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Fall Köthen: Angeklagte widersprechen Vorwürfen und schildern ihre Geschichte

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Prozess um tödliche Auseinandersetzung in Köthen
Prozess um tödliche Auseinandersetzung in Köthen ist gestartet. © dpa / Sebastian Willnow

Streit mit fatalen Folgen: Bei einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Männern ist ein 22-Jähriger ums Leben gekommen. Nun wird Anklage erhoben.

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Update vom 5. Februar 2019: Die beiden im Fall des toten 22-Jährigen aus Köthen haben vor Gericht die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestritten. Diese plädierte auf gefährliche Körperverletzung und Körperverletzung mit Todesfolge.

Der 18-Jährige Angeklagte lässt über seinen Verteidiger erklären, er habe den zu Tode Gekommenen weder geschubst, noch geschlagen oder getreten - vielmehr habe er ihn gar nicht wahrgenommen. Der 17-Jährige äußert sich ähnlich. Ja, es habe einen Streit gegeben zwischen mehreren Afghanen. Man sei unterschiedlicher Meinung gewesen, von wem eine junge Frau schwanger gewesen sei. Es sei zu Schubsereien und Gerangel gekommen. Dann seien mehrere Deutsche aufgetaucht. Von Bierflaschen und Holzlatten ist die Rede, die sie dabei gehabt hätten.

Einer der Deutschen - möglicherweise ein Bruder des Getöteten - habe den 18-Jährigen angegriffen und getreten. Er sei auch von hinten am Hals umfasst worden, berichtet der ältere Angeklagte. Der jüngere der beiden sagt, jemand habe ihn gegen eine Wand geschleudert. Dann seien sie geflüchtet. Einen am Boden liegenden Mann wollen sie nicht gesehen haben.

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders: Danach kam der 22 Jahre alte Deutsche zum Streit der Afghanen hinzu, um zu schlichten. Daraufhin soll einer der Angeklagten ihn geschlagen haben, sodass der junge Mann stürzte. Der andere Beschuldigte soll ihm mindestens einen Fußtritt gegen Oberkörper oder Kopf versetzt haben. Der schwer herzkranke Köthener starb kurz darauf in einer Klinik.

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Fall Köthen: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Update vom 18. Oktober 2018: Im Fall des toten 22-Jährigen aus Köthen hat die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau Anklage gegen zwei Verdächtige erhoben. Die Ermittlungen gegen die beiden 17 und 18 Jahre alten afghanischen Staatsbürger seien abgeschlossen, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen gemeinschaftliche Körperverletzung mit Todesfolge vor.

Der herzkranke 22-Jährige war in der Nacht zum 10. September nach einem nächtlichen Streit an einem Infarkt gestorben. Er soll sich zuvor schlichtend in einen Streit zwischen den beiden beschuldigten Afghanen eingeschaltet haben und dabei ins Gesicht geschlagen worden sein. Der Fall war Anlass für mehrere Demonstrationen mit rechtsextremer Beteiligung in Köthen sowie Gegenproteste.

Der Ticker zu den Vorfallen in Köthen zum Nachlesen

16.05 Uhr: Nach Aussage des Innenministers von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht, haben sich bei der Demonstration am Sonntag die zahlreichen AfD-Vetreter nicht von den Rechtsextremisten abgegrenzt. 

Es sei eindeutig der Eindruck entstanden, dass sich die AfD-Vertreter, darunter viele Abgeordnete, mit den Extremisten gemein machten, sagte er. Es bestehe die Gefahr, dass die Rechtsextremem salonfähig gemacht werden.

16.00 Uhr: Nach der Demonstration am Sonntag in Köthen ermittelt die Polizei gegen mutmaßliche Rechtsextremisten. Auf der Rückreise von Köthen seien im Magdeburger Hauptbahnhof aus einer Gruppe von 23 Menschen heraus rechte Parolen gerufen und mehrere Straftaten wie Körperverletzung begangen worden sein. Laut Polizei wurde ein Beamter zu Boden gestoßen und geschlagen und ein zweiter ebenfalls angegriffen.

Die zur Verstärkung herbeigerufenen Polizisten konnten kurz darauf sieben Verdächtige nahe des Hauptbahnhofs stellen. Auch dabei leisteten die Männer Widerstand. Es wurden Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Diebstahls, Körperverletzung, Beleidigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet.

Das waren die News zu Köthen von Sonntag, 16. September 2018

18.29 Uhr: Die Kundgebung rechtsgerichteter Gruppierungen in der Kleinstadt Köthen in Sachsen-Anhalt hat begonnen. Hunderte Menschen zog es am Sonntagnachmittag auf den Marktplatz, nach bisherigen Schätzungen waren es zu Beginn etwa 700 mit steigender Tendenz. Viele Deutschlandfahnen wehten, auf Plakaten standen Aufschriften wie: „Wir sind Chemnitz! Wir wollen keine Messermänner“, auf einem Transparent war „Danke Herr Maaßen für die Wahrheit“ zu lesen. „Merkel-muss-weg“-Rufe ertönten.

Unter anderem hatte das fremdenfeindliche Dresdner-Pegida-Bündnis und der rechtsgerichtete Verein „Zukunft Heimat“ aus Brandenburg zu der Demo aufgerufen, der auch in Cottbus aktiv ist. Auch AfD-Vertreter waren in Köthen, darunter Ex-Fraktionschef André Poggenburg. Am Rande sprach er von einer „Gewaltserie“, die es in Deutschland gebe, und machte die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dafür mitverantwortlich.

Etwa zeitgleich setzte sich am Bahnhof in Köthen eine Gegendemo gegen rechte Hetze in Bewegung, zuvor hatte es dort zunächst eine Kundgebung gegeben. Geschätzt waren dort 600 Demonstranten, der Veranstalter sprach von 700 bis 800.

17.39 Uhr: Vor einer Demonstration rechtsgerichteter Gruppierungen hat in der Kleinstadt Köthen in Sachsen-Anhalt eine Kundgebung gegen rechte Hetze und Gewalt begonnen. Zunächst versammelten sich am Sonntagnachmittag geschätzt etwa 100 Menschen am Bahnhof, nach und nach gab es weiteren Zulauf. Die Kundgebung stand unter dem Motto „Der extremen Rechten entgegentreten“. Im Bahnhofsbereich positionierte die Polizei neben Einsatzkräften auch Wasserwerfer. Gegen 17.00 Uhr sollte auf die Kundgebung, zu der unter anderem das Bündnis Dessau Nazifrei aufgerufen hatte, ein Demonstrationszug durch die Stadt folgen.

Das waren die News aus Köthen von Samstag 15. September 2018

17.15 Uhr: Vor einer geplanten Demonstration mehrerer rechtsgerichteter Gruppierungen haben die Menschen im sachsen-anhaltischen Köthen ihren Marktplatz bunt angemalt. Die Anhaltische Landeskirche und die Stadt Köthen hatten zu der Aktion aufgerufen, um so ein sichtbares Zeichen für Frieden und Toleranz zu setzen. Eine große brennende Kerze wurde auf das Pflaster gemalt, umrahmt von einer Blume und einer Friedenstaube. „Friede sei mit dir!“ war in großen Buchstaben zu lesen. Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) sagte: „Die Köthener haben ausgedrückt, was sie empfinden, wenn es um Frieden und um Trauer geht.“ Schätzungsweise 200 bis 300 Menschen hätten sich beteiligt.

Das waren die News zu Köthen vom Donnerstag

15.33 Uhr: Die Kleinstadt Köthen in Sachsen-Anhalt stellt sich am Wochenende auf weitere Demonstrationen ein. Eine Woche nach dem Tod eines Mannes bei einem nächtlichen Streit will ein Bündnis rechtsgerichteter Gruppierungen am Sonntagnachmittag in der Innenstadt protestieren, wie eine Polizeisprecherin am Donnerstag bestätigt. Zu erwarteten Teilnehmerzahlen wollte sie sich nicht äußern. Mehrere Bündnisse gegen Rechts kündigten Gegenprotest an.

Offiziell mobilisiert der rechtsgerichtete Verein „Zukunft Heimat“ unter anderem gemeinsam mit dem fremdenfeindlichen Dresdner Pegida-Bündnis. Der AfD-Kreischef von Anhalt-Bitterfeld, Daniel Roi, rief dazu auf, das Bündnis zu unterstützen.

Das waren die News aus Köthen vom Mittwoch

18.41 Uhr: Erstmals meldete sich am Mittwoch wegen der anhaltenden Spekulationen auch der Leiter der Gerichtsmedizin der Uni Halle, Professor Rüdiger Lessig, zu dem viel diskutierten Obduktionsergebnis zu Wort. Der junge Köthener sei eindeutig an einem Herzinfarkt gestorben, bekräftigte er frühere Angaben. Dieses Ergebnis werde auch durch die inzwischen erfolgte feingewebliche Untersuchung gestützt.

Der 22 Jahre alte Köthener habe seit seiner Geburt eine schwere Herzerkrankung gehabt und sei deswegen mehrfach operiert worden. „Es hätte bei ihm jederzeit zu einem Herzinfarkt kommen können“, sagte Lessig. Der Experte sprach von einem „versagensbereiten Herzen“. Anhaltspunkte dafür, dass der Mann zu Tode geschlagen oder getreten worden sein könnte, gibt es den Ermittlern zufolge nicht. Ob vor diesem Hintergrund überhaupt jemand strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden könnte, sei derzeit Teil der Ermittlungen, sagte Behördenleiter Nopens. „Diese Frage (..) haben wir im Blick.“

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Köthen-Zeugin relativiert Aussage „massiv“

14.41 Uhr: Eine Zeugin im Fall Köthen hat ihre Angaben zu den Geschehnissen aus einer Audio-Datei in ihrer Aussage „massiv relativiert“. Unter den angehörten Zeugen sei eine Frau, deren detaillierter mutmaßlicher Augenzeugenbericht als Audio-Datei aufgetaucht sei, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, Horst Nopens, am Mittwoch in Halle. Bei der Anhörung habe die Frau ihre Aussagen zu dem Streit zwischen zwei Afghanen und zwei Deutschen, nach dem ein 22-Jähriger an einem Herzinfarkt starb, aber deutlich relativiert. Inhaltliche Details nannte Nopens aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.

Die Ermittler berichten über Erkenntnisse im Fall Köthen.
Die Ermittler berichten über Erkenntnisse im Fall Köthen. © dpa / Jan Woitas

Köthen: Ermittler nennen neue Details - Tragisch: Opfer wollte schlichten

14.22 Uhr: Der junge Mann, der nach einem Streit in Köthen gestorben ist, hatte nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler wohl schlichten wollen. „Der später Gestorbene soll schlichtend eingegriffen haben“, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, Horst Nopens, am Mittwoch in Halle. Es habe nach jetzigem Kenntnisstand im Vorfeld eine Auseinandersetzung zwischen drei Afghanen gegeben. Dann seien zwei Deutsche hinzugekommen. Bei dem Versuch zu schlichten, habe der 22-Jährige einen Faustschlag ins Gesicht bekommen und sei dann zu Boden gegangen. Er starb an einem Herzinfarkt. Er habe von Geburt an eine schwere Herzerkrankung gehabt, die Ermittler sprachen von einem „versagensbereiten Herz“. Bei dem Mann hätte es wegen seiner Vorerkrankung des Herzens "jederzeit" zu einem tödlichen Herzinfarkt kommen können.

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Sachsen-Anhalts Generalstaatsanwalt Jürgen Konrad hat um Verständnis für die Ermittlungsarbeit der Behörden im Fall des Todes eines 22-Jährigen nach einem nächtlichen Streit in Köthen geworben. Es sei nicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft, einzelne Beweismittel isoliert gegenüber der Medien zu bewerten, sagte Konrad bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Halle. Erst zum Abschluss der Ermittlungen könne es eine Gesamtschau der Beweismittel geben. In Medien geäußerte Vorwürfe zu einer nachlässigen Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft weise er „auf das schärfste zurück“, sagte Konrad.

9.50 Uhr: Nach dem Streit in Köthen, bei dem ein 22-Jähriger Deutscher von zwei Afghanen verprügelt wurde und anschließend starb, meldete sich jetzt der mutmaßliche Vater des Babys der schwangeren Frau. Mit dieser hatten die Afghanen anscheinend darüber gestritten, wer der Vater des Kindes sei. 

Wie er Bild.de (Artikel bei BildPlus) gegenüber angibt, sei der mutmaßliche Vater des Kindes, ein 18-Jähriger Afghane, ebenfalls von den Tätern verprügelt worden. Diese seien mit dem Ex-Freund der Schwangeren befreundet. Als sie erfuhren, dass er der Vater des Kindes sei, sollen sie auf ihn eingeschlagen haben. Die Schwester der Schwangeren und deren Freund kamen zu Hilfe, sodass der 18-Jährige und seine schwangere Freundin in eine Wohnung flüchten konnten. Von dem Tod des 22-Jährigen habe er nach eigenen Angaben nichts mehr mitbekommen. Laut Bild.de tue es ihm Leid, dass ein Mensch zu Tode kam.

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Köthen: Zwölf Strafverfahren nach Demonstration - News vom 11. September

18.51 Uhr: Eine Demonstration in Halle, an der am Montagabend rund 450 Menschen teilgenommen hatten, hat ein Nachspiel: „Bisher wurden Ermittlungen wegen insgesamt 14 Strafanzeigen eingeleitet“, teilte eine Polizeisprecherin mit. Darunter seien Strafanzeigen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Beleidigung, Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Aus dem Protestzug heraus war mehrfach der Hitler-Gruß gezeigt und von einigen der rund 450 Teilnehmer „Sieg Heil“ gerufen worden, wie die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd mitteilte. Manche Demonstranten seien stark alkoholisiert gewesen und hätten Polizisten bespuckt.

16.36 Uhr: Nach dem sogenannten Trauermarsch in Köthen hat die Polizei zwölf Strafverfahren eingeleitet. Der polizeiliche Staatsschutz ermittle unter anderem wegen des Verdachts der Volksverhetzung, hieß es am Dienstag. Nach der von der AfD angemeldeten Demonstration am Montagabend seien zudem vier Strafanzeigen gestellt worden.

Am Dienstagabend soll ein Trauergottesdienst stattfinden. Die rechte Szene hatte ihre Anhänger nach den Vorfällen in Chemnitz und Köthen auch für eine Demonstration in Halle mobilisiert. Dort wurde am Montagabend aus dem Protestzug heraus mehrfach der Hitler-Gruß gezeigt und von einigen der rund 450 Teilnehmer „Sieg Heil“ gerufen, wie die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd mitteilte. Manche Demonstranten seien stark alkoholisiert gewesen und hätten Polizisten bespuckt.

Köthen: Schäuble verurteil Verharmlosung von Hitlergrüßen

13.28 Uhr: Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat nach den rechten Ausschreitungen der jüngsten Zeit vor Verharmlosung gewarnt. Für "Ausländerfeindlichkeit, Hitlergrüße, Nazisymbole, Angriffe auf jüdische Einrichtungen" dürfe es "weder Nachsicht noch verständnisvolle Verharmlosung geben", sagte er am Dienstag zum Start der ersten Bundestagsdebatte nach der parlamentarischen Sommerpause. Außerdem sei das Demonstrationsrecht "kein Freibrief für Gewaltexzesse", mahnte Schäuble.

Bundestag
Wolfgang Schäuble warnte vor rechten Ausschreitungen. © dpa / Kay Nietfeld

Zugleich äußerte Schäuble Verständnis für das Unbehagen mancher Bürger angesichts hoher Zuwanderungszahlen. "Menschen, die sich vor zu vielen und schnellen Veränderungen in ihrer Lebens- und Erfahrungswelt fürchten, auch vor zu viel Zuwanderung in kurzer Zeit, solche Menschen müssen genau so ernst genommen werden wie jene, die in einer enger zusammenwachsenden Welt für Offenheit und für globale Solidarität eintreten."

11.14 Uhr: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat sich mit dem Verlauf der Kundgebungen in Köthen zufrieden gezeigt. Der Staat habe "klare Kante" gezeigt, sagte Haseloff am Dienstag im Deutschlandfunk. Außerdem sei er den Köthenern für ihr Verhalten dankbar. Die bürgerliche Gesellschaft habe sich parteiübergreifend zusammengeschlossen und gezeigt, dass sie eine "Instrumentalisierung der Vorfälle nicht zulassen will".

Reiner Haseloff (CDU, r) und Bernd Hauschild beim einem Gottesdienst für den Verstorbenen.
Reiner Haseloff (CDU, r) und Bernd Hauschild beim einem Gottesdienst für den Verstorbenen. © dpa / Ralf Hirschberger

09.43 Uhr: Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, hat die AfD-Bundesspitze aufgefordert, ihr Verhältnis zu Rechtsextremen zu erklären. „Es ist klar, es gibt dort fließende Strukturen“, sagte der CDU-Politiker am Dienstag im Deutschlandfunk. „Die Bundesspitze muss sich auf jeden Fall rechtfertigen dahingehend, dass sie so etwas zulässt, und demzufolge auch die Konsequenzen zu tragen hat, wenn der Staat hier handeln wird“, betonte Haseloff mit Blick auf gemeinsame Demonstrationen von AfD-Politikern und Rechtsextremen.

Eine Beobachtung der AfD müsse aber durch die Verfassungsschutzorgane auf Bundes- und Länderebene gesondert entschieden werden, weil es „sehr große“ Unterschiede innerhalb der AfD gebe.

Das waren die Meldungen zur Demonstration in Köthen vom Montag, 10. September 2018: 

Update 21.58 Uhr: Nach dem Tod eines 22-Jährigen in Köthen in Sachsen-Anhalt sind am Montagabend hunderte Menschen einem Aufruf der AfD zu einer "Gedenkveranstaltung" in der Stadt gefolgt. Bis zu 550 Menschen zogen nach Angaben der Polizei vom Marktplatz zu dem Ort, an dem der junge Mann am Sonntag nach einem Streit mit anderen Männern gestorben war. Laut einer Sprecherin der Polizei in Dessau-Roßlau verlief die von hunderten Polizisten überwachte Veranstaltung "weitgehend störungsfrei".

Es habe vereinzelte Personenfeststellungen gegeben, fügte die Sprecherin hinzu. Auch seien mehrere Hinweise auf mögliche Straftaten eingegangen. Diese würden nun ausgewertet. Auch würden die Redebeiträge auf der Veranstaltung geprüft. Die AfD hatte ein "friedliches Trauern" und eine "Gedenkminute" auf dem Marktplatz angekündigt. "Auf politische Reden wird heute verzichtet", hatte die Partei erklärt.

Ein Großaufgebot der Polizei war im Einsatz. Laut der Sprecherin lag die Zahl der Beamten "im oberen dreistelligen Bereich". Polizisten aus Niedersachsen, Berlin, Thüringen, Hessen und Schleswig-Holstein waren demnach zur Unterstützung der sachsen-anhaltinischen Polizei nach Köthen gekommen.

Update 21.36 Uhr: Die Polizei sprach nach ersten Erkenntnissen von einem eher friedlichem Verlauf. Unklar war zunächst, ob Brände an Fahrzeugen im Zusammenhang mit dem Geschehen stehen. Fünf Fahrzeuge waren laut Polizei am Nachmittag in der Nähe eines Schwimmbades beschädigt worden. Nach Angaben einer Polizeisprecherin stand noch nicht fest, ob ein technischer Defekt Auslöser war oder Brandstiftung.

550 Menschen in Köthen auf Demo

Update 20.51 Uhr: Nach einem Streit mit mutmaßlich tödlichem Ende haben sich im sachsen-anhaltischen Köthen bis zu 550 Menschen an einem weiteren sogenannten Trauermarsch beteiligt. Nach einer Schweigeminute und einer kurzen Kundgebung auf dem Markt zogen die Teilnehmer durch die Innenstadt zu dem Spielplatz, wo sich der Streit ereignet hatte. Dort wurde ein Kranz der AfD Sachsen-Anhalt im Gedenken an einen 22 Jahre alten Deutschen niedergelegt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

Der AfD-Abgeordnete Hannes Loth hatte die Demonstration am Montag unter dem Titel „Wir trauern“ angemeldet. Er betonte, man wolle gemeinsam trauern, und sprach sich gegen Gewalt aus. Zu den Demo-Teilnehmern gehörten AfD-Landtagsfraktionschef Oliver Kirchner und Ex-Landeschef André Poggenburg. Nach knapp einer Stunde erklärte Loth die Veranstaltung für beendet und die Menschen verließen den Versammlungsort.

Über der Stadt mit gut 26.000 Einwohnern kreiste ein Hubschrauber. Eine Reiterstaffel der Polizei ritt durch die Innenstadt. Auch ein Wasserwerfer war vor Ort. Nach Angaben von Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) sollten mehrere Hundert Beamte in der Stadt sein.

Teilnehmer einer Kundgebung für einen verstorbenen 22-Jährigen legen auf einem Spielplatz Blumen ab.
Teilnehmer einer Kundgebung für einen verstorbenen 22-Jährigen legen auf einem Spielplatz Blumen ab. © dpa / Ralf Hirschberger

Update 18.36 Uhr: Auch für den Montagabend organisierten die Behörden wieder einen Großeinsatz, Wasserwerfer und Reiterstaffel inklusive. Dieses Mal meldete ein AfD-Landtagsabgeordneter eine Demo unter dem Motto „Wir trauern“ an - mit 300 erwarteten Teilnehmern. Sachsen-Anhalt stellte sich hingegen auf Größenordnungen wie am Sonntag ein, als 2500 Menschen kamen. Die meisten waren Bürgerinnen und Bürger aus Köthen und Umgebung, die ihre Trauer bekunden wollten, schätzte Stahlknecht ein. „Wir sollten akzeptieren, dass Menschen auch friedlich ihre Betroffenheit zum Ausdruck bringen wollen.“

Köthen in Sachsen-Anhalt: Bundesregierung empört über Sprechchöre auf Demo

Die Bundesregierung hat sich empört über die rechtsextremen Proteste nach dem Tod eines jungen Mannes in Köthen in Sachsen-Anhalt gezeigt. „Dass es (...) am Ende des Tages in Köthen, wie ein Video zeigt, zu offen nationalsozialistischen Sprechchören gekommen ist, auch das muss uns betroffen machen und empören“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.

Man habe mit Trauer und Betroffenheit auf den Tod des 22-Jährigen reagiert. Wie es dazu kam, und ob die Verdächtigen daran Schuld tragen, sei nun von Polizei und Staatsanwaltschaft zu klären.

Köthen: Sachsen-Anhalts Justizministerin spricht - News-Ticker

Update 16 Uhr: Die Behörden stellen sich auf weitere Kundgebungen ein. Für Montagabend (19.00 Uhr) meldete ein AfD-Landtagsabgeordneter eine Demonstration an, es wurde mit rund 300 Teilnehmern gerechnet.

Update 15.50 Uhr: Nach den Geschehnissen in Chemnitz und Köthen hat CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer vor einer Beteiligung an Kundgebungen von Rechtsradikalen gewarnt. Natürlich seien nicht alle, die sich Protesten in diesen Städten angeschlossen hätten, "Rechtsradikale oder Neonazis", sagte Kramp-Karrenbauer am Montag nach den CDU-Gremiensitzungen in Berlin. Allerdings müsse mit Teilnehmern von Märschen, bei denen etwa neonazistische Symbole gezeigt würden, "ganz offen" darüber geredet werden, was sie dazu bewege.

Weiter mahnte Kramp-Karrenbauer, es gehöre zur "Eigenverantwortung von mündigen Bürgern", die sich der Mitte verpflichtet fühlten, "sehr kritisch zu reflektieren", ob Wut oder Trauer eine Beteiligung an solchen Veranstaltungen rechtfertige. Wer für die politische Mitte kämpfen wolle, könne dies auch "nur gewaltfrei" tun und müsse sich klar nach rechts und links abgrenzen.

Köthen: Neue Details zur Todesursache

Update 15 Uhr: Nach dem tödlichen Streit zwischen zwei Männergruppen in Köthen schließen die Ermittler Tritte oder Schläge gegen den Kopf als Todesursache aus. Derartige Verletzungen hätten nicht festgestellt werden können, sagte Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) in Magdeburg. Der 22 Jahre alte Mann sei an akutem Herzversagen gestorben. Eine schwere Vorerkrankung sei bestätigt.

Den genauen Ablauf des Geschehens ließen die Behörden weiter offen. Die Tat sei noch keine 48 Stunden her und man sei mitten in den Ermittlungen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt aus Dessau-Roßlau, Horst Nopens. „Wir können nur wiedergeben, was wir sicher wissen.“

Tod in Köthen in Sachsen-Anhalt: Pressekonferenz - erste Details zu den Afghanen

Update 11.47 Uhr: Die Pressekonferenz in Magdeburg zum Theme „Köthen“ läuft. Sachsen-Anhalts Innenminister Stahlknecht lobt die Zusammenarbeit mit den Pressevertretern am Sonntag.

Sachsen-Anhalts Justizministerin Keding nennt die Tatdetails. Mindestens zwei Afghanen sollen mit mindestens zwei Deutschen in Streit geraten sein. Der junge Mann starb „mit hoher Wahrscheinlichkeit an akutem Herzversagen“, sagt sie. Schläge und Tritte als Todesfolge können nicht bestätigt werden, so die Ministerin.

Stahlknecht wieder: Einer der Tatverdächtigen im Fall des in Köthen gestorbenen 22-jährigen Manns sollte abgeschoben werden, der andere nicht. Die zuständige Behörde habe bereits im April bei der Staatsanwaltschaft die Zustimmung zur Abschiebung beantragt, dies sei aber aufgrund laufender Ermittlungsverfahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung zunächst abgelehnt worden, sagte Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) am Montag vor Journalisten in Magdeburg. Erst zwei Tage vor dem Todesfall sei ein neuer Antrag genehmigt worden. Zu diesem Zeitpunkt war das Ermittlungsverfahren so weit fortgeschritten, dass er hätte abgeschoben werden können. Weitere Verfahren hatten sich Keding zufolge zudem erledigt.

Tödlicher Streit in Köthen
Bei einem Streit ist ein 22-Jähriger gestorben. © dpa / Sebastian Willnow

Zehn Anzeigen bei „Trauermarsch“ in Köthen

Stahlknecht war die Lage sehr früh am gestrigen Sonntag bekannt. Man alarmierte die Landesbereitschaft und habe einen Aufruf an die anderen Bundesländer, die Bundespolizei sowie die Polizei gestartet. Seehofer habe in einem Telefonat sofort Hilfe zugesagt.

Lob gibt es für den Bürgermeister Hauschild, der „vorbildlich und deeskalierend“ gehandelt haben. Stahlknecht erklärt, dass neben AfD-Anhängern auch 400 bis 500 Rechtsradikale beim Trauermarsch teilnahmen. Die Polizei war im hohen dreistelligen Bereich im Einsatz. Die genaue Zahl will Stahlknecht nicht nennen. 

Bei dem sogenannten Trauermarsch nach der tödlichen Auseinandersetzung in Köthen in Sachsen-Anhalt hat die Polizei zunächst zehn Anzeigen aufgenommen. Es werde wegen des Verdachts der Volksverhetzung, der Beleidigung, Verstößen gegen das Versammlungsrecht sowie einer Körperverletzung gegen Pressevertreter ermittelt, sagte Sachsen-Anhalts Landespolizeidirektorin Christiane Bergmann am Montag in Magdeburg. Derzeit werde das Demogeschehen auf weitere Straftaten hin ausgewertet. Dafür nutze die Polizei sowohl eigene Erkenntnisse als auch Videoaufzeichnungen und Onlinematerial. Bei einer Kundgebung habe es ein offenes Mikrofon gegeben, dass von der rechtsextremen Szene belegt worden sei, so Bergmann.

Köthen-News: Haseloff glaubt nicht an ein zweites Chemnitz

Update 10.46 Uhr: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat die Reaktion der Politik und der Bevölkerung Köthens nach dem Tod eines 22-jährigen Deutschen gelobt. Er glaube nicht, dass ein zweites Chemnitz drohe, wo es große fremdenfeindliche Ausschreitungen gegeben hatte, sagte Haseloff vor Sitzungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. Politik und Bürger hätten rasch reagiert, „von Anfang an klar Kante gezeigt“ und sehr verantwortungsbewusst gehandelt.

Köthen-News: Seehofer will mit Bewertung der Ereignisse auf Ermittlungen warten

Update 10.32 Uhr: Innenminister Horst Seehofer äußerte sich vor der Vorstandssitzung der CSU zu den Ereignissen in Köthen: "Ich habe in einem ersten Schritt alles getan. Wir haben Polizeikräfte zur Verfügung gestellt, damit der Rechtsstaat durchgesetzt werden kann und die Polizei den Staat und die Demonstrationen schützen kann.“

Zur Tat selbst gab sich Seehofer vorsichtig. „Man muss bei solchen Tatumständen immer die Ermittlungen abwarten. Der Tathergang ist - für mich jedenfalls - noch nicht ausreichend geklärt. Ich empfehle, dass wir Politiker auf die Ergebnisse waren, bevor wir sie bewerten“, so der CSU-Mann. Seehofer zeigte sich von diesem neuerlichen „Tötungsdelikt“, wie er es nannte, „betroffen“. Er sagte jedoch auch: „Zum Tathergang wäre ich vorsichtig."

„Wir müssen alles tun, dass wir die Dinge, die wir in diesen Tagen erleben, in unserem Rechtsstaat auch überwinden“, betonte der Innenminister. „Es sind schlimme antisemitische Vorfälle, es ist Rechtsradikalität. Aber es sind auch Gewaltverbrechen, die von Zuwanderern durchgeführt werden. Wir müssen alle Herausforderungen annehmen und nicht das eine gegen das andere ausspielen.“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am Montag beim Eintreffen zu Sitzungen der CDU-Führungsgremien in Berlin von einem schlimmen Fall. Mit Blick auf die Demonstrationen am Sonntag betonte er aber auch: „Die Köthener haben das mit großem Anstand gemacht.“

News zu Köthen: „Leute waren zum Teil in Chemnitz“

Update 9.44 Uhr: Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) hat sich nach dem tödlichen Streit zwischen zwei Männergruppen erschrocken gezeigt über Gewaltaufrufe bei den anschließenden Protesten. Er rief deshalb am Montag abermals zur Besonnenheit auf. Es sei schwer, wenn die Gewalt von außen nach Köthen komme, sagte der Sozialdemokrat im ZDF-„Morgenmagazin“. Er selbst habe zwar keine Aktionen gegen Rechts geplant, wenn aber etwas passiere, seien die Köthener vorbereitet.

Mit Blick auf die letztlich weitgehend friedlich verlaufenen Proteste vom Vorabend fügte Hauschild hinzu: „Leider waren eben doch viele Rechte da gewesen, die versucht haben, sich Gehör zu verschaffen vor den Köthenern.“ Die Stimmung sei durch zugereiste Rechte angeheizt worden. „Es wurden in Sozialen Medien Aufrufe gestartet, in geschlossenen rechten Gruppen, und das waren halt die, die in Köthen präsent gewesen sind. Man sagte mir, zum Teil sogar Leute, die vorher in Chemnitz präsent gewesen sind. Das sind halt rechte reisende Touristen.“ Er sei erschrocken über die Reden.

Tödlicher Streit in Köthen: Bernd Hauschild (SPD).
Tödlicher Streit in Köthen: Bernd Hauschild (SPD). © dpa / Sebastian Willnow

Köthen-News: Minister treten vor Presse - weitere Erkenntnisse erwartet

Update 7.53 Uhr:

Nach dem Streit zwischen zwei Männergruppen in Köthen in Sachsen-Anhalt und dem Tod eines 22-jährigen Deutschen wollen die Behörden weitere Erkenntnisse mitteilen. Innenminister Holger Stahlknecht und Justizministerin Anne-Marie Keding (beide CDU) haben für den späteren Vormittag zu einer Pressekonferenz in Magdeburg eingeladen. Seit dem späten Sonntagabend sitzen zwei Afghanen im Alter von 18 und 20 Jahren wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft.

Nach dpa-Informationen waren die beiden Afghanen polizeibekannt, einer wegen mehrerer kleinerer Delikte und Körperverletzung. Einer hatte eine Duldung. Der zweite sollte eigentlich abgeschoben werden, was aber wegen laufender Ermittlungen auf Eis lag. Zuvor hatte die „Mitteldeutsche Zeitung“ darüber berichtet.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) warnte vor einer Instrumentalisierung des Falls. „Bei aller Emotionalität ist jeder Versuch zurückzuweisen, aus Köthen, wie es im Internet heißt, ein zweites Chemnitz machen zu wollen“, sagte er der dpa.

Das waren die News aus Köthen vom 10. September

Update 22.25 Uhr

Nach dem tödlichen Streit in Köthen sitzen die beiden Verdächtigen in Untersuchungshaft. Ein Richter erließ am Sonntagabend Haftbefehl wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge, wie die Polizei mitteilte.

Update 21.40 Uhr

Aggressive Stimmung bei Kundgebung in Köthen

Bei einer Kundgebung nach dem tödlichen Streit in Köthen ist die Stimmung unter den Teilnehmern nach stillem Beginn zwischenzeitlich aggressiver geworden. „Dies ist ein Tag der Trauer. Aber wir werden die Trauer in Wut verwandeln“, sagte ein Redner am Sonntagabend auf dem Spielplatz, auf dem es am Vorabend zu dem Streit zwischen zwei Männergruppen gekommen war. „Widerstand“, „Auge um Auge“, „Zahn um Zahn“ und „Wir sind das Volk“ erschallte es aus dem Kreis der Menschen, von denen viele Aufrufen rechter Gruppierungen in sozialen Netzwerken gefolgt waren.

Andere skandierten „Lügenpresse“. Als ein Beobachter die Szenerie mit einem Handy filmte, wurde er geschubst, die Polizei griff schnell ein. Mehrere Teilnehmer betonten, dass sich nicht nur Rechte zu dem Marsch versammelt hätten. Eine junge Frau sagte, sie dachte, Chemnitz sei weit weg - „aber Pustekuchen“. Anschließend endete die Kundgebung am Spielplatz, die Teilnehmer machten sich auf den Rückweg.

An der Kundgebung haben rund 2500 Menschen teilgenommen. Das teilte das Lagezentrum des Innenministeriums am Sonntagabend auf Anfrage mit. Augenzeugen hatten die Zahl der Teilnehmer zu Beginn deutlich niedriger eingeschätzt.

Update 19.32 Uhr

Nach dem tödlichen Streit in Köthen haben sich nach Schätzungen rund 500 Menschen am Sonntagabend an einem sogenannten Trauermarsch beteiligt. Rechte Gruppierungen hatten in sozialen Netzwerken zur Teilnahme an der Aktion in der Stadt in Sachsen-Anhalt aufgerufen. Die Teilnehmer zogen nach Augenzeugenberichten schweigend und ohne Transparente oder Spruchbänder durch die Straße in Richtung eines Spielplatzes, wo sich der Streit ereignet hatte. Dort legten Teilnehmer Blumen nieder.

Zuvor hatten rund 50 Menschen gegen rechte Hetze demonstriert. Sie waren dem Aufruf der Linken-Politikerin Henriette Quade gefolgt und hatten sich am Bahnhof der Stadt versammelt. „Wo sich der Mob formiert, funken wir dazwischen“, war auf Spruchbändern zu lesen.

Menschen haben sich in der Innenstadt versammelt, nachdem dort ein 22-Jähriger bei einem Streit zwischen zwei Männergruppen ums Leben gekommen war.
Menschen haben sich in der Innenstadt versammelt, nachdem dort ein 22-Jähriger bei einem Streit zwischen zwei Männergruppen ums Leben gekommen war. © dpa / Hendrik Schmidt

Update 18.17 Uhr

Köthen: Das Opfer starb wohl an einem Herzinfarkt

Der in Köthen in Sachsen-Anhalt nach einem Streit mit zwei Afghanen ums Leben gekommene Deutsche ist nach Informationen der „Mitteldeutschen Zeitung“ an einem Herzinfarkt gestorben. Das sei das Ergebnis der Obduktion am Sonntag, berichtete die in Halle erscheinende Zeitung am Sonntag. Der 22 Jahre alte Mann hatte demnach eine kardiologische Vorerkrankung. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur war es auf einem Spielplatz zu einem Streit zwischen mehreren Männern gekommen. Drei aus Afghanistan stammende Männer sollen zunächst mit einer Frau dort darüber gestritten haben, von wem sie schwanger ist. Dann sollen der 22-jährige Deutsche und ein Begleiter, der laut der Mitteldeutschen Zeitung sein Bruder gewesen sein soll, hinzugekommen sein. Am Ende war der 22-Jährige tot. Gegen den dritten aus Afghanistan stammenden Mann gibt es nach dpa-Informationen keinen Verdacht, er wurde nicht festgenommen. 

Die beiden tatverdächtigen Asylbewerber sollen der Polizei bereits bekannt sein. Wie die Mitteldeutsche Zeitung weiter berichtet, soll der jüngere von beiden eine Aufenthaltsgenehmigung haben, während der ältere Verdächtige abgeschoben werden sollte. Jedoch ermittle die Staatsanwaltschaft noch gegen ihn. 

Informationen der Bild zufolge soll es sich bei dem Bruder des Opfers um einen „vorbestraften rechtsextremen Intensivtäter“ handeln. 

Update 17.16 Uhr

Nach einem tödlichen Streit in Köthen bereitet sich die Polizei auf Proteste in der Stadt in Sachsen-Anhalt vor. Die Linken-Politikerin Henriette Quade meldete für Sonntag eine Demonstration gegen rechte Hetze an, die um 18 Uhr am Bahnhof beginnen sollte. In sozialen Netzwerken riefen außerdem rechte Gruppierungen zur Teilnahme an einem sogenannten Trauermarsch auf. Köthens Bürgermeister Bernd Hauschild (SPD) riet auf seiner Facebookseite von der Teilnahme an dieser Kundgebung ab - „da mir Informationen vorliegen, dass auch gewaltbereite Gruppen von außerhalb Köthens in großer Zahl anreisen werden“.

Hauschild war am Mittag mit anderen Politikern zum Tatort, einem Spielplatz, gekommen, um des Opfers zu gedenken. Er habe mit großer Bestürzung vom Tod des 22-Jährigen erfahren.

Die Polizei bereitet sich auf Proteste in Köthen vor.
Die Polizei bereitet sich auf Proteste in Köthen vor. © dpa / Sebastian Willnow

Die Evangelische Landeskirche Anhalts will nach dem tödlichen Streit in Köthen Spenden für die Bestattung des Opfers sammeln. Die Spendensammlung sollte mit einer Trauerandacht am Sonntagnachmittag beginnen und noch einige Tage dauern, sagte Kirchenpräsident Joachim Liebig. „Der Tod eines Menschen ist der schlechteste Anlass für eine Instrumentalisierung“, sagte Liebig. „Es betrifft die ganze Gemeinschaft, wenn jemand so aus ihrer Mitte zu Tode kommt.“ Zu der Andacht kamen etwa 300 Menschen, darunter auch mehrere Politiker.

Erstmeldung vom 9.September 

Köthen - Bei einem Streit zwischen zwei Männergruppen in Köthen ist ein 22 Jahre alter Mann ums Leben gekommen. Zwei afghanische Staatsbürger wurden in der Nacht zu Sonntag wegen des Anfangsverdachts eines Tötungsdelikts festgenommen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Sachsen-Anhalt gemeinsam mitteilten.

Köthen: Polizei ermittelt in alle Richtungen

Zu den Hintergründen des Geschehens sei derzeit nichts bekannt, hieß es weiter. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur war es zuvor an einem Spielplatz zu einem Streit zwischen mehreren Männern gekommen.

Kurz darauf kamen der 22-Jährige und ein Begleiter dazu. Der Tote war den Informationen zufolge deutscher Staatsbürger. Auch die „Welt am Sonntag“ hatte berichtet.

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dpa/nz

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