicht in einem großen Umfang geben, erklärte Lauterbach.
Zudem seien die Schnelltests oft falsch negativ*. Das liegt teilweise an nicht perfekt abgenommenen Tests, aber auch an einer technischen Quote falsch negativer Tests. Man wiege sich dadurch in falsche Sicherheit. „Die Sicherheitsmaßnahmen sind, unabhängig von der Antigen-Testung, die wir für die privaten Haushalte überhaupt nicht haben, nicht abdingbar“, machte Lauterbach deutlich.
Aus der Politik gibt es hingegen viele Stimmen, die sich für Lockerungen der Kontaktbeschränkungen über die Weihnachtsfeiertage aussprechen. CDU-Vorsitzkandidat Friedrich Merz* sagte in einem Interview mit dem Tagesspiegel: „Man kann doch wohl Mitte November schon sagen, dass Weihnachten in den Familien stattfinden kann. Das sollte nicht in Frage gestellt werden. Ich persönlich sage: Es geht den Staat auch nichts an, wie ich mit meiner Familie Weihnachten feiere.“
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU*) sprach sich ebenso für ein Weihnachtsfest mit der Familie aus. „Es ist für mich nicht vorstellbar, dass die Großeltern an Weihnachten nicht mitfeiern“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Braun appellierte zudem an die Sorgfalt der Menschen: „Wichtiger als die Anzahl der Menschen, die zusammenkommen, ist, dass man vorher seine Kontakte reduziert und darauf achtet, dass niemand Symptome hat.“
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder* (CSU) sprach sich für eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen über die Feiertage aus. „Es wird kein Weihnachten sein, wie wir es normalerweise kennen“, sagte Söder in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin am Sonntag. Trotzdem halte er es für möglich, das Weihnachtsfest im Kreis der Familie feiern zu können, wenn auch nicht unbedingt mit der Großfamilie.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD*) ist derzeit auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz. Er berichtete am Dienstag im ARD-Morgenmagazin, dass sich die Ministerpräsidenten darauf geeinigt hätten, dass an den Feiertagen bis zu zehn Personen aus mehreren Haushalten zusammenkommen könnten. Kinder unter 14 Jahren seien davon ausgenommen. „Natürlich muss es ein Weihnachtsfest sein, das man auch mit den Großeltern, mit den Enkeln feiern kann“, sagte Müller.
Um einem Anstieg der Infektionen nach den Feiertagen zu entgehen, rufen die Ministerpräsidenten dazu auf, vor Weihnachten in eine möglichst mehrtägige häusliche Selbstquarantäne zu gehen. „Dies kann durch ggf. vorzuziehende Weihnachtsschulferien ab dem 19.12.2020 unterstützt werden“, heißt es im Entwurf der Länder vom Montagabend. Nach den Vorstellungen des Bundes soll zudem bei Erkältungssymptomen vor Weihnachten eine großzügigere Testmöglichkeit geboten werden, um die Begegnungen zur Weihnachtszeit so sicher wie möglich zu machen. Ob die Beschlussvorlage der Länder angenommen wird und ein Weihnachtsfest im erweiterten Familienkreis möglich ist, wird der Corona-Gipfel am Mittwoch zeigen. (ph) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks