Am Mittwochabend schürte Söder selbst weitere Spekulationen. Bereits bis zum Sommer sollten die Ministerposten im Bund „verstärkt“ - sprich umbesetzt - werden. Mit der Kabinettsfrage sei auch die Frage zu beantworten, „wer möglicherweise“ Unions-Kanzlerkandidat oder -kandidatin werde, sagte Söder am Mittwochabend im BR-Politikmagazin „Kontrovers“.
Was das konkret bedeuten könnte, das hat unterdessen der Münchner Merkur* in Erfahrung gebracht. Zwei CSU-Minister in Angela Merkels Kabinett sollen nach Informationen des Blattes weichen. Bei ohnehin nur zwei vollwertigen Ressortchefs aus Reihen der CSU ist die Auswahl nicht allzu groß.
Handeln soll es sich - wenig überraschend - um Söders langjährigen Kontrahenten Horst Seehofer und den heftig strauchelnden Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. „Beide sind nur noch eine Belastung für die CSU“, zitiert die Zeitung eine Quelle „aus Partei-Spitzenkreisen“. Söder und Seehofer verbindet ohnehin eine schwierige Vorgeschichte, wie bei Merkur.de* nachzulesen ist.
Söder habe nun intern unter anderem auf verheerende Umfragewerte für Scheuer nach dem Maut-Debakel verwiesen. „Auch die Umfragewerte einzelner Personen sind bei uns immer ein Gradmesser", sagte Söder am Mittwoch bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Seeon. Scheuer ist laut einer Umfrage unter den Bayern der unbeliebteste CSU-Bundesminister - mit einem Zuspruch von nur 16 Prozent.
Mit großem Widerstand rechnet der CSU-Chef offenbar nicht. Scheuer sei ohnehin angeschlagen und auch Seehofer habe sich zuletzt stark von der Partei abgekapselt. Keine Abberufung fürchten muss unterdessen der respektierte Entwicklungsminister Gerd Müller. Söder hatte bereits kurz nach Jahresanfang die CSU-Männer im Bundeskabinett ins Visier genommen - und damit für einen ersten Paukenschlag im Jahr 2020 gesorgt.
Keine öffentlichen Worte verloren hat Söder bislang über mögliche Nachfolger. Klar gefordert hat der CSU-Chef aber eine „Verjüngung“ des Kabinetts. Die Augsburger Allgemeine brachte nun den Innen-Staatssekretär Stephan Mayer, Digital-Staatsministerin Dorothee Bär und die Abgeordnete Andrea Lindholz ins Gespräch. Lindholz ist Vorsitzende des Innen-Ausschusses und hatte in der Vergangenheit Projekte Seehofers offen kritisiert.
Wann konkret eine Kabinettsumbildung im Bund anstehen könnte, ist dem Vernehmen nach aber noch nicht entschieden. Aus der CSU ist zu hören, dass die Entwicklung in den Umfragen nur teilweise über den Zeitpunkt entscheiden werde. Um neuen Schwung für die spätestens 2021 anstehende Bundestagswahl zu generieren, bräuchten die neuen CSU-Minister ausreichend Zeit, heißt es. Angela Merkel hatte allerdings ausrichten lassen, sie arbeite „gut und gerne“ mit ihren aktuellen Ministern zusammen.
Die Partei müsse an einigen Stellen über die Inhalte hinaus zeigen, „dass unser Anspruch über 2021 hinausgehen wird“, hatte Söder in Seeon erklärt. Für Wahlerfolge sei es entscheidend, mehr Dynamik zu generieren, sagte er und betonte: „Ich werde meinen Beitrag als CSU-Chef neben der inhaltlichen Neuordnung leisten.“ Nun braucht Söder allerdings noch die Unterstützung der CDU. Und der Kanzlerin*.
In Bayern hat Söder bereits Kabinettsentscheidungen getroffen - und stärkt damit die Frauen in der Regierung, wie Merkur.de* berichtet. Immer noch ungelöst ist für die CSU allerdings eine andere offene Frage: Der Streit um einen muslimischen Bürgermeisterkandidaten bei der bayerischen Kommunalwahl - die Bayern scheinen tief gespalten. Mehr über die anstehenden Kommunalwahlen in Bayern erfahren Sie bei Merkur.de*.
Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sieht in Annegret Kramp-Karrenbauer und Markus Söder keine geeigneten Kanzlerkandidaten. Es ist eine Umfrage, die die Landespolitik aufmischt. Die Grünen auf Rekordhoch, die CSU muss auf die Trendwende warten. SPD und FDP stecken in der Krise.
fn (mit Material von dpa)
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