Und doch wäre eben im Winter 2016 die Alternative zum Abkommen keine menschenrechtsfreundlichere Politik, sondern Chaos gewesen. „Und so ist es immer noch. Was wir auf Lesbos sehen, ist das Ergebnis. Die Alternative zum Chaos ist auch heute noch, das Abkommen tatsächlich umzusetzen“, erklärt der 49-Jährige. Es brauche eben endlich eine Strategie.
Knaus nimmt dabei die Regierungschefs in die Pflicht: „Das Ziel muss es sein Griechenland anerkannte Flüchtlinge abzunehmen. Heute müssten sich Mitsotakis und Merkel, Rutte und Macron zusammensetzen und sagen: Wir schaffen das. Wir zeigen, wie eine humane Grenze mit Kontrolle aussieht. Und wir lassen dabei weder Athen noch Ankara noch den Westbalkan im Stich. Es wäre im deutschen Interesse, denn Deutschland bleibt Hauptzielland für jene, die das griechische Festland erreichen.“
Jedoch: Auch Deutschland kümmere sich nicht um das Problem, wirft Knaus der Berliner Regierung vor und hat bereits einen Verdacht: Zu viele Themen auf der Agenda - siehe Brexit, Libyen-Krieg und, und, und: „Wenn dann die Zahl der Asylanträge in Deutschland fällt, dazu die Zahl jener, die das Mittelmeer überqueren, ist die Versuchung groß, das Problem zu ignorieren. So wird ein Feuer nach dem anderen bekämpft, anstatt sich Gedanken über die Brandschutzordnung zu machen.“
Sein Rat: Deutschland brauche eine klare Vision, Europa zu schützen, nach außen und in Rechtsstaatlichkeit im Inneren. Im Gegenzug dazu müssten Polen und andere Länder Rechtsstaatlichkeit akzeptieren. Optimistisch klingt Knaus nicht.
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mke