Die Aufregung losgetreten hatte der Edeka-Konzern mit seiner PR-Aktion zum 100-jährigen Jubiläum des Unternehmens. „Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten“, steht auf den Plakaten geschrieben. Für Joachim Rukwied, deutscher und europäischer Bauernpräsident: „unerträglich!“
Über die Facebook-Seite „Land schafft Verbindung - Deutschland“ meldete er sich anschließend noch eindringlicher zu Wort. „Ich habe kein Verständnis für diesen Umgang mit unseren Produkten. Der Handel zeigt sich keiner Verantwortung bewusst und stellt sich gegen die Landwirtschaft“, klagt Rukwied, „Lebensmittel werden immer wieder für Lock-Angebote und für Dumping-Preise scheinbar herhalten müssen.“
„Am Ende baden wir Bauern das aus“, befürchtet er und fordert einen besseren Dialog mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Außerdem nimmt er Angela Merkel und Julia Klöckner (beide CDU) in die Pflicht.
Die Bundeslandwirtschaftministerin äußerte immerhin schon ihr Verständnis und pflichtete Rukwied bei: „Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssen, kann ich beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen.“
Der Edeka-Verbund reagierte ebenfalls schnelle auf den großen Aufschrei und beteuerte, es handele sich um ein schlimmes Missverständnis.
„Es war nie unsere Absicht, mit unserer Kampagne Landwirte und Erzeuger zu verärgern. Bei dem Plakat handelt es sich um ein Missverständnis“, erläutert die Edeka-Vertretung Minden-Hannover in einem offiziellen Statement, „Ziel der Marketingkampagne war es, alle Ortschaften, wie z. B. auch Minden oder Bremen, in unserem Absatzgebiet individuell anzusprechen. Es war somit eindeutig der Ort Essen/Oldenburg gemeint und nicht Essen im Sinne von Lebensmitteln.“
So oder so steht für Edeka jetzt ein gehöriges PR-Desaster zu Buche, das die politische Diskussion um Lebensmittelpreise erneut anheizte. Die Plakate, verspricht der Konzern, seien nach dem ersten Hinweis umgehend entfernt worden.
Dass ein scheinbares Missverständnis für derart große Aufregung sorgt, spricht allerdings auch Bände darüber, wie groß die Sorgen der deutschen Bauern mittlerweile sind. Viele sind sauer auf die Politik, beklagen eine regelrechte „Hetze“. Ihren Unmut tun die Landwirte dementsprechend kund. So auch bei einer Veranstaltung der Grünen im bayerischen Germering, wie Merkur.de* berichtete. Kanzlerin Angela Merkel hat Aldi, Edeka, Rewe und Lidl zum Rapport gebeten - sie hat offenbar dringend Redebedarf. Zwingen die Lebensmittelhändler die Landwirtschaft in prekäre Verträge? moe *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Redaktionsnetzwerks von Ippen-Digital.
In ausgewählten Rewe-Märkten in Deutschland gibt es jetzt Milch zu kaufen, bei der die Verbraucher den Preis selbst festlegen konnten. Auf dem EU-Gipfel wurde neben dem Corona-Hilfspaket auch eine neue Plastiksteuer beschlossen. Doch in welchem Fall fällt die Steuer an und wie viel wird sie kosten?