Grundsätzlich gibt es im Bundestag 598 Sitze, die durch die Wahlen mit Abgeordneten besetzt werden. Durch die Möglichkeit der Überhangmandate kann diese Zahl jedoch variieren und so kommt es vor, dass häufig mehr Abgeordnete im Bundestag sitzen - momentan sind es beispielsweise 630 Abgeordnete, die dort vertreten sind. Nach Auszählung der Zweitstimmen entscheidet sich nämlich, wie viele Abgeordnete eine Partei aus einem Bundesland in den Bundestag schicken darf. Wer diese Abgeordneten sind, wird folgendermaßen ausgewählt: Zunächst bekommen all diejenigen, die ein Direktmandat in einem Wahlkreis durch die Erststimme erhalten haben, einen Sitz im Bundestag. Die restlichen Plätze, die eine Partei im Bundestag dann noch frei hat, werden mit den ersten Kandidaten der Landesliste bestückt. Hier kann es jedoch vorkommen, dass mehr Kandidaten einer Partei durch ein Direktmandat gewählt werden, als der Partei Sitze im Bundestag zustehen. Da laut dem deutschen Wahlrecht jedoch jedem Gewinner eines Wahlkreises ein Direktmandat im Bundestag zusteht, bekommen die Kandidaten zusätzlich einen Platz im Parlament. Wenn eine Partei beispielsweise acht Sitze im Bundestag besetzen darf, aber insgesamt zehn Direktmandate sammeln konnte, ziehen zwei zusätzliche Abgeordnete für diese Partei in den Bundestag ein. Diese zusätzlichen Mandate werden dann Überhangmandate genannt.
Viele Wähler stellen sich an dieser Stelle wohl auch die Frage, welche Stimme denn nun die wichtigere ist und mit welcher sie mehr bewirken können. Grundsätzlich bietet die Erststimme hier die Möglichkeit, einen Kandidaten zu wählen und sich für einen konkreten Vertreter zu entscheiden. Es ist jedoch die Zweitstimme, die die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag wirklich bestimmt. Diese Zahlen sieht man dann auch in den Hochrechnungen der Bundestagswahl, die am Wahlabend im Fernsehen diskutiert werden. Das Mehrheitsverhältnis ist dabei in Hinblick auf die Gesetzgebung wichtig, um verschiedene Themen oder Gesetzesvorschläge durchzusetzen oder abzulehnen. Bei der Zweitstimme kommt es für die Wähler also vor allem darauf an, welche Themen die Partei im Gesamten vertritt und welche Gesetze sie in der folgenden Legislaturperiode durchsetzen möchte. Gleichzeitig stellt in der Regel die stärkste Partei im Bundestag den Kanzler oder die Kanzlerin.
Eine Ausnahme bildete hierbei etwa die SPD unter Kanzler Helmut Schmidt, der mit der FDP eine Regierung bildete, obwohl CDU und CSU bei den Bundestagswahlen 1976 und 1980 die meisten Prozente holten.
Mit der Zweitstimme wählen die Bürger also indirekt den Regierungschef der Bundesrepublik für die nächsten vier Jahre.
Update vom 26. Juli 2017: Ehe die Deutschen den Bundestag wählen, brauchen alle Wahlberechtigten eine Benachrichtigung. Wir haben für Sie zusammengefasst, wann Sie Ihre Wahlberechtigung für die Bundestagswahl 2017 erhalten.
Übrigens: Wir haben bereits zusammengefasst, wie hoch die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2017 ist.
Video: Glomex