Kritik an Tichy äußerte nach Angaben der FAZ auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann, der ebenfalls Mitglied der Stiftung ist. In einem Schreiben an die anderen Mitglieder der Stiftung argumentiert Weidmann demnach, zur „Fortentwicklung marktwirtschaftlichen und freiheitlich-demokratischen Denkens“ gehöre auch „ein Debattenklima gegenseitigen Respekts, nicht nur innerhalb der Stiftung, sondern auch darüber hinaus.“ Nun tritt Tichy also den Rückzug an - ein Schritt, den Merz in einem Tweet als „einzig richtige Entscheidung“ bezeichnete.
Ob der Streit damit ausgestanden ist, bleibt allerdings abzuwarten. Der frühere CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz etwa forderte auf Twitter, die Stiftung solle nicht bis zur Vorsitz-Wahl im Oktober warten, sondern sich „von Tichy komplett trennen“. Andere Beobachter stellten noch grundsätzlichere Fragen: „Warum ist Roland Tichy Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung“, fragte etwa Spiegel-Journalist Mathieu von Rohr in dem Kurznachrichtendienst trocken.
Tichy selbst bezeichnet sein Magazin als „liberal-konservatives Meinungsmagazin“. Das Magazin und die Online-Plattform tichyseinblick.de gehören für viele Politiker aus dem rechtspopulistischen Spektrum zur Pflichtlektüre.
Zu erwarten ist, dass auch jetzt eine Debatte über Meinungsfreiheit losbricht. Politikberater Erik Flügge, ein SPD-Mitglied, äußerte allerdings am Donnerstag ein klares Urteil: „Tichy hat jedes Recht zu publizieren und sich politisch zu betätigen“, betonte er. „Gleichzeitig hat aber auch jede Institution das Recht zu sagen, ‚Ihre Publikationen und Ihre politische Betätigung passen nicht mehr zu uns‘. Nennt sich Meinungs- und Gewissensfreiheit.“ Flügge musste sich allerdings zurechtweisen lassen, dass die Stiftung selbst gar nicht auf die Vorwürfe reagiert hatte. (dpa/fn)