An diesem und einem weiteren Gedankenspielt setzt ebenfalls die Süddeutsche Zeitung an: die Zertifizierung der Wahlleute. Sollte die Deadline bis zum 8. Dezember nicht eingehalten werden, könnten in der Theorie die Landesparlamente der Bundesstaaten eigenständig ihre Wahlmänner auswählen. Und beispielsweise einen Republikaner anstatt eines Demokraten* schicken. Auch das: mehr als unwahrscheinlich.
Dennoch: Dass Trump überhaupt mit einem solchen Gedanken spielt, schadet laut den US-Zeitungen Washington Post, New York Times und dem TV-Sender CNN der amerikanischen Demokratie. „Das Problem ist, er spricht für den Präsidenten der Vereinigten Staaten“, sagt der republikanische Rechtsanwalt Benjamin Ginsberg gegenüber CNN.
Die Washington Post schreibt, allein „die Aussicht, dass eine Präsidentschaftswahl von innen gestohlen werden könnte“ stelle Rechtsexperten zufolge ein „historisches Gefährdungsniveau“ dar. Wie die Washington Post weiter argumentiert, müsste Trump in mindestens drei der sechs Swing-States* die Republikaner davon überzeugen, die Wahl-Stimmen ihrer eigenen Wähler zu verwerfen. Ein Plan, der auf Trumps persönlichen Anwalt zurückgeht: Rudy Giuliani. Dieser hatte erst kürzlich einen bizarren Auftritt in einer Pressekonferenz.
Im Bundesstaat Pennsylvania versucht das Trump-Team aktuell mit einer Klage, das dortige Wahl-Ergebnis nicht zu bestätigen. Stattdessen soll das Landesparlament, wie in der Theorie der SZ, ihre Wahlleute ernennen. Das Brisante für Trump: In den örtlichen Parlamenten haben die Republikaner* die Mehrheit. Das berichtet die Deutsche Presse Agentur. Er verfolgt so den Plan, dass diese statt für Joe Biden am 14. Dezember für ihn, Donald Trump abstimmen. Gegen den Wunsch ihrer eigenen Wähler. Ähnliches geht auch in Michigan vor sich. Der Noch-US-Präsident hat republikanische Vertreter des Parlaments in das Weiße Haus eingeladen, berichtet unter anderem die Washington Post.
Dass so etwas geschehe, sei selbst für Giuliani unwahrscheinlich. So heißt es hinter verschlossenen republikanischen Türen. Doch Giuliani scheint diesen Informationen zufolge zu glauben, dass er die Ergebnisse genug verzögern kann, um Bidens Sieg in Zweifel zu ziehen. Eine aktuelle Umfrage der Monmouth University sagt aus, dass 70 Prozent der Republikaner glauben, Joe Biden hätte nur durch Betrug gewonnen. Obwohl keine Beweise für eine angebliche Wahl-Manipulation vorliegen.
Die demokratische* Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer - die beinahe einem Komplott zum Opfer gefallen war - sagte derweil: „Ich flehe die Menschen an, das Land über die Partei zu stellen und den Willen des Volkes zu tun - das Gesetz zu respektieren und dafür zu sorgen, dass sich der Wille des Volkes in unseren Wählern widerspiegelt und nicht mit diesem grundlegenden Teil unserer Demokratie spielen. “ (aka)*Merkur. de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.