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Eklat im Weißen Haus: Erdogan zückt iPad und zeigt Trump ein Video - es sorgt für Entsetzen

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Bei seinem Besuch im Weißen Haus hat der türkische Präsident Erdogan nicht von allen so viel Lob erhalten, wie von US-Präsident Trump. Ein mitgebrachter Film sorgte für Empörung.

Washington - Mit einem Video hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei seinem Besuch im Weißen Haus versucht, einen Spalt in das Bündnis der USA mit der Kurdenmiliz YPG in Syrien zu treiben. Bei seinem Besuch am Mittwoch, 13. November, soll Erdogan dem US-Präsident Donald Trump und fünf Erdogan-kritischen Senatoren einen viereinhalb minütigen Film auf seinem iPad vorgeführt geführt haben.

Erfolg scheint die ungewöhnliche Maßnahme Erdogans aber nicht gehabt zu haben. Die Nachrichtenseite Axios berichtete, Senator Lindsey Graham habe Erdogan danach mit Blick auf das Video gefragt: „Wollen Sie, dass ich die Kurden dazu bringe, eines darüber zu machen, was Sie getan haben?“ 

Graham hat die türkische Offensive gegen die YPG in Nordsyrien scharf verurteilt. Die Kurdenmiliz ist ein Verbündeter der USA im Kampf gegen die Terrormiliz IS. Aus Sicht der Türkei ist die YPG wegen ihrer Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK dagegen eine Terrororganisation. Mittlerweile wird die Türkei sogar verdächtigt, deutsche Panzer illegalerweise an syrische Rebellen weitergegeben zu haben.

Erdogan bei Donald Trump: Senatoren reagieren mit Empörung auf Video

Axios schrieb: „Erdogan dachte anscheinend, dass er die Senatoren umstimmen könne, indem er sie zwingt, einen klobigen Propagandafilm anzuschauen.“ Graham habe in einem Telefoninterview bestätigt, dass er mit Erdogan aneinandergeraten sei. Er sei der Schilderung, wonach die Türkei mehr als jeder andere zur Bekämpfung des IS beigetragen habe, entschieden entgegengetreten. „Ich habe die Türkei wissen lassen, dass 10.000 SDF-Kämpfer, die meisten davon Kurden, im Kampf gegen den IS gelitten haben, gestorben sind oder verwundet wurden.“ Amerika werde das nicht vergessen und die YPG nicht im Stich lassen.

Lindsey Graham
Lindsey Graham © AFP / ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

Auch Senator Ted Cruz zeigte sich nach dem Treffen mit Erdogan nicht überzeugt. Das Bündnis mit dem „problematischen Verbündeten“ Türkei sei zwar wichtig, teilte er mit. Der türkische Angriff auf die kurdischen US-Verbündeten in Syrien sei aber „absolut inakzeptabel“.

Erdogan zeigt Trump „Propagandafilm“ mit Terroropfern: „absolut inakzeptabel“

Erdogans Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun veröffentlichte den viereinhalb minütigen Film, der US-Präsident Donald Trump und fünf Erdogan-kritischen Senatoren vorgeführt wurde, am Donnerstag auf Twitter. Darin wird der Kommandeur der von der YPG dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, für schwere Terroranschläge in der Türkei verantwortlich gemacht.

Trump-Besuch: Erdogans „Propagandafilm“ sorgt für Empörung bei US-Senatoren 

Der professionell gedrehte Film bezieht sich auf mehrere Anschläge, die in den 1990er und 2000er Jahren in der Türkei ereignet haben. Hervorgehoben wird, dass auch Touristen diesen Anschlägen zum Opfer gefallen sind. Die Verantwortung wird gänzlich einem Kommandeur der Kurdenmiliz YPG zugeschrieben. In englischer Sprache wird er als ein Mann beschrieben, der „Frauen, Mütter, Väter, Männer in Uniformen und Kinder“ umbringt.

Bei den Bildern handelt es sich um dramatische Aufzeichnungen der Anschläge und ihrer Opfer. Viele davon Frauen und Kinder.

Abdi wird mit dem Anführer des Islamischen Staats, Abu Bakr al-Baghdadi, verglichen. Abu Bakr-al Bagdadi starb allerdings nach Angaben von US-Präsident Donald Trump am 26. Oktober 2019, als er, verfolgt von US-Spezialeinheiten, in einem Tunnel im Nordwesten Syriens einen Sprengstoffgürtel zündete. 

Video: Trump lobt Erdogan: «Bin ein großer Fan des Präsidenten»

Kurz nach dem Treffen mit Erdogan machte Trump auf Twitter eine bemerkenswerte Andeutung zu seinem weiteren Vorgehen in der Ukraine-Affäre. Die türkische AKP erwägt indes unter bestimmten Umständen Straffreiheit für Vergewaltiger.

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